Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Bayreuther Briefe an Sie, ferner Ihren Geburtstagswunsch und R. 67. An Christian Otto. Hof. d. 24 Febr. 95.Lieber Otto,10 Ob ich gleich von der französischen Geschichte so viel weis als von Ich eile, weil es 7 Uhr ist und ich mit dir zu K. wil. Was mir besonders gefallen, hab ich mit O bezeichnet.35 Einzelne Anmerkungen. Bayreuther Briefe an Sie, ferner Ihren Geburtstagswunſch und R. 67. An Chriſtian Otto. Hof. d. 24 Febr. 95.Lieber Otto,10 Ob ich gleich von der franzöſiſchen Geſchichte ſo viel weis als von Ich eile, weil es 7 Uhr iſt und ich mit dir zu K. wil. Was mir beſonders gefallen, hab ich mit O bezeichnet.35 Einzelne Anmerkungen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="54"/> Bayreuther Briefe an Sie, ferner Ihren Geburtstagswunſch und<lb/> endlich den Brief nach der langen Trennung, zu — <hi rendition="#g">leihen:</hi> denn auf<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_47">[47]</ref></note>mein <hi rendition="#g">heiliges Ehrenwort,</hi> ich gebe ſie Ihnen wieder. Denn die<lb/> Zurükfoderung bleibt andern Verhältniſſen. Sie thäten mir einen<lb/> groſſen Gefallen, wenn Sie mir ſie ſogleich nach dem Eſſen mit-<lb n="5"/> ſchikten. Und zu dieſem wünſch’ ich geſegnete Malzeit!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>67. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof.</hi> d. 24 Febr. 95.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Otto,<lb n="10"/> </hi> </salute> </opener> <p>Ob ich gleich von der franzöſiſchen Geſchichte ſo viel weis als von<lb/> der engliſchen, niederländiſchen, päbſtlichen, — ſineſiſchen; ob alſo<lb/> gleich meine Erinnerungen daraus nichts <hi rendition="#g">für</hi> deine <hi rendition="#g">Auto-</hi> oder <hi rendition="#g">wider</hi><lb/> deine <hi rendition="#g">Heterog</hi>raphie beweiſen könten: ſo ſchlieſſ’ ich doch aus der<lb/> Einheit deines Aufſazes, die mit Zufal und fremden Bruchſtücken<lb n="15"/> unverträglich iſt und die allemal Einen Schöpfer verräth, daß für<lb/> dich der Steinbruch der Geſchichte war, was ſie für den Theaterdichter<lb/> iſt: er fand nur den Stof, aber nicht die Geſtalt und hob aus dem<lb/> Wirwar von mehr als einem durchkreuzenden Intereſſe nur eines<lb/> heraus. So — indem du die Akteurs von dem Schauſpiel ſonderſt indes<lb n="20"/> andere das Stük nach den Spielern (Königen oder vorragenden<lb/> Menſchen) zuſchneiden, und indem du bei der Einheit deiner Handlung<lb/> Menſchen nimſt und läſſeſt, weil der Geiſt der doppelten Reformazion<lb/> ſeine Gewebe zwiſchen den Thronen nur anhieng — ſo entwickelſt du<lb/> deine Geſchichte dramatiſch mehr aus dem Geiſt der Zeiten als aus<lb n="25"/> Zufällen, die er nur nüzte. Wenn du die almählige Entwickelung und<lb/> Entkörperung des Freiheitsgeiſtes und ſeine Fauſt- und Thierkämpfe<lb/> mit der Bosheit, Dumheit und dem Zufal malen wollen: ſo haſt<lb/> du ihn gemalt. So iſt eine Geſchichte von der gewöhnlichen ver-<lb/> ſchieden, wie der franzöſiſche Roman, wo beinahe der ganze Schauplaz<lb n="30"/> in der Seele iſt, von einem vol Fakta. Und ich bin am meiſten auf die<lb/> ganze Zuſammenfaſſung des ganzen Europa begierig, wo alsdan der<lb/> Baum (dieſer Aufſaz) nur zum Zweig wird an einem gröſſern Baum.</p><lb/> <p>Ich eile, weil es 7 Uhr iſt und ich mit dir zu <hi rendition="#aq">K.</hi> wil.</p><lb/> <p>Was mir beſonders gefallen, hab ich mit <hi rendition="#aq">O</hi> bezeichnet.<lb n="35"/> </p> <p>Einzelne Anmerkungen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [54/0063]
Bayreuther Briefe an Sie, ferner Ihren Geburtstagswunſch und
endlich den Brief nach der langen Trennung, zu — leihen: denn auf
mein heiliges Ehrenwort, ich gebe ſie Ihnen wieder. Denn die
Zurükfoderung bleibt andern Verhältniſſen. Sie thäten mir einen
groſſen Gefallen, wenn Sie mir ſie ſogleich nach dem Eſſen mit- 5
ſchikten. Und zu dieſem wünſch’ ich geſegnete Malzeit!
[47]
R.
67. An Chriſtian Otto.
Hof. d. 24 Febr. 95.
Lieber Otto, 10
Ob ich gleich von der franzöſiſchen Geſchichte ſo viel weis als von
der engliſchen, niederländiſchen, päbſtlichen, — ſineſiſchen; ob alſo
gleich meine Erinnerungen daraus nichts für deine Auto- oder wider
deine Heterographie beweiſen könten: ſo ſchlieſſ’ ich doch aus der
Einheit deines Aufſazes, die mit Zufal und fremden Bruchſtücken 15
unverträglich iſt und die allemal Einen Schöpfer verräth, daß für
dich der Steinbruch der Geſchichte war, was ſie für den Theaterdichter
iſt: er fand nur den Stof, aber nicht die Geſtalt und hob aus dem
Wirwar von mehr als einem durchkreuzenden Intereſſe nur eines
heraus. So — indem du die Akteurs von dem Schauſpiel ſonderſt indes 20
andere das Stük nach den Spielern (Königen oder vorragenden
Menſchen) zuſchneiden, und indem du bei der Einheit deiner Handlung
Menſchen nimſt und läſſeſt, weil der Geiſt der doppelten Reformazion
ſeine Gewebe zwiſchen den Thronen nur anhieng — ſo entwickelſt du
deine Geſchichte dramatiſch mehr aus dem Geiſt der Zeiten als aus 25
Zufällen, die er nur nüzte. Wenn du die almählige Entwickelung und
Entkörperung des Freiheitsgeiſtes und ſeine Fauſt- und Thierkämpfe
mit der Bosheit, Dumheit und dem Zufal malen wollen: ſo haſt
du ihn gemalt. So iſt eine Geſchichte von der gewöhnlichen ver-
ſchieden, wie der franzöſiſche Roman, wo beinahe der ganze Schauplaz 30
in der Seele iſt, von einem vol Fakta. Und ich bin am meiſten auf die
ganze Zuſammenfaſſung des ganzen Europa begierig, wo alsdan der
Baum (dieſer Aufſaz) nur zum Zweig wird an einem gröſſern Baum.
Ich eile, weil es 7 Uhr iſt und ich mit dir zu K. wil.
Was mir beſonders gefallen, hab ich mit O bezeichnet. 35
Einzelne Anmerkungen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |