Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.18. An Christian Otto. [Hof] d. 18 Sept. 94.Lieber Otto, Ich bin fast mit allem -- kaum die 2 Vorreden ausgenommen -- 19. An Pfarrer Schinz in Bayreuth. [Kopie][Hof, 18. Sept. 1794]Hofleute verlegen ihre Bitten ins Postskript -- wer ehrlicher ist, thut 20. An Renate Wirth in Hof.[13] [Nicht abgeschickt]Bayreuth d. 21 Sept. 1794 [Sonntag].Liebe Renate,25 Ich fange meinen Brief hier an, ohne den Ihrigen noch anders als 18. An Chriſtian Otto. [Hof] d. 18 Sept. 94.Lieber Otto, Ich bin faſt mit allem — kaum die 2 Vorreden ausgenommen — 19. An Pfarrer Schinz in Bayreuth. [Kopie][Hof, 18. Sept. 1794]Hofleute verlegen ihre Bitten ins Poſtſkript — wer ehrlicher iſt, thut 20. An Renate Wirth in Hof.[13] [Nicht abgeſchickt]Bayreuth d. 21 Sept. 1794 [Sonntag].Liebe Renate,25 Ich fange meinen Brief hier an, ohne den Ihrigen noch anders als <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0030" n="21"/> <div type="letter" n="1"> <head>18. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof] <hi rendition="#aq">d. 18 Sept.</hi> 94.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Otto,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich bin faſt mit allem — kaum die 2 Vorreden ausgenommen —<lb/> eben ſo wenig zufrieden wie mit dem Plebejer-Publikum, das darin<lb n="5"/> vor mir ſas. Aus Begierde, kurz zu werden, muſt’ ich unter den auf-<lb/> geſchriebenen und den einfallenden Gedanken, die der Zwang verdarb,<lb/> ſchlechter wählen als ich gekont hätte. Bitter iſt auch alles — die<lb/> 2 ernſthaften vorhergemachten Aufſäze ausgenommen — kurz ver-<lb/> zeih’s, Otto.<lb n="10"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>19. An <hi rendition="#g">Pfarrer Schinz in Bayreuth.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 18. Sept. 1794]</hi> </dateline><lb/> <p>Hofleute verlegen ihre Bitten ins Poſtſkript — wer ehrlicher iſt, thut<lb/> ſie ſchon auf der 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Zeile — und die meinige[n] ſind die, mir dieſes<lb/> Schreiben und die Freimüthigkeit zu verzeihen, womit ich Ihre alte<lb n="15"/> Erlaubnis zu Ihnen zu kommen zur neueſten mache: Bei uns riegeln<lb/> die Geiſtlichen ein Fenſter um [das] andere am Schafſtal zu, weil ſie<lb/> mit den Oekonomen glauben, daß die finſtern Ställe die geſündeſten<lb/> ſind. Sie peitſchen die Milch des Evangeliums — wie die Tataren die<lb/> Pferdemilch — ſo lange bis ſie ſauer wird und zu Quarg taugt. Der<lb n="20"/> Kopf wird ſtat trepaniert parfümiert mit <hi rendition="#aq">poudre de Maréchal</hi> ꝛc. —<lb/> Der <hi rendition="#aq">Espiégle de Zürch ou du Saint esprit</hi> —</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>20. An <hi rendition="#g">Renate Wirth in Hof.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_13">[13]</ref></note></head><lb/> <note type="editorial">[Nicht abgeſchickt]</note> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 21 Sept.</hi> 1794 [Sonntag].</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#c">Liebe Renate,<lb n="25"/> </hi> </salute> </opener> <p>Ich fange meinen Brief hier an, ohne den Ihrigen noch anders als<lb/> in der Hofnung zu haben — und ohne die Ihrigen — d. h. unter Juden<lb/> und Chriſten — noch geſehen zu haben. Ich gieng zwar Freitag ab,<lb/> aber in der Schmelz war meine Schlaf-Stazion beim Pütner, und am<lb/> Sonabend zu Nachts kam ich mit ihm und ſeinem Geſchir hier an. Ich<lb n="30"/> weis nicht wen ich zuerſt warm ſchreiben ſol, Sie oder meine Finger.<lb/> Hier iſt eine Dezemberkälte, daß man die Verdamten in der Hölle damit<lb/> erfriſchen könte.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [21/0030]
18. An Chriſtian Otto.
[Hof] d. 18 Sept. 94.
Lieber Otto,
Ich bin faſt mit allem — kaum die 2 Vorreden ausgenommen —
eben ſo wenig zufrieden wie mit dem Plebejer-Publikum, das darin 5
vor mir ſas. Aus Begierde, kurz zu werden, muſt’ ich unter den auf-
geſchriebenen und den einfallenden Gedanken, die der Zwang verdarb,
ſchlechter wählen als ich gekont hätte. Bitter iſt auch alles — die
2 ernſthaften vorhergemachten Aufſäze ausgenommen — kurz ver-
zeih’s, Otto. 10
19. An Pfarrer Schinz in Bayreuth.
[Hof, 18. Sept. 1794]
Hofleute verlegen ihre Bitten ins Poſtſkript — wer ehrlicher iſt, thut
ſie ſchon auf der 3ten Zeile — und die meinige[n] ſind die, mir dieſes
Schreiben und die Freimüthigkeit zu verzeihen, womit ich Ihre alte 15
Erlaubnis zu Ihnen zu kommen zur neueſten mache: Bei uns riegeln
die Geiſtlichen ein Fenſter um [das] andere am Schafſtal zu, weil ſie
mit den Oekonomen glauben, daß die finſtern Ställe die geſündeſten
ſind. Sie peitſchen die Milch des Evangeliums — wie die Tataren die
Pferdemilch — ſo lange bis ſie ſauer wird und zu Quarg taugt. Der 20
Kopf wird ſtat trepaniert parfümiert mit poudre de Maréchal ꝛc. —
Der Espiégle de Zürch ou du Saint esprit —
20. An Renate Wirth in Hof.
Bayreuth d. 21 Sept. 1794 [Sonntag].
Liebe Renate, 25
Ich fange meinen Brief hier an, ohne den Ihrigen noch anders als
in der Hofnung zu haben — und ohne die Ihrigen — d. h. unter Juden
und Chriſten — noch geſehen zu haben. Ich gieng zwar Freitag ab,
aber in der Schmelz war meine Schlaf-Stazion beim Pütner, und am
Sonabend zu Nachts kam ich mit ihm und ſeinem Geſchir hier an. Ich 30
weis nicht wen ich zuerſt warm ſchreiben ſol, Sie oder meine Finger.
Hier iſt eine Dezemberkälte, daß man die Verdamten in der Hölle damit
erfriſchen könte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |