Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.säzen in meinen alten Tagen eher untreu werden als in meinen jungen?[250] Die dritte Bitte: befehlen Sie meinem Schneider, mir recht Ich eile. Ich sehe Sie ohnehin. Leben Sie wohl! Mög' ich Sie Ihr10 Jean Paul 424. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Okt. 1796. Donnerstag]Lieber! Hier bin ich, aber beinahe in Adams oder Noah's Blösse Jean Paul 425. An Karoline Herold in Hof. [Kopie][Bayreuth, 11. (?) Okt. 1796]20Der schönen Stunde ein 2tes Leben geben und die innern Freuden ſäzen in meinen alten Tagen eher untreu werden als in meinen jungen?[250] Die dritte Bitte: befehlen Sie meinem Schneider, mir recht Ich eile. Ich ſehe Sie ohnehin. Leben Sie wohl! Mög’ ich Sie Ihr10 Jean Paul 424. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Okt. 1796. Donnerstag]Lieber! Hier bin ich, aber beinahe in Adams oder Noah’s Blöſſe Jean Paul 425. An Karoline Herold in Hof. [Kopie][Bayreuth, 11. (?) Okt. 1796]20Der ſchönen Stunde ein 2tes Leben geben und die innern Freuden <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0266" n="251"/> ſäzen in meinen alten Tagen eher untreu werden als in meinen jungen?<note place="right"><ref target="1922_Bd2_250">[250]</ref></note><lb/> Drittens genieſſ’ ich als Gaſt Sie beſſer denn als Miethsman. In<lb/><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> werd’ ich z. B. nicht bei <hi rendition="#aq">Oertel</hi> logieren.</p><lb/> <p>Die dritte Bitte: befehlen Sie meinem Schneider, mir recht<lb/> ſchleunig ein Paar Hoſen zu fertigen. Sie wählen die Ingredienzien<lb n="5"/> dazu: ich möchte ſie von einer hellern Farbe als die vorigen waren, nur<lb/> müſte ſie zum aſchgrauen Rocke paſſen.</p><lb/> <p>Ich eile. Ich ſehe Sie ohnehin. Leben Sie wohl! Mög’ ich Sie<lb/> wiederfinden vol Freude, vol Liebe, vol Vergebung!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi></hi> </salute> </closer> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>424. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 6. Okt. 1796. Donnerstag]</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber! Hier bin ich, aber beinahe in Adams oder Noah’s Blöſſe<lb/> — mein Koffer ſteht bei Ihnen — ſchicken Sie mir ihn ſogleich in die<lb n="15"/> „Sonne“! In 3 Minuten bin ich an Ihnen. Ich wolte dasmal zuerſt zu<lb/> Ihnen, und das Schikſal oder Sie hinderten es.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>425. An <hi rendition="#g">Karoline Herold in Hof.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 11. (?) Okt. 1796]</hi> </dateline> <lb n="20"/> <p>Der ſchönen Stunde ein 2<hi rendition="#sup">tes</hi> Leben geben und die innern Freuden<lb/> eines flatternden Abends malen, um ſie zugleich zu vergröſſern und zu<lb/> verewigen. Im leeren hinunter ſtürzenden Leben [wird] wenig wieder-<lb/> holt, ach ſelten wird ein Tag erneuert, geſchweige ein Zuſtand. Die<lb/> Entfernung des Orts giebt wie die gröſte, die uns in eine 2<hi rendition="#sup">te</hi> Welt<lb n="25"/> hinüberwirft, der bedekten Geſtalt einen magiſchen Schimmer. — Das<lb/> unendliche von Sternen, aber nicht von Wolken verſilberte blaue Ge-<lb/> wölbe — die halb der innigſten Wonne halb dem Erdenſchmerz ge-<lb/> hörende Thräne — Herbſt der Nachklang des verſtumten Sommers:<lb/> — nur bei uns geb’ es keinen Nach- ſondern Einklang — Ihre Tugen-<lb n="30"/> den und Blumen und der kleine Dornenbeſaz — Es giebt keinen Unter-<lb/> ſchied zwiſchen Freundſchaft und Liebe als Eiferſucht. Die Freund-<lb/> ſchaft hat alſo eine Freude mehr und die Liebe hat einen Schmerz<lb/> mehr.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [251/0266]
ſäzen in meinen alten Tagen eher untreu werden als in meinen jungen?
Drittens genieſſ’ ich als Gaſt Sie beſſer denn als Miethsman. In
Leipzig werd’ ich z. B. nicht bei Oertel logieren.
[250]
Die dritte Bitte: befehlen Sie meinem Schneider, mir recht
ſchleunig ein Paar Hoſen zu fertigen. Sie wählen die Ingredienzien 5
dazu: ich möchte ſie von einer hellern Farbe als die vorigen waren, nur
müſte ſie zum aſchgrauen Rocke paſſen.
Ich eile. Ich ſehe Sie ohnehin. Leben Sie wohl! Mög’ ich Sie
wiederfinden vol Freude, vol Liebe, vol Vergebung!
Ihr 10
Jean Paul
424. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Okt. 1796. Donnerstag]
Lieber! Hier bin ich, aber beinahe in Adams oder Noah’s Blöſſe
— mein Koffer ſteht bei Ihnen — ſchicken Sie mir ihn ſogleich in die 15
„Sonne“! In 3 Minuten bin ich an Ihnen. Ich wolte dasmal zuerſt zu
Ihnen, und das Schikſal oder Sie hinderten es.
Jean Paul
425. An Karoline Herold in Hof.
[Bayreuth, 11. (?) Okt. 1796] 20
Der ſchönen Stunde ein 2tes Leben geben und die innern Freuden
eines flatternden Abends malen, um ſie zugleich zu vergröſſern und zu
verewigen. Im leeren hinunter ſtürzenden Leben [wird] wenig wieder-
holt, ach ſelten wird ein Tag erneuert, geſchweige ein Zuſtand. Die
Entfernung des Orts giebt wie die gröſte, die uns in eine 2te Welt 25
hinüberwirft, der bedekten Geſtalt einen magiſchen Schimmer. — Das
unendliche von Sternen, aber nicht von Wolken verſilberte blaue Ge-
wölbe — die halb der innigſten Wonne halb dem Erdenſchmerz ge-
hörende Thräne — Herbſt der Nachklang des verſtumten Sommers:
— nur bei uns geb’ es keinen Nach- ſondern Einklang — Ihre Tugen- 30
den und Blumen und der kleine Dornenbeſaz — Es giebt keinen Unter-
ſchied zwiſchen Freundſchaft und Liebe als Eiferſucht. Die Freund-
ſchaft hat alſo eine Freude mehr und die Liebe hat einen Schmerz
mehr.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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