N. S. zur N. S. Ich wünsche eben so sehr daß Sie als daß ich die Freundin unsers Ichs sehen möchten.
386. An Christian Otto.
[Hof, 22./23. Aug. 1796]
Hier ist die Vorrede. -- Die restierenden Korrekturen brauch ich5 morgen nicht, sondern über-übermorgen etwan mit der Vorrede. Schicke mir doch die Abh[andlung] über die Schauspielkunst.
Das war schon gestern bei dir. Wenn geht die sächs. reitende Post?
387. An Christian Otto.[236]
[Hof, 25. Aug. 1796]10
Kanst du mir nicht den Kostenzettel, nämlich den Einlaszettel in ein Konrektorat zuwenden? -- Den 30 Jun. war das Pränumerazions Halbjahr beim Rektor aus.
*388. An Emanuel.
Hof. d. 26 Aug. 1796.15
Mein innigst Geliebter,
Wenn einmal die harte Stunde käme, wo ich meinen Körper auf lange Zeit von Ihrem reissen müste -- und das heissen wir Menschen ja Trennung -- und wenn die Jahre und die Landstrassen wie scheidende Kerkermauern zwischen unsre Seelen träten: so würd' ich, wenn ich in20 der lezten Minute noch sprechen könte, so zu Ihnen sprechen: "trokne "dich ab, du sanftes menschenfreundliches Auge! Schlage froher, du "gutes schuldloses Herz, ich habe nie deine Liebe und deinen Werth "verkant! Du hast nie das meinige getrübt! Nicht einmal mit un- "schuldigen Misverständnissen hast du mich je gekränkt! Und so lange25 "die dünne gesenkte Wolke meines Erdenlebens noch nicht ins Grab "gefallen ist, und so lange sich noch in meiner Seele die Flammen der "Liebe aufrichten: so lange lieb ich dich und du mich und nichts trent "uns mehr!"
Und das sag' ich Ihnen heute noch vor jener überwältigenden30 Stunde, lieber Emanuel, -- als eine Antwort auf Ihre jüngsten Briefe an unsre Freundin .... Vermengen Sie mich nie mit meinem Schein und glauben Sie nie, daß ich gegen Sie je kalt werden könte, d. h. blind.
N. S. zur N. S. Ich wünſche eben ſo ſehr daß Sie als daß ich die Freundin unſers Ichs ſehen möchten.
386. An Chriſtian Otto.
[Hof, 22./23. Aug. 1796]
Hier iſt die Vorrede. — Die reſtierenden Korrekturen brauch ich5 morgen nicht, ſondern über-übermorgen etwan mit der Vorrede. Schicke mir doch die Abh[andlung] über die Schauſpielkunſt.
Das war ſchon geſtern bei dir. Wenn geht die ſächſ. reitende Poſt?
387. An Chriſtian Otto.[236]
[Hof, 25. Aug. 1796]10
Kanſt du mir nicht den Koſtenzettel, nämlich den Einlaszettel in ein Konrektorat zuwenden? — Den 30 Jun. war das Pränumerazions Halbjahr beim Rektor aus.
*388. An Emanuel.
Hof. d. 26 Aug. 1796.15
Mein innigſt Geliebter,
Wenn einmal die harte Stunde käme, wo ich meinen Körper auf lange Zeit von Ihrem reiſſen müſte — und das heiſſen wir Menſchen ja Trennung — und wenn die Jahre und die Landſtraſſen wie ſcheidende Kerkermauern zwiſchen unſre Seelen träten: ſo würd’ ich, wenn ich in20 der lezten Minute noch ſprechen könte, ſo zu Ihnen ſprechen: „trokne „dich ab, du ſanftes menſchenfreundliches Auge! Schlage froher, du „gutes ſchuldloſes Herz, ich habe nie deine Liebe und deinen Werth „verkant! Du haſt nie das meinige getrübt! Nicht einmal mit un- „ſchuldigen Misverſtändniſſen haſt du mich je gekränkt! Und ſo lange25 „die dünne geſenkte Wolke meines Erdenlebens noch nicht ins Grab „gefallen iſt, und ſo lange ſich noch in meiner Seele die Flammen der „Liebe aufrichten: ſo lange lieb ich dich und du mich und nichts trent „uns mehr!“
Und das ſag’ ich Ihnen heute noch vor jener überwältigenden30 Stunde, lieber Emanuel, — als eine Antwort auf Ihre jüngſten Briefe an unſre Freundin .... Vermengen Sie mich nie mit meinem Schein und glauben Sie nie, daß ich gegen Sie je kalt werden könte, d. h. blind.
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N. S. zur N. S. Ich wünſche eben ſo ſehr daß Sie als daß ich die
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386. An Chriſtian Otto.
[Hof, 22./23. Aug. 1796]
Hier iſt die Vorrede. — Die reſtierenden Korrekturen brauch ich 5
morgen nicht, ſondern über-übermorgen etwan mit der Vorrede.
Schicke mir doch die Abh[andlung] über die Schauſpielkunſt.
Das war ſchon geſtern bei dir. Wenn geht die ſächſ. reitende Poſt?
387. An Chriſtian Otto.
[Hof, 25. Aug. 1796] 10
Kanſt du mir nicht den Koſtenzettel, nämlich den Einlaszettel in ein
Konrektorat zuwenden? — Den 30 Jun. war das Pränumerazions
Halbjahr beim Rektor aus.
*388. An Emanuel.
Hof. d. 26 Aug. 1796. 15
Mein innigſt Geliebter,
Wenn einmal die harte Stunde käme, wo ich meinen Körper auf
lange Zeit von Ihrem reiſſen müſte — und das heiſſen wir Menſchen
ja Trennung — und wenn die Jahre und die Landſtraſſen wie ſcheidende
Kerkermauern zwiſchen unſre Seelen träten: ſo würd’ ich, wenn ich in 20
der lezten Minute noch ſprechen könte, ſo zu Ihnen ſprechen: „trokne
„dich ab, du ſanftes menſchenfreundliches Auge! Schlage froher, du
„gutes ſchuldloſes Herz, ich habe nie deine Liebe und deinen Werth
„verkant! Du haſt nie das meinige getrübt! Nicht einmal mit un-
„ſchuldigen Misverſtändniſſen haſt du mich je gekränkt! Und ſo lange 25
„die dünne geſenkte Wolke meines Erdenlebens noch nicht ins Grab
„gefallen iſt, und ſo lange ſich noch in meiner Seele die Flammen der
„Liebe aufrichten: ſo lange lieb ich dich und du mich und nichts trent
„uns mehr!“
Und das ſag’ ich Ihnen heute noch vor jener überwältigenden 30
Stunde, lieber Emanuel, — als eine Antwort auf Ihre jüngſten
Briefe an unſre Freundin .... Vermengen Sie mich nie mit meinem
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/251>, abgerufen am 16.02.2025.
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