Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite
*497. An Amöne Herold.

... Ich sehe Sie heute noch und zwar vor dem Essen, um recht viel[286]
mit Ihnen zu reden, auch hoffe ich Briefe mitzubringen, die Sie
erfreuen und Ihre betrübte Seele erquicken werden. Meine längsten5
Reden aber mit Ihnen erscheinen mir immer nur wie die kürzesten, so
wie meine längsten Briefe nur wie Billete.

O das alte Jahr gehe mit schönen Stunden der Liebe hinunter, und
das neue bringe neue und immer grössere hervor. Wir sind in keinem
mehr so oft beisammen: darum wollen wir die Zeit durch das Herz10
verlängern und uns inniger halten und lieben, je seltner wir uns
sehen ...

Ewig Ihr
Jean Paul
498. An Christian Otto.15

Mit dem grösten Vergnügen und Verdrus hab' ich diese Urthel-
Samlung im lezten Fache der Kommode angetroffen. Nims nur
nicht übel. -- Sage meinem Bruder, was du machst?

499. An Christian Otto.20

Guten Morgen und gutes Jahr! Eben deswegen schick' ich dir
meinen Senior. Heute bekömst du noch 2mal so viel bis [auf] einen
Appendix des Appendix, den ich erst korrigiere, und die Vorrede, die
ich erst mache. Dieser Appendix ist bei weitem nicht so wie der an den25
Belustigungen sondern schlechter; man kans aber keiner Materie vorher
ansehen ob sie ergiebig ist oder nicht. -- Dan hämmere und präg' ich
am Hesperus. Ich solte mich durch solche kleine Schreibereien gar nicht
so lang von meiner längsten entfernen lassen. Wenn ich hinüber
komme, kanst du mir etwan Nr. 18 von Wieland aussuchen.30

500. An Christian Otto.

Hier hast du das Ende. Wenns mir einfält, mach' ich heute die
Vorrede und bringe sie abends. Das schöne Papier bedeutet weiter

*497. An Amöne Herold.

... Ich ſehe Sie heute noch und zwar vor dem Eſſen, um recht viel[286]
mit Ihnen zu reden, auch hoffe ich Briefe mitzubringen, die Sie
erfreuen und Ihre betrübte Seele erquicken werden. Meine längſten5
Reden aber mit Ihnen erſcheinen mir immer nur wie die kürzeſten, ſo
wie meine längſten Briefe nur wie Billete.

O das alte Jahr gehe mit ſchönen Stunden der Liebe hinunter, und
das neue bringe neue und immer gröſſere hervor. Wir ſind in keinem
mehr ſo oft beiſammen: darum wollen wir die Zeit durch das Herz10
verlängern und uns inniger halten und lieben, je ſeltner wir uns
ſehen ...

Ewig Ihr
Jean Paul
498. An Chriſtian Otto.15

Mit dem gröſten Vergnügen und Verdrus hab’ ich dieſe Urthel-
Samlung im lezten Fache der Kommode angetroffen. Nims nur
nicht übel. — Sage meinem Bruder, was du machſt?

499. An Chriſtian Otto.20

Guten Morgen und gutes Jahr! Eben deswegen ſchick’ ich dir
meinen Senior. Heute bekömſt du noch 2mal ſo viel bis [auf] einen
Appendix des Appendix, den ich erſt korrigiere, und die Vorrede, die
ich erſt mache. Dieſer Appendix iſt bei weitem nicht ſo wie der an den25
Beluſtigungen ſondern ſchlechter; man kans aber keiner Materie vorher
anſehen ob ſie ergiebig iſt oder nicht. — Dan hämmere und präg’ ich
am Heſperus. Ich ſolte mich durch ſolche kleine Schreibereien gar nicht
ſo lang von meiner längſten entfernen laſſen. Wenn ich hinüber
komme, kanſt du mir etwan Nr. 18 von Wieland ausſuchen.30

500. An Chriſtian Otto.

Hier haſt du das Ende. Wenns mir einfält, mach’ ich heute die
Vorrede und bringe ſie abends. Das ſchöne Papier bedeutet weiter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0300" n="285"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*497. An <hi rendition="#g">Amöne Herold.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 31. Dez. 1796?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>... Ich &#x017F;ehe Sie heute noch und zwar vor dem E&#x017F;&#x017F;en, um recht viel<note place="right"><ref target="1922_Bd2_286">[286]</ref></note><lb/>
mit Ihnen zu reden, auch hoffe ich Briefe mitzubringen, die Sie<lb/>
erfreuen und Ihre betrübte Seele erquicken werden. Meine läng&#x017F;ten<lb n="5"/>
Reden aber mit Ihnen er&#x017F;cheinen mir immer nur wie die kürze&#x017F;ten, &#x017F;o<lb/>
wie meine läng&#x017F;ten Briefe nur wie Billete.</p><lb/>
        <p>O das alte Jahr gehe mit &#x017F;chönen Stunden der Liebe hinunter, und<lb/>
das neue bringe neue und immer grö&#x017F;&#x017F;ere hervor. Wir &#x017F;ind in keinem<lb/>
mehr &#x017F;o oft bei&#x017F;ammen: darum wollen wir die Zeit durch das Herz<lb n="10"/>
verlängern und uns inniger halten und lieben, je &#x017F;eltner wir uns<lb/>
&#x017F;ehen ...</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ewig Ihr<lb/><hi rendition="#aq">Jean Paul</hi></hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>498. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 1796? 1797?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mit dem grö&#x017F;ten Vergnügen und Verdrus hab&#x2019; ich die&#x017F;e Urthel-<lb/>
Samlung im lezten Fache der Kommode angetroffen. Nims nur<lb/>
nicht übel. &#x2014; Sage meinem Bruder, was du mach&#x017F;t?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>499. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi><lb n="20"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 1. Jan. 1797. Sonntag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen und gutes Jahr! Eben deswegen &#x017F;chick&#x2019; ich dir<lb/>
meinen Senior. Heute beköm&#x017F;t du noch 2mal &#x017F;o viel bis [auf] einen<lb/>
Appendix des Appendix, den ich er&#x017F;t korrigiere, und die Vorrede, die<lb/>
ich er&#x017F;t mache. Die&#x017F;er Appendix i&#x017F;t bei weitem nicht &#x017F;o wie der an den<lb n="25"/>
Belu&#x017F;tigungen &#x017F;ondern &#x017F;chlechter; man kans aber keiner Materie vorher<lb/>
an&#x017F;ehen ob &#x017F;ie ergiebig i&#x017F;t oder nicht. &#x2014; Dan hämmere und präg&#x2019; ich<lb/>
am He&#x017F;perus. Ich &#x017F;olte mich durch &#x017F;olche kleine Schreibereien gar nicht<lb/>
&#x017F;o lang von meiner läng&#x017F;ten entfernen la&#x017F;&#x017F;en. Wenn ich hinüber<lb/>
komme, kan&#x017F;t du mir etwan <hi rendition="#aq">Nr.</hi> 18 von Wieland aus&#x017F;uchen.<lb n="30"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>500. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 3. Jan. 1797]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier ha&#x017F;t du das Ende. Wenns mir einfält, mach&#x2019; ich heute die<lb/>
Vorrede und bringe &#x017F;ie abends. Das &#x017F;chöne Papier bedeutet weiter<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0300] *497. An Amöne Herold. [Hof, 31. Dez. 1796?] ... Ich ſehe Sie heute noch und zwar vor dem Eſſen, um recht viel mit Ihnen zu reden, auch hoffe ich Briefe mitzubringen, die Sie erfreuen und Ihre betrübte Seele erquicken werden. Meine längſten 5 Reden aber mit Ihnen erſcheinen mir immer nur wie die kürzeſten, ſo wie meine längſten Briefe nur wie Billete. [286] O das alte Jahr gehe mit ſchönen Stunden der Liebe hinunter, und das neue bringe neue und immer gröſſere hervor. Wir ſind in keinem mehr ſo oft beiſammen: darum wollen wir die Zeit durch das Herz 10 verlängern und uns inniger halten und lieben, je ſeltner wir uns ſehen ... Ewig Ihr Jean Paul 498. An Chriſtian Otto. 15 [Hof, 1796? 1797?] Mit dem gröſten Vergnügen und Verdrus hab’ ich dieſe Urthel- Samlung im lezten Fache der Kommode angetroffen. Nims nur nicht übel. — Sage meinem Bruder, was du machſt? 499. An Chriſtian Otto. 20 [Hof, 1. Jan. 1797. Sonntag] Guten Morgen und gutes Jahr! Eben deswegen ſchick’ ich dir meinen Senior. Heute bekömſt du noch 2mal ſo viel bis [auf] einen Appendix des Appendix, den ich erſt korrigiere, und die Vorrede, die ich erſt mache. Dieſer Appendix iſt bei weitem nicht ſo wie der an den 25 Beluſtigungen ſondern ſchlechter; man kans aber keiner Materie vorher anſehen ob ſie ergiebig iſt oder nicht. — Dan hämmere und präg’ ich am Heſperus. Ich ſolte mich durch ſolche kleine Schreibereien gar nicht ſo lang von meiner längſten entfernen laſſen. Wenn ich hinüber komme, kanſt du mir etwan Nr. 18 von Wieland ausſuchen. 30 500. An Chriſtian Otto. [Hof, 3. Jan. 1797] Hier haſt du das Ende. Wenns mir einfält, mach’ ich heute die Vorrede und bringe ſie abends. Das ſchöne Papier bedeutet weiter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/300
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/300>, abgerufen am 23.11.2024.