hier giebt mir viele Wunden mit nach Leipzig: mög' ich dort in Ihrem schönen Herzen kleinere finden!
Richter
N. S. Ich habe Ihnen noch nicht gesagt, welche ungemein schöne Stellen ich in Ihren Briefen, zumal im vorlezten finde.5
708. An Rektor Seifert in Münchberg.
[Kopie][Hof, 4. Okt. 1797]
Rekt[or] etc. Ragusa. Deine Verzögerung macht meiner ein Ende. Dieses Buch, das ich nur wie eine öffentliche Bibliothek durchlaufen wil, die man nicht durchlieset sondern nachschlägt. So oft du zu Bette10 gehst, so denke ausser ans Sterben und Heirathen an meine Betüber- züge. Bleib froh in deinem Lararium und Lustschlos nicht so wohl als Luststübgen. N. S. Ich bitte dich um die 3 Bücher. 2. N. S. Ich wiederhole meine vorige Bitte. 3. N. S. Und thu es bald. 4. N. S. Hörst du? P. S. Gerade so würde eine Frau einen mündlichen Auf-15 trag geben.
709. An Christian Otto.
[Hof, 5. Okt. 1797]
Sei so gut und schicke mir ein anderes Buch -- den Wüstling aber noch nicht. Hemsterhuis ist herlich.20
710. An Christian Otto.
[Hof, 9. Okt. 1797]
Ich hätt' Euch beinahe denselben Antrag gemacht. -- Aber ein wenig später komm' ich, da ich doch keinen Kaffee trinke. Sieh hier wieder einen extramundanen Gevatter Brief.25
711. An Friedrich Schlichtegroll in Gotha.
[Kopie][Hof, 10. Okt. 1797]
Mit Dank für die Annahme [?] geb' ich Ihnen meinen Namen und das Herz dazu. Da man Pathen nicht stärker und nicht schwächer als den Vater und die Mutter derselben liebt: so bin ich dem kleinen30 Himmelsbürger, der seinen ersten Leichenschleier abgelegt und dem diese Welt die 2te ist, recht gut und ich möchte jezt seinen guten Eltern
hier giebt mir viele Wunden mit nach Leipzig: mög’ ich dort in Ihrem ſchönen Herzen kleinere finden!
Richter
N. S. Ich habe Ihnen noch nicht geſagt, welche ungemein ſchöne Stellen ich in Ihren Briefen, zumal im vorlezten finde.5
708. An Rektor Seifert in Münchberg.
[Kopie][Hof, 4. Okt. 1797]
Rekt[or] ꝛc. Raguſa. Deine Verzögerung macht meiner ein Ende. Dieſes Buch, das ich nur wie eine öffentliche Bibliothek durchlaufen wil, die man nicht durchlieſet ſondern nachſchlägt. So oft du zu Bette10 gehſt, ſo denke auſſer ans Sterben und Heirathen an meine Betüber- züge. Bleib froh in deinem Lararium und Luſtſchlos nicht ſo wohl als Luſtſtübgen. N. S. Ich bitte dich um die 3 Bücher. 2. N. S. Ich wiederhole meine vorige Bitte. 3. N. S. Und thu es bald. 4. N. S. Hörſt du? P. S. Gerade ſo würde eine Frau einen mündlichen Auf-15 trag geben.
709. An Chriſtian Otto.
[Hof, 5. Okt. 1797]
Sei ſo gut und ſchicke mir ein anderes Buch — den Wüſtling aber noch nicht. Hemſterhuis iſt herlich.20
710. An Chriſtian Otto.
[Hof, 9. Okt. 1797]
Ich hätt’ Euch beinahe denſelben Antrag gemacht. — Aber ein wenig ſpäter komm’ ich, da ich doch keinen Kaffee trinke. Sieh hier wieder einen extramundanen Gevatter Brief.25
711. An Friedrich Schlichtegroll in Gotha.
[Kopie][Hof, 10. Okt. 1797]
Mit Dank für die Annahme [?] geb’ ich Ihnen meinen Namen und das Herz dazu. Da man Pathen nicht ſtärker und nicht ſchwächer als den Vater und die Mutter derſelben liebt: ſo bin ich dem kleinen30 Himmelsbürger, der ſeinen erſten Leichenſchleier abgelegt und dem dieſe Welt die 2te iſt, recht gut und ich möchte jezt ſeinen guten Eltern
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hier giebt mir viele Wunden mit nach Leipzig: mög’ ich dort in Ihrem
ſchönen Herzen kleinere finden!
Richter
N. S. Ich habe Ihnen noch nicht geſagt, welche ungemein ſchöne
Stellen ich in Ihren Briefen, zumal im vorlezten finde. 5
708. An Rektor Seifert in Münchberg.
[Hof, 4. Okt. 1797]
Rekt[or] ꝛc. Raguſa. Deine Verzögerung macht meiner ein Ende.
Dieſes Buch, das ich nur wie eine öffentliche Bibliothek durchlaufen
wil, die man nicht durchlieſet ſondern nachſchlägt. So oft du zu Bette 10
gehſt, ſo denke auſſer ans Sterben und Heirathen an meine Betüber-
züge. Bleib froh in deinem Lararium und Luſtſchlos nicht ſo wohl als
Luſtſtübgen. N. S. Ich bitte dich um die 3 Bücher. 2. N. S. Ich
wiederhole meine vorige Bitte. 3. N. S. Und thu es bald. 4. N. S.
Hörſt du? P. S. Gerade ſo würde eine Frau einen mündlichen Auf- 15
trag geben.
709. An Chriſtian Otto.
[Hof, 5. Okt. 1797]
Sei ſo gut und ſchicke mir ein anderes Buch — den Wüſtling aber
noch nicht. Hemſterhuis iſt herlich. 20
710. An Chriſtian Otto.
[Hof, 9. Okt. 1797]
Ich hätt’ Euch beinahe denſelben Antrag gemacht. — Aber ein
wenig ſpäter komm’ ich, da ich doch keinen Kaffee trinke. Sieh hier
wieder einen extramundanen Gevatter Brief. 25
711. An Friedrich Schlichtegroll in Gotha.
[Hof, 10. Okt. 1797]
Mit Dank für die Annahme [?] geb’ ich Ihnen meinen Namen und
das Herz dazu. Da man Pathen nicht ſtärker und nicht ſchwächer als
den Vater und die Mutter derſelben liebt: ſo bin ich dem kleinen 30
Himmelsbürger, der ſeinen erſten Leichenſchleier abgelegt und dem
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/399>, abgerufen am 16.02.2025.
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