gegen die isolierte Aufklärung, die fortschreitet ohne die Erwärmung der Brust, kein Mittel weiter als die -- Fortsezung dieser Aufklärung. Unsre Zeit kömt mir wie himmelblaue Tage vor, in denen von einer Stunde zur andern das Wetterglas bis zu Sturm fält ohne Ver- änderung des Himmels -- Wie sehr ich mich auf den Schwung-5 brettern und Springstäben der Kritik bewege und wie wenig blos mit den anerschafnen Schwingen der Psyche -- Er [Otto] fürchtet das Kniestük (von ihm) in Ihrer Phantasie -- Auf Ihren hellen blumigen und warmen Sommer folge ein stiller blauer Herbst in Frucht- guirlanden gewickelt. -- ich verdank' ihm den Contour des Edens.10
373. An Christian Otto.
Dein himlischer Brief hat mir 1/2 Stunde aus Weimar wieder- gegeben. Sein Werth lag nicht in der Zeit des Empfangs. -- Ich habe ihn, jezt unter dem Arbeiten, nur überflogen, aber ich habe doch die ganze fruchtbare blühende Ebene gesehen -- ich meine hauptsächlich15 dein Hirschberger Tag-, Abend- und Nachtstük.
Ach ich krieg Herders Werke!
Wenn kömt heute die Bayreuther Post?
[Hof] d. 10 Aug. 96.
[229]374. An Christian Otto.20
[Hof, 10. Aug. 1796]
Ich kan nicht anders glauben -- um so mehr da in Frankreich die Juden eben deswegen Pfarrer und Canonici zu kreieren haben -- als daß ein Bürgerlicher, der ein Rittergut mit allen Rechten und also mit dem Patronatsrecht kauft, lezteres so gut exerzieren dürfe als25 hätt' er stat Eines Stambaums einen ganzen Stamwald. -- -- Gieb nur das Ja oder Nein gleich mündlich Überbringern mit.
375. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie][Hof, 11. Aug. 1796]
[Der Hesperus] bleibt in der Amnios Gestalt der ersten Auflage30 -- War ich einmal das Opfer seines Geschmaks (Publikum), so kan ich ja auch diesem 100händigen Opferpriester etwas von meinem Blut, wenigstens von meinem Schweisse abfodern.
gegen die iſolierte Aufklärung, die fortſchreitet ohne die Erwärmung der Bruſt, kein Mittel weiter als die — Fortſezung dieſer Aufklärung. Unſre Zeit kömt mir wie himmelblaue Tage vor, in denen von einer Stunde zur andern das Wetterglas bis zu Sturm fält ohne Ver- änderung des Himmels — Wie ſehr ich mich auf den Schwung-5 brettern und Springſtäben der Kritik bewege und wie wenig blos mit den anerſchafnen Schwingen der Pſyche — Er [Otto] fürchtet das Knieſtük (von ihm) in Ihrer Phantaſie — Auf Ihren hellen blumigen und warmen Sommer folge ein ſtiller blauer Herbſt in Frucht- guirlanden gewickelt. — ich verdank’ ihm den Contour des Edens.10
373. An Chriſtian Otto.
Dein himliſcher Brief hat mir ½ Stunde aus Weimar wieder- gegeben. Sein Werth lag nicht in der Zeit des Empfangs. — Ich habe ihn, jezt unter dem Arbeiten, nur überflogen, aber ich habe doch die ganze fruchtbare blühende Ebene geſehen — ich meine hauptſächlich15 dein Hirſchberger Tag-, Abend- und Nachtſtük.
Ach ich krieg Herders Werke!
Wenn kömt heute die Bayreuther Poſt?
[Hof] d. 10 Aug. 96.
[229]374. An Chriſtian Otto.20
[Hof, 10. Aug. 1796]
Ich kan nicht anders glauben — um ſo mehr da in Frankreich die Juden eben deswegen Pfarrer und Canonici zu kreieren haben — als daß ein Bürgerlicher, der ein Rittergut mit allen Rechten und alſo mit dem Patronatsrecht kauft, lezteres ſo gut exerzieren dürfe als25 hätt’ er ſtat Eines Stambaums einen ganzen Stamwald. — — Gieb nur das Ja oder Nein gleich mündlich Überbringern mit.
375. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie][Hof, 11. Aug. 1796]
[Der Heſperus] bleibt in der Amnios Geſtalt der erſten Auflage30 — War ich einmal das Opfer ſeines Geſchmaks (Publikum), ſo kan ich ja auch dieſem 100händigen Opferprieſter etwas von meinem Blut, wenigſtens von meinem Schweiſſe abfodern.
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[230/0244]
gegen die iſolierte Aufklärung, die fortſchreitet ohne die Erwärmung
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Unſre Zeit kömt mir wie himmelblaue Tage vor, in denen von einer
Stunde zur andern das Wetterglas bis zu Sturm fält ohne Ver-
änderung des Himmels — Wie ſehr ich mich auf den Schwung- 5
brettern und Springſtäben der Kritik bewege und wie wenig blos mit
den anerſchafnen Schwingen der Pſyche — Er [Otto] fürchtet das
Knieſtük (von ihm) in Ihrer Phantaſie — Auf Ihren hellen blumigen
und warmen Sommer folge ein ſtiller blauer Herbſt in Frucht-
guirlanden gewickelt. — ich verdank’ ihm den Contour des Edens. 10
373. An Chriſtian Otto.
Dein himliſcher Brief hat mir ½ Stunde aus Weimar wieder-
gegeben. Sein Werth lag nicht in der Zeit des Empfangs. — Ich habe
ihn, jezt unter dem Arbeiten, nur überflogen, aber ich habe doch die
ganze fruchtbare blühende Ebene geſehen — ich meine hauptſächlich 15
dein Hirſchberger Tag-, Abend- und Nachtſtük.
Ach ich krieg Herders Werke!
Wenn kömt heute die Bayreuther Poſt?
[Hof] d. 10 Aug. 96.
374. An Chriſtian Otto. 20
[Hof, 10. Aug. 1796]
Ich kan nicht anders glauben — um ſo mehr da in Frankreich die
Juden eben deswegen Pfarrer und Canonici zu kreieren haben — als
daß ein Bürgerlicher, der ein Rittergut mit allen Rechten und alſo
mit dem Patronatsrecht kauft, lezteres ſo gut exerzieren dürfe als 25
hätt’ er ſtat Eines Stambaums einen ganzen Stamwald. — —
Gieb nur das Ja oder Nein gleich mündlich Überbringern mit.
375. An Matzdorff in Berlin.
[Hof, 11. Aug. 1796]
[Der Heſperus] bleibt in der Amnios Geſtalt der erſten Auflage 30
— War ich einmal das Opfer ſeines Geſchmaks (Publikum), ſo kan
ich ja auch dieſem 100händigen Opferprieſter etwas von meinem
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/244>, abgerufen am 16.02.2025.
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