Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.So viel dir Kräft' entquillen,"entquillen" stat "entquellen". Fehlt unsre dir allein Aus Wahl, aus freyem Willen Den heißen Trieb zu stillen Der Erde Freund zu seyn. Wenn dich in deinem Gleise Das Joch der Allmacht hält, So bildet sich der Weise In seinem Wirkungskreise Selbst seine Sonn und Welt."Selbst seine Sonn'" -- Dan komt das harte Selbst noch 2 mal hinter einander. In seiner Geistes-Würde,[187] Die ihn der Zukunft naht, Trotzt er des Lebens Bürde Und hält in niedrer Hürde Selbst mit der Gottheit Rath. Er wägt sich selbst nach Thaten Und achtet keine Last, Wenn sie das Wohl der Staaten"Wohl der Staaten und Saa-5 ten" Hier ist das Eigentliche und Uneigentliche zu hart hinter ein- ander, und stat "Wohl" müste auch eine Metapher reden. "Eine die Saaten umfassende10 Last" giebt kein Bild. Und hoffnungsvolle Saaten Für Brüderglück umfaßt. Daß ich mein Daseyn lenke,Diese Strophe scheint zumal mit der 2ten Zeile ausser dem Fokus des Sonnenbrenspiegel-Feuers des Vorigen zu fallen.15 Wie es mein Herz bedacht, Daß ich Gott fühl' und denke, Sind schönere Geschenke Als aller Sonnen Pracht. Weit über sie erhoben Schwingt mich der Flug der Zeit"Ein Flug, der einen andern er- hoben über etwas schwingt" Von diesem niedern Globen Zu höhern Geistesproben In die Unsterblichkeit. So viel dir Kräft’ entquillen,„entquillen“ ſtat „entquellen“. Fehlt unſre dir allein Aus Wahl, aus freyem Willen Den heißen Trieb zu ſtillen Der Erde Freund zu ſeyn. Wenn dich in deinem Gleiſe Das Joch der Allmacht hält, So bildet ſich der Weiſe In ſeinem Wirkungskreiſe Selbſt ſeine Sonn und Welt.„Selbſt ſeine Sonn’“ — Dan komt das harte Selbſt noch 2 mal hinter einander. In ſeiner Geiſtes-Würde,[187] Die ihn der Zukunft naht, Trotzt er des Lebens Bürde Und hält in niedrer Hürde Selbſt mit der Gottheit Rath. Er wägt ſich ſelbſt nach Thaten Und achtet keine Laſt, Wenn ſie das Wohl der Staaten„Wohl der Staaten und Saa-5 ten“ Hier iſt das Eigentliche und Uneigentliche zu hart hinter ein- ander, und ſtat „Wohl“ müſte auch eine Metapher reden. „Eine die Saaten umfaſſende10 Laſt“ giebt kein Bild. Und hoffnungsvolle Saaten Für Brüderglück umfaßt. Daß ich mein Daſeyn lenke,Dieſe Strophe ſcheint zumal mit der 2ten Zeile auſſer dem Fokus des Sonnenbrenſpiegel-Feuers des Vorigen zu fallen.15 Wie es mein Herz bedacht, Daß ich Gott fühl’ und denke, Sind ſchönere Geſchenke Als aller Sonnen Pracht. Weit über ſie erhoben Schwingt mich der Flug der Zeit„Ein Flug, der einen andern er- hoben über etwas ſchwingt“ Von dieſem niedern Globen Zu höhern Geiſtesproben In die Unſterblichkeit. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <lg xml:id="poem1" type="poem"> <pb facs="#f0183" n="169"/> <lg> <l xml:id="poem1_31">So viel dir Kräft’ entquillen,<note corresp="#poem1_31" place="right" rend="#box">„entquillen“ ſtat „entquellen“.</note></l><lb/> <l>Fehlt unſre dir allein</l><lb/> <l>Aus Wahl, aus freyem Willen</l><lb/> <l>Den heißen Trieb zu ſtillen</l><lb/> <l>Der Erde Freund zu ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Wenn dich in deinem Gleiſe</l><lb/> <l>Das Joch der Allmacht hält,</l><lb/> <l>So bildet ſich der Weiſe</l><lb/> <l>In ſeinem Wirkungskreiſe</l><lb/> <l xml:id="poem1_40">Selbſt ſeine Sonn und Welt.<note corresp="#poem1_40" place="right" rend="#box">„Selbſt ſeine Sonn’“ — Dan<lb/> komt das harte Selbſt noch 2<lb/> mal hinter einander.</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>In ſeiner Geiſtes-Würde,<note place="right"><ref target="1922_Bd3_187">[187]</ref></note></l><lb/> <l>Die ihn der Zukunft naht,</l><lb/> <l>Trotzt er des Lebens Bürde</l><lb/> <l>Und hält in niedrer Hürde</l><lb/> <l>Selbſt mit der Gottheit Rath.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Er wägt ſich ſelbſt nach Thaten</l><lb/> <l>Und achtet keine Laſt,</l><lb/> <l xml:id="poem1_48">Wenn ſie das Wohl der Staaten<note corresp="#poem1_48" place="right" rend="#box">„<hi rendition="#g">Wohl</hi> der Staaten und <hi rendition="#g">Saa-<lb n="5"/> ten</hi>“ Hier iſt das Eigentliche und<lb/> Uneigentliche zu hart hinter ein-<lb/> ander, und ſtat „Wohl“ müſte<lb/> auch eine Metapher reden.<lb/> „Eine die Saaten umfaſſende<lb n="10"/> Laſt“ giebt kein Bild.</note></l><lb/> <l>Und hoffnungsvolle Saaten</l><lb/> <l>Für Brüderglück umfaßt.</l> </lg><lb/> <lg> <l xml:id="poem1_51">Daß ich mein Daſeyn lenke,<note corresp="#poem1_51" place="right" rend="#box">Dieſe Strophe ſcheint zumal mit<lb/> der 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Zeile auſſer dem Fokus<lb/> des Sonnenbrenſpiegel-Feuers<lb/> des Vorigen zu fallen.<lb n="15"/> </note></l><lb/> <l>Wie es mein Herz bedacht,<lb/> Daß ich Gott fühl’ und denke,<lb/> Sind ſchönere Geſchenke<lb/> Als aller Sonnen Pracht.<lb/></l> </lg> <lg> <l>Weit über ſie erhoben</l><lb/> <l xml:id="poem1_57">Schwingt mich der Flug der Zeit<note corresp="#poem1_57" place="right" rend="#box">„Ein <hi rendition="#g">Flug,</hi> der einen andern <hi rendition="#g">er-<lb/> hoben über</hi> etwas <hi rendition="#g">ſchwingt</hi>“</note></l><lb/> <l>Von dieſem niedern Globen</l><lb/> <l>Zu höhern Geiſtesproben</l><lb/> <l>In die Unſterblichkeit.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [169/0183]
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In ſeinem Wirkungskreiſe
Selbſt ſeine Sonn und Welt.
In ſeiner Geiſtes-Würde,
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Trotzt er des Lebens Bürde
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Selbſt mit der Gottheit Rath.
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Wie es mein Herz bedacht,
Daß ich Gott fühl’ und denke,
Sind ſchönere Geſchenke
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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