Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.macht; aber sie zögern so lange, daß ich sie mit unter die Gegenstände Ich wolte, wir könten über irgend eine philosophische Materie Vielleicht finden Sie in meinem Buche etwas, gegen das ein Leben Sie noch einmal wol und alle Ihre Freunde, die ich kenne 49. An Christian Otto.10 [Hof, 1794? 1795?]Lieber Christian, Ich hätte meinen Morgen nicht satirischer verbringen können als Dazuzusezen zu deiner Oktapla (wenn Lichtenbergs Uebersezung die R.35 macht; aber ſie zögern ſo lange, daß ich ſie mit unter die Gegenſtände Ich wolte, wir könten über irgend eine philoſophiſche Materie Vielleicht finden Sie in meinem Buche etwas, gegen das ein Leben Sie noch einmal wol und alle Ihre Freunde, die ich kenne 49. An Chriſtian Otto.10 [Hof, 1794? 1795?]Lieber Chriſtian, Ich hätte meinen Morgen nicht ſatiriſcher verbringen können als Dazuzuſezen zu deiner Oktapla (wenn Lichtenbergs Ueberſezung die R.35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <postscript> <p><pb facs="#f0053" n="44"/> macht; aber ſie zögern ſo lange, daß ich ſie mit unter die Gegenſtände<lb/> der Neujahrswünſche bringen kan. —</p><lb/> <p>Ich wolte, wir könten über irgend eine philoſophiſche Materie<lb/> uneins werden, um wieder eins zu werden durch ein langes Diſputieren<lb/> darüber.<lb n="5"/> </p> <p>Vielleicht finden Sie in meinem Buche etwas, gegen das ein<lb/> Brief-Manifeſt zu erlaſſen iſt. —</p><lb/> <p>Leben Sie noch einmal wol und alle Ihre Freunde, die ich kenne<lb/> und die ich nicht kenne.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>49. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="10"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 1794? 1795?]</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Chriſtian,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich hätte meinen Morgen nicht ſatiriſcher verbringen können als<lb/> daß ich um mich den Luzian, den Thümmel und die Peri- und Para-<lb/> phraſe des Hogarths zu legen hatte, die burleſke Todtengräberſzene<lb n="15"/> auf der Gaſſe nicht einmal mitgerechnet, wo die Zuſchauer faſt alle<lb/> zum zweiten und die Akteurs zu meinem Geſchlechte gehörten. Du<lb/> hatteſt mir das Meiſte ſchon geſagt, aber ſo kont’ ichs erſt beſſer<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_37">[37]</ref></note>überdenken zumal neben den geſtochnen 〈gerade ein ſolches chn machſt<lb/> du〉 Blättern.<lb n="20"/> </p> <p>Dazuzuſezen zu deiner Oktapla (wenn Lichtenbergs Ueberſezung die<lb/> Septante iſt) hab’ und weis ich nichts, weil ich überhaupt unter allen<lb/> Menſchen am wenigſten einen Kupferſtich, ein geſelſchaftliches<lb/> Räthſel oder dergl. zu entziffern verſtehe, obwol leichter zu verziffern.<lb/> Ich wil lieber 20 Räthſel machen als 1 löſen. — Deſto lieber muſten<lb n="25"/> mir deine, beſonders um das Nachtſtük, ſinreich zuſammengeſtelten<lb/> Randgloſſen ſein. Ich hab es probiert und wolte noch einen oder ein<lb/> Paar glükliche Züge ſelber erfinden und habe die Nacht lange an-<lb/> geſehen — aber bis jezt hab’ ich noch keinen. Wenn du deine Aus-<lb/> legung eben ſo leſerlich machſt als ſie lesbar iſt: ſo kanſt du ſie —<lb n="30"/> welches ich thäte — dem Lichtenberg ſelber ſchicken, zumal da er ſich<lb/> zum Auffinden der hogartiſchen Schäze auch <hi rendition="#g">fremde</hi> Wünſchelruthen<lb/> in der Vorrede ausbittet. Leb wol, Lieber, und ſchicke mir bald<lb/> wieder etwas.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> <lb n="35"/> </salute> </closer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [44/0053]
macht; aber ſie zögern ſo lange, daß ich ſie mit unter die Gegenſtände
der Neujahrswünſche bringen kan. —
Ich wolte, wir könten über irgend eine philoſophiſche Materie
uneins werden, um wieder eins zu werden durch ein langes Diſputieren
darüber. 5
Vielleicht finden Sie in meinem Buche etwas, gegen das ein
Brief-Manifeſt zu erlaſſen iſt. —
Leben Sie noch einmal wol und alle Ihre Freunde, die ich kenne
und die ich nicht kenne.
49. An Chriſtian Otto. 10
[Hof, 1794? 1795?]
Lieber Chriſtian,
Ich hätte meinen Morgen nicht ſatiriſcher verbringen können als
daß ich um mich den Luzian, den Thümmel und die Peri- und Para-
phraſe des Hogarths zu legen hatte, die burleſke Todtengräberſzene 15
auf der Gaſſe nicht einmal mitgerechnet, wo die Zuſchauer faſt alle
zum zweiten und die Akteurs zu meinem Geſchlechte gehörten. Du
hatteſt mir das Meiſte ſchon geſagt, aber ſo kont’ ichs erſt beſſer
überdenken zumal neben den geſtochnen 〈gerade ein ſolches chn machſt
du〉 Blättern. 20
[37]Dazuzuſezen zu deiner Oktapla (wenn Lichtenbergs Ueberſezung die
Septante iſt) hab’ und weis ich nichts, weil ich überhaupt unter allen
Menſchen am wenigſten einen Kupferſtich, ein geſelſchaftliches
Räthſel oder dergl. zu entziffern verſtehe, obwol leichter zu verziffern.
Ich wil lieber 20 Räthſel machen als 1 löſen. — Deſto lieber muſten 25
mir deine, beſonders um das Nachtſtük, ſinreich zuſammengeſtelten
Randgloſſen ſein. Ich hab es probiert und wolte noch einen oder ein
Paar glükliche Züge ſelber erfinden und habe die Nacht lange an-
geſehen — aber bis jezt hab’ ich noch keinen. Wenn du deine Aus-
legung eben ſo leſerlich machſt als ſie lesbar iſt: ſo kanſt du ſie — 30
welches ich thäte — dem Lichtenberg ſelber ſchicken, zumal da er ſich
zum Auffinden der hogartiſchen Schäze auch fremde Wünſchelruthen
in der Vorrede ausbittet. Leb wol, Lieber, und ſchicke mir bald
wieder etwas.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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