Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

Bild:
<< vorherige Seite

-- Der lezte Tag des Jahrs ist für mich ein stiller Karfreitag, den
ich, ohne Arbeiten und ohne Besuche, blos mit einem weichen Be-
schauen der Vergangenheit und des Lebens und des Innern verträume.
Und da kein Jahr meiner Seele so viel gab als dieses seit 2 Monaten:
so mus ich ja heute mit den innigsten Wünschen des heitersten künftigen5
an die zwei unaussprechlich geliebten Wesen denken.

Vergeben Sie einem Menschen, der nichts ähnliches mit der ver-
kalkten Generazion um sich hat, die alte Sitte des herzlichsten Wunsches.
Wünschen ist Lieben;

[Ihr] Freund [?] Richter.
183. An Böttiger.10

Ich bitte Sie, theuerer Freund, nur auf heute um den 4ten Theil des
Musageten, den Herder hatte. -- Ich freue mich, daß wir beide
uns heute bei einem Musageten treffen, der auch noch einen andern,
unsern Herder dazu gebeten.15

184. An Böttiger.

Guten Morgen! Ich wil Ihnen schon wie die Aurora am Morgen
etwas entführen, -- aber blos die Litteraturzeitung, um welche ich
auf eine 1/2 Terzie bitte. Ignosce! --

Richter20
185. An Böttiger.[159]

Lieber Freund und Geber! Hier ist der Dank und wieder eine Bitte --,
um Swifts Works, damit ich aus ihnen die ungelesenen suche. --

Ich weis nicht, ob ich mich heute aus meiner litterarischen Rushütte25
in die Herdersche Silberhütte verfüge --, spät in jedem Fal. Adio!

R.
186. An Böttiger.

"Gieb uns unser montägliches litterarisches Brod" So möcht' ich30
fast die Bitte um die L[itteratur] Zeitung des vorigen Montags
anfangen. Das Modejournal komt auf meinem Tisch ausser der Mode

— Der lezte Tag des Jahrs iſt für mich ein ſtiller Karfreitag, den
ich, ohne Arbeiten und ohne Beſuche, blos mit einem weichen Be-
ſchauen der Vergangenheit und des Lebens und des Innern verträume.
Und da kein Jahr meiner Seele ſo viel gab als dieſes ſeit 2 Monaten:
ſo mus ich ja heute mit den innigſten Wünſchen des heiterſten künftigen5
an die zwei unausſprechlich geliebten Weſen denken.

Vergeben Sie einem Menſchen, der nichts ähnliches mit der ver-
kalkten Generazion um ſich hat, die alte Sitte des herzlichſten Wunſches.
Wünſchen iſt Lieben;

[Ihr] Freund [?] Richter.
183. An Böttiger.10

Ich bitte Sie, theuerer Freund, nur auf heute um den 4ten Theil des
Muſageten, den Herder hatte. — Ich freue mich, daß wir beide
uns heute bei einem Muſageten treffen, der auch noch einen andern,
unſern Herder dazu gebeten.15

184. An Böttiger.

Guten Morgen! Ich wil Ihnen ſchon wie die Aurora am Morgen
etwas entführen, — aber blos die Litteraturzeitung, um welche ich
auf eine ½ Terzie bitte. Ignosce!

Richter20
185. An Böttiger.[159]

Lieber Freund und Geber! Hier iſt der Dank und wieder eine Bitte —,
um Swifts Works, damit ich aus ihnen die ungeleſenen ſuche. —

Ich weis nicht, ob ich mich heute aus meiner litterariſchen Rushütte25
in die Herdersche Silberhütte verfüge —, ſpät in jedem Fal. Adio!

R.
186. An Böttiger.

„Gieb uns unſer montägliches litterariſches Brod“ So möcht’ ich30
faſt die Bitte um die L[itteratur] Zeitung des vorigen Montags
anfangen. Das Modejournal komt auf meinem Tiſch auſſer der Mode

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0153" n="143"/>
        <p>&#x2014; Der lezte Tag des Jahrs i&#x017F;t für mich ein &#x017F;tiller Karfreitag, den<lb/>
ich, ohne Arbeiten und ohne Be&#x017F;uche, blos mit einem weichen Be-<lb/>
&#x017F;chauen der Vergangenheit und des Lebens und des Innern verträume.<lb/>
Und da kein Jahr meiner Seele &#x017F;o viel gab als die&#x017F;es &#x017F;eit 2 Monaten:<lb/>
&#x017F;o mus ich ja heute mit den innig&#x017F;ten Wün&#x017F;chen des heiter&#x017F;ten künftigen<lb n="5"/>
an die zwei unaus&#x017F;prechlich geliebten We&#x017F;en denken.</p><lb/>
        <p>Vergeben Sie einem Men&#x017F;chen, der nichts ähnliches mit der ver-<lb/>
kalkten Generazion um &#x017F;ich hat, die alte Sitte des herzlich&#x017F;ten Wun&#x017F;ches.<lb/>
Wün&#x017F;chen i&#x017F;t Lieben;</p>
        <closer>
          <salute>[Ihr] Freund [?] Richter.</salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>183. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi><lb n="10"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, Ende 1798 oder Anfang 1799]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich bitte Sie, theuerer Freund, nur auf heute um den 4<hi rendition="#sup">ten</hi> Theil des<lb/>
Mu&#x017F;ageten, den <hi rendition="#aq">Herder</hi> hatte. &#x2014; Ich freue mich, daß wir beide<lb/>
uns heute bei einem Mu&#x017F;ageten treffen, der auch noch einen andern,<lb/>
un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Herder</hi> dazu gebeten.<lb n="15"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>184. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 1798? 1799?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Ich wil Ihnen &#x017F;chon wie die Aurora am Morgen<lb/>
etwas entführen, &#x2014; aber blos die <hi rendition="#aq">Litteraturzeitung,</hi> um welche ich<lb/>
auf eine ½ Terzie bitte. <hi rendition="#aq">Ignosce!</hi> &#x2014;</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="20"/>
            </hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>185. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd3_159">[159]</ref></note></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 1798? 1799?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Lieber Freund und Geber! Hier i&#x017F;t der Dank und wieder eine Bitte &#x2014;,<lb/>
um Swifts <hi rendition="#aq">Works,</hi> damit ich aus ihnen die ungele&#x017F;enen &#x017F;uche. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ich weis nicht, ob ich mich heute aus meiner litterari&#x017F;chen Rushütte<lb n="25"/>
in die <hi rendition="#aq">Herdersche</hi> Silberhütte verfüge &#x2014;, &#x017F;pät in jedem Fal. Adio!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>186. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 1798? 1799?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>&#x201E;Gieb uns un&#x017F;er montägliches litterari&#x017F;ches Brod&#x201C; So möcht&#x2019; ich<lb n="30"/>
fa&#x017F;t die Bitte um die <hi rendition="#aq">L[itteratur] Zeitung</hi> des vorigen Montags<lb/>
anfangen. Das Modejournal komt auf meinem Ti&#x017F;ch au&#x017F;&#x017F;er der Mode<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0153] — Der lezte Tag des Jahrs iſt für mich ein ſtiller Karfreitag, den ich, ohne Arbeiten und ohne Beſuche, blos mit einem weichen Be- ſchauen der Vergangenheit und des Lebens und des Innern verträume. Und da kein Jahr meiner Seele ſo viel gab als dieſes ſeit 2 Monaten: ſo mus ich ja heute mit den innigſten Wünſchen des heiterſten künftigen 5 an die zwei unausſprechlich geliebten Weſen denken. Vergeben Sie einem Menſchen, der nichts ähnliches mit der ver- kalkten Generazion um ſich hat, die alte Sitte des herzlichſten Wunſches. Wünſchen iſt Lieben; [Ihr] Freund [?] Richter. 183. An Böttiger. 10 [Weimar, Ende 1798 oder Anfang 1799] Ich bitte Sie, theuerer Freund, nur auf heute um den 4ten Theil des Muſageten, den Herder hatte. — Ich freue mich, daß wir beide uns heute bei einem Muſageten treffen, der auch noch einen andern, unſern Herder dazu gebeten. 15 184. An Böttiger. [Weimar, 1798? 1799?] Guten Morgen! Ich wil Ihnen ſchon wie die Aurora am Morgen etwas entführen, — aber blos die Litteraturzeitung, um welche ich auf eine ½ Terzie bitte. Ignosce! — Richter 20 185. An Böttiger. [Weimar, 1798? 1799?] Lieber Freund und Geber! Hier iſt der Dank und wieder eine Bitte —, um Swifts Works, damit ich aus ihnen die ungeleſenen ſuche. — Ich weis nicht, ob ich mich heute aus meiner litterariſchen Rushütte 25 in die Herdersche Silberhütte verfüge —, ſpät in jedem Fal. Adio! R. 186. An Böttiger. [Weimar, 1798? 1799?] „Gieb uns unſer montägliches litterariſches Brod“ So möcht’ ich 30 faſt die Bitte um die L[itteratur] Zeitung des vorigen Montags anfangen. Das Modejournal komt auf meinem Tiſch auſſer der Mode

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/153
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/153>, abgerufen am 09.11.2024.