Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

Mir ist als wenn ich hier Sie noch einmal verliesse: denn Sie und
Christian sind das Zwillingsgestirn meiner Liebe, das im bayreuth[er]
Himmel steht und nach dem ich mich am meisten umblicke. Ach warum
sind Freunde so viel bitterer zu verlassen als Freundinnen?

Die Bonmotsanthologie war Ihnen zum Lesen geschikt: ich hätte5
nichts dagegen, wenn Sie einige Gedankenblize Georgs und
Frizens vor dem reformierten Prediger leuchten liessen, da er an
dem innern Aether des Paares verzweifelt. Dan schicken Sie es
nach -- Hof.

Leben Sie glüklich! Ach wie oft sagt das mein Inneres in jeder10
Woche! Recht recht glüklich!

Richter

N. S. Beinahe hätt ichs vergessen. Das Kampanerthal lies ich
absondern und mit einem besondern Titelblat versehen für Otto:
es ist nur 2 mal in der Welt und darum haben Sie und er diese aus15
2 Exemplaren bestehende Auflage mit einander.

717. An Karoline Herold.
[Kopie aus mehreren Briefen]

Meine Phantasie hat ihre Gestalt an der Hand durch Schatten-
thäler und Alleen neben Bächen geführt -- der geistige Arbeitsbeutel20
(Schreibtafel) -- mich schmerzet Ihr Schmerz -- ich möchte ein
kleines [?] Jahr mit der schönsten Abendröthe schliessen -- ein Traum
aus dem Frühling bringe Ihnen den Frühling -- Ich wünsche Ihnen
zu dem blauen äussern Himmel einen blauen innern und ich wil in
diesem als Drache oder als lange Lufterscheinung herumfahren -- Die25
Freude helf' ihr das Leben tragen, wo es zu hart aufliegt, und lass' ihr
nur soviel Sehnen als zum Hoffen nöthig ist. -- Der Regen kan mir
heute nichts nehmen als den Himmel. -- Der Wiederschein dieses Tags
liegt auf allen meinen Gedanken.

718. An Amöne Herold?[382]30
[Kopie]

Im närrischen Schwefel- und Laugensalzigen Bade des Lebens viel
Brunnenbelustigungen und eine heitere Kurzeit.

Mir iſt als wenn ich hier Sie noch einmal verlieſſe: denn Sie und
Chriſtian ſind das Zwillingsgeſtirn meiner Liebe, das im bayreuth[er]
Himmel ſteht und nach dem ich mich am meiſten umblicke. Ach warum
ſind Freunde ſo viel bitterer zu verlaſſen als Freundinnen?

Die Bonmotsanthologie war Ihnen zum Leſen geſchikt: ich hätte5
nichts dagegen, wenn Sie einige Gedankenblize Georgs und
Frizens vor dem reformierten Prediger leuchten lieſſen, da er an
dem innern Aether des Paares verzweifelt. Dan ſchicken Sie es
nach — Hof.

Leben Sie glüklich! Ach wie oft ſagt das mein Inneres in jeder10
Woche! Recht recht glüklich!

Richter

N. S. Beinahe hätt ichs vergeſſen. Das Kampanerthal lies ich
abſondern und mit einem beſondern Titelblat verſehen für Otto:
es iſt nur 2 mal in der Welt und darum haben Sie und er dieſe aus15
2 Exemplaren beſtehende Auflage mit einander.

717. An Karoline Herold.
[Kopie aus mehreren Briefen]

Meine Phantaſie hat ihre Geſtalt an der Hand durch Schatten-
thäler und Alleen neben Bächen geführt — der geiſtige Arbeitsbeutel20
(Schreibtafel) — mich ſchmerzet Ihr Schmerz — ich möchte ein
kleines [?] Jahr mit der ſchönſten Abendröthe ſchlieſſen — ein Traum
aus dem Frühling bringe Ihnen den Frühling — Ich wünſche Ihnen
zu dem blauen äuſſern Himmel einen blauen innern und ich wil in
dieſem als Drache oder als lange Lufterſcheinung herumfahren — Die25
Freude helf’ ihr das Leben tragen, wo es zu hart aufliegt, und laſſ’ ihr
nur ſoviel Sehnen als zum Hoffen nöthig iſt. — Der Regen kan mir
heute nichts nehmen als den Himmel. — Der Wiederſchein dieſes Tags
liegt auf allen meinen Gedanken.

718. An Amöne Herold?[382]30
[Kopie]

Im närriſchen Schwefel- und Laugenſalzigen Bade des Lebens viel
Brunnenbeluſtigungen und eine heitere Kurzeit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0402" n="381"/>
Mir i&#x017F;t als wenn ich hier Sie noch einmal verlie&#x017F;&#x017F;e: denn Sie und<lb/>
Chri&#x017F;tian &#x017F;ind das Zwillingsge&#x017F;tirn meiner Liebe, das im bayreuth[er]<lb/>
Himmel &#x017F;teht und nach dem ich mich am mei&#x017F;ten umblicke. Ach warum<lb/>
&#x017F;ind Freunde &#x017F;o viel bitterer zu verla&#x017F;&#x017F;en als Freundinnen?</p><lb/>
        <p>Die Bonmotsanthologie war Ihnen zum Le&#x017F;en ge&#x017F;chikt: ich hätte<lb n="5"/>
nichts dagegen, wenn Sie einige Gedankenblize <hi rendition="#aq">Georgs</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Frizens</hi> vor dem reformierten Prediger leuchten lie&#x017F;&#x017F;en, da er an<lb/>
dem innern Aether des Paares verzweifelt. Dan &#x017F;chicken Sie es<lb/>
nach &#x2014; Hof.</p><lb/>
        <p>Leben Sie glüklich! Ach wie oft &#x017F;agt das mein Inneres in jeder<lb n="10"/>
Woche! Recht recht glüklich!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>N. S. Beinahe hätt ichs verge&#x017F;&#x017F;en. Das Kampanerthal lies ich<lb/>
ab&#x017F;ondern und mit einem be&#x017F;ondern Titelblat ver&#x017F;ehen für Otto:<lb/>
es i&#x017F;t nur 2 mal in der Welt und darum haben Sie und er die&#x017F;e aus<lb n="15"/>
2 Exemplaren be&#x017F;tehende Auflage mit einander.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>717. An <hi rendition="#g">Karoline Herold.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie aus mehreren Briefen]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 1797]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Meine Phanta&#x017F;ie hat ihre Ge&#x017F;talt an der Hand durch Schatten-<lb/>
thäler und Alleen neben Bächen geführt &#x2014; der gei&#x017F;tige Arbeitsbeutel<lb n="20"/>
(Schreibtafel) &#x2014; mich &#x017F;chmerzet Ihr Schmerz &#x2014; ich möchte ein<lb/>
kleines [?] Jahr mit der &#x017F;chön&#x017F;ten Abendröthe &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en &#x2014; ein Traum<lb/>
aus dem Frühling bringe Ihnen den Frühling &#x2014; Ich wün&#x017F;che Ihnen<lb/>
zu dem blauen äu&#x017F;&#x017F;ern Himmel einen blauen innern und ich wil in<lb/>
die&#x017F;em als Drache oder als lange Lufter&#x017F;cheinung herumfahren &#x2014; Die<lb n="25"/>
Freude helf&#x2019; ihr das Leben tragen, wo es zu hart aufliegt, und la&#x017F;&#x017F;&#x2019; ihr<lb/>
nur &#x017F;oviel Sehnen als zum Hoffen nöthig i&#x017F;t. &#x2014; Der Regen kan mir<lb/>
heute nichts nehmen als den Himmel. &#x2014; Der Wieder&#x017F;chein die&#x017F;es Tags<lb/>
liegt auf allen meinen Gedanken.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>718. An <hi rendition="#g">Amöne Herold?</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_382">[382]</ref></note><lb n="30"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, Okt. 1797?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Im närri&#x017F;chen Schwefel- und Laugen&#x017F;alzigen Bade des Lebens viel<lb/>
Brunnenbelu&#x017F;tigungen und eine heitere Kurzeit.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0402] Mir iſt als wenn ich hier Sie noch einmal verlieſſe: denn Sie und Chriſtian ſind das Zwillingsgeſtirn meiner Liebe, das im bayreuth[er] Himmel ſteht und nach dem ich mich am meiſten umblicke. Ach warum ſind Freunde ſo viel bitterer zu verlaſſen als Freundinnen? Die Bonmotsanthologie war Ihnen zum Leſen geſchikt: ich hätte 5 nichts dagegen, wenn Sie einige Gedankenblize Georgs und Frizens vor dem reformierten Prediger leuchten lieſſen, da er an dem innern Aether des Paares verzweifelt. Dan ſchicken Sie es nach — Hof. Leben Sie glüklich! Ach wie oft ſagt das mein Inneres in jeder 10 Woche! Recht recht glüklich! Richter N. S. Beinahe hätt ichs vergeſſen. Das Kampanerthal lies ich abſondern und mit einem beſondern Titelblat verſehen für Otto: es iſt nur 2 mal in der Welt und darum haben Sie und er dieſe aus 15 2 Exemplaren beſtehende Auflage mit einander. 717. An Karoline Herold. [Hof, 1797] Meine Phantaſie hat ihre Geſtalt an der Hand durch Schatten- thäler und Alleen neben Bächen geführt — der geiſtige Arbeitsbeutel 20 (Schreibtafel) — mich ſchmerzet Ihr Schmerz — ich möchte ein kleines [?] Jahr mit der ſchönſten Abendröthe ſchlieſſen — ein Traum aus dem Frühling bringe Ihnen den Frühling — Ich wünſche Ihnen zu dem blauen äuſſern Himmel einen blauen innern und ich wil in dieſem als Drache oder als lange Lufterſcheinung herumfahren — Die 25 Freude helf’ ihr das Leben tragen, wo es zu hart aufliegt, und laſſ’ ihr nur ſoviel Sehnen als zum Hoffen nöthig iſt. — Der Regen kan mir heute nichts nehmen als den Himmel. — Der Wiederſchein dieſes Tags liegt auf allen meinen Gedanken. 718. An Amöne Herold? 30 [Hof, Okt. 1797?] Im närriſchen Schwefel- und Laugenſalzigen Bade des Lebens viel Brunnenbeluſtigungen und eine heitere Kurzeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/402
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/402>, abgerufen am 25.11.2024.