Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.[243]406. An Frau von Kropff und Ahlefeldt in Bayreuth. Hof d. 13 Sept. 1796.Geliebte Freundin, und geliebter Freund, Räumen Sie in Ihrem melodischen Doppelchor der Freundschaft Du, mein Ahlefeld, hast einige Entschuldigung deiner stummen Sie, verehrte Minona, müssen mir nicht länger den frohen Anblik Otto war nie Hofmeister -- privatisiert ohne Amt hier und lebt blos20 Leben Sie beide froh in der hohen geistigen Harmonie, in deren Leben Sie froh!25 Jean Paul Fr. Richter (*)407. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie, z. T. Konzept][Hof, 13. Sept. 1796][Oertel ist bei mir, eine kindliche Unschuld, ich liebe ihn -- aber30 [243]406. An Frau von Kropff und Ahlefeldt in Bayreuth. Hof d. 13 Sept. 1796.Geliebte Freundin, und geliebter Freund, Räumen Sie in Ihrem melodiſchen Doppelchor der Freundſchaft Du, mein Ahlefeld, haſt einige Entſchuldigung deiner ſtummen Sie, verehrte Minona, müſſen mir nicht länger den frohen Anblik Otto war nie Hofmeiſter — privatiſiert ohne Amt hier und lebt blos20 Leben Sie beide froh in der hohen geiſtigen Harmonie, in deren Leben Sie froh!25 Jean Paul Fr. Richter (*)407. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie, z. T. Konzept][Hof, 13. Sept. 1796][Oertel iſt bei mir, eine kindliche Unſchuld, ich liebe ihn — aber30 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0259" n="244"/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd2_243">[243]</ref></note>406. An <hi rendition="#g">Frau von Kropff und Ahlefeldt in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof d. 13 Sept.</hi> 1796.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Geliebte Freundin, und geliebter Freund,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Räumen Sie in Ihrem melodiſchen Doppelchor der Freundſchaft<lb/> auch meiner ſchwachen Stimme eine Stelle ein! — Ich ſchreibe an Sie<lb n="5"/> beide auf einmal um Sie zu bitten, daß Sie beide mein bisheriges<lb/> Schweigen — nicht ſo wohl vergeben als — erklären. Eben da ich von<lb/> ſo vielen Briefſtellern um mich her auf einmal verklagt werde: ſo<lb/> liegt in der Menge der Klagen die Antwort auf jede. — Ein neues<lb/> langes Werk hat mich und meine Kräfte verſchlungen; kaum kan ich<lb n="10"/> mit dem Kopfe aus dem Krater meines Vulkans herausſehen. Ich wil<lb/> aber herausfliegen und in wenigen Wochen gewis nach Bayreuth an<lb/> zwei ſo theuer geliebte Seelen eilen.</p><lb/> <p>Du, mein Ahlefeld, haſt einige Entſchuldigung deiner ſtummen<lb/> Durchfarth im Ziel und in der Mitternacht. Es iſt freilich leichter, mich<lb n="15"/> zu beſuchen, wenn man nach Berlin als wenn man nach Bayreuth<lb/> geht.</p><lb/> <p>Sie, verehrte Minona, müſſen mir nicht länger den frohen Anblik<lb/> Ihrer Worte entziehen. Ach ich liebe und ſchäze ſie ſo ſehr!</p><lb/> <p>Otto war nie Hofmeiſter — privatiſiert ohne Amt hier und lebt blos<lb n="20"/> der Familie, den Muſen und den Wiſſenſchaften: ſein älteſter Bruder<lb/> iſt praktizierender Advokat, ſein jüngſter Kaufman.</p><lb/> <p>Leben Sie beide froh in der hohen geiſtigen Harmonie, in deren<lb/> Dreiklang ich als der dritte Ton bald kommen möchte!</p><lb/> <p>Leben Sie froh!<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Jean Paul</hi><lb/> Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>(*)407. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Weimar.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie, z. T. Konzept]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 13. Sept. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>[Oertel iſt bei mir, eine kindliche Unſchuld, ich liebe ihn — aber<lb n="30"/> warum ſagte ich ſo lange nichts, theuere Oſtheim, von den Freuden,<lb/> die dein lezter Brief mir brachte? Könte wohl die Idee, die wir von<lb/> uns haben, je ſich ändern? Eben leg’ ich dein leztes Blat aus der<lb/> Hand, ich liebe dich mehr, wenn ich dich traurig denke, und das biſt<lb/> du jezt.]<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [244/0259]
406. An Frau von Kropff und Ahlefeldt in Bayreuth.
Hof d. 13 Sept. 1796.
Geliebte Freundin, und geliebter Freund,
Räumen Sie in Ihrem melodiſchen Doppelchor der Freundſchaft
auch meiner ſchwachen Stimme eine Stelle ein! — Ich ſchreibe an Sie 5
beide auf einmal um Sie zu bitten, daß Sie beide mein bisheriges
Schweigen — nicht ſo wohl vergeben als — erklären. Eben da ich von
ſo vielen Briefſtellern um mich her auf einmal verklagt werde: ſo
liegt in der Menge der Klagen die Antwort auf jede. — Ein neues
langes Werk hat mich und meine Kräfte verſchlungen; kaum kan ich 10
mit dem Kopfe aus dem Krater meines Vulkans herausſehen. Ich wil
aber herausfliegen und in wenigen Wochen gewis nach Bayreuth an
zwei ſo theuer geliebte Seelen eilen.
Du, mein Ahlefeld, haſt einige Entſchuldigung deiner ſtummen
Durchfarth im Ziel und in der Mitternacht. Es iſt freilich leichter, mich 15
zu beſuchen, wenn man nach Berlin als wenn man nach Bayreuth
geht.
Sie, verehrte Minona, müſſen mir nicht länger den frohen Anblik
Ihrer Worte entziehen. Ach ich liebe und ſchäze ſie ſo ſehr!
Otto war nie Hofmeiſter — privatiſiert ohne Amt hier und lebt blos 20
der Familie, den Muſen und den Wiſſenſchaften: ſein älteſter Bruder
iſt praktizierender Advokat, ſein jüngſter Kaufman.
Leben Sie beide froh in der hohen geiſtigen Harmonie, in deren
Dreiklang ich als der dritte Ton bald kommen möchte!
Leben Sie froh! 25
Jean Paul
Fr. Richter
(*)407. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Hof, 13. Sept. 1796]
[Oertel iſt bei mir, eine kindliche Unſchuld, ich liebe ihn — aber 30
warum ſagte ich ſo lange nichts, theuere Oſtheim, von den Freuden,
die dein lezter Brief mir brachte? Könte wohl die Idee, die wir von
uns haben, je ſich ändern? Eben leg’ ich dein leztes Blat aus der
Hand, ich liebe dich mehr, wenn ich dich traurig denke, und das biſt
du jezt.] 35
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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