Ach wie oft bin ich in dem Falle, daß ich nichts für andere zu thun vermag! Aber man liebt eben darum vielleicht stärker, weil die ver- sperten Gefühle stärker glühen.
Mein guter Emanuel! -- Und so sagen Sie auch in meinem Namen zum geliebten Schäfer. Und geben ihm mein Buch; das5 2teElrodten; und das dritte dem theuern warmen Freunde von
Jean Paul.
Leider eiligst
Den Ottoischen vortreflichen Brief hat der Verfass.
239. An Matzdorff in Berlin.10
[Kopie][Hof, 18. Febr. 1796]
Mit Ihrem einz[igen] grossen Geschenke macht' ich 16 kleine -- Digressionen, mit deren Interregnum und Intermezzo ich die Ge- schichte störe -- ich wil das Ideal mit allen Armen der Seele er- greifen und aus dem heitern innern Aether in die äussere Luft heraus-15 stellen.
240. An Christian Otto.
[Hof, 18. Febr. 1796]
Eben hab' ich das von Emanuel bekommen und deinen Brief an ihn.
241. An Christian Otto.20
[Hof, 18. Febr. 1796]
Hier ist deine Abhandlung wieder, der die disciplina arcani der alten Kirche nicht nöthig war und an der es eben ein Fehler gewesen wäre, wenn sie dem Emanuelweniger deutlich gewesen wäre. Besonders durch die S. 2. -- 7. -- 10. -- 13. -- 17, 18, 19 -- 24, 25 -- (die25 Striche am Rand sind aber nicht von mir ausser wenn sie doppelt sind) ich meine, durch den Werth derselben sind hundert Funken in mir auf- geflogen, die ich leider jezt nicht auffangen kan und an denen ich mir etwas (bei mehr Musse) hätte anzünden können. Diese Abhandlung ist kein Kontour, kein Schattenris, kein Kniestük, sondern ein ganzer30 Gipsabdruk von dir -- d. h. es ist nicht ein Gedanke, sondern der [155]Geist darin, der Gedanken hat und giebt. -- Eine Kleinigkeit: gewöhne dich nicht wie Moriz ans "Gleichsam". -- Ich unterbrach
Ach wie oft bin ich in dem Falle, daß ich nichts für andere zu thun vermag! Aber man liebt eben darum vielleicht ſtärker, weil die ver- ſperten Gefühle ſtärker glühen.
Mein guter Emanuel! — Und ſo ſagen Sie auch in meinem Namen zum geliebten Schäfer. Und geben ihm mein Buch; das5 2teElrodten; und das dritte dem theuern warmen Freunde von
Jean Paul.
Leider eiligſt
Den Ottoiſchen vortreflichen Brief hat der Verfaſſ.
239. An Matzdorff in Berlin.10
[Kopie][Hof, 18. Febr. 1796]
Mit Ihrem einz[igen] groſſen Geſchenke macht’ ich 16 kleine — Digreſſionen, mit deren Interregnum und Intermezzo ich die Ge- ſchichte ſtöre — ich wil das Ideal mit allen Armen der Seele er- greifen und aus dem heitern innern Aether in die äuſſere Luft heraus-15 ſtellen.
240. An Chriſtian Otto.
[Hof, 18. Febr. 1796]
Eben hab’ ich das von Emanuel bekommen und deinen Brief an ihn.
241. An Chriſtian Otto.20
[Hof, 18. Febr. 1796]
Hier iſt deine Abhandlung wieder, der die disciplina arcani der alten Kirche nicht nöthig war und an der es eben ein Fehler geweſen wäre, wenn ſie dem Emanuelweniger deutlich geweſen wäre. Beſonders durch die S. 2. — 7. — 10. — 13. — 17, 18, 19 — 24, 25 — (die25 Striche am Rand ſind aber nicht von mir auſſer wenn ſie doppelt ſind) ich meine, durch den Werth derſelben ſind hundert Funken in mir auf- geflogen, die ich leider jezt nicht auffangen kan und an denen ich mir etwas (bei mehr Muſſe) hätte anzünden können. Dieſe Abhandlung iſt kein Kontour, kein Schattenris, kein Knieſtük, ſondern ein ganzer30 Gipsabdruk von dir — d. h. es iſt nicht ein Gedanke, ſondern der [155]Geiſt darin, der Gedanken hat und giebt. — Eine Kleinigkeit: gewöhne dich nicht wie Moriz ans „Gleichſam“. — Ich unterbrach
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Ach wie oft bin ich in dem Falle, daß ich nichts für andere zu thun
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ſperten Gefühle ſtärker glühen.
Mein guter Emanuel! — Und ſo ſagen Sie auch in meinem
Namen zum geliebten Schäfer. Und geben ihm mein Buch; das 5
2te Elrodten; und das dritte dem theuern warmen Freunde von
Jean Paul.
Leider eiligſt
Den Ottoiſchen vortreflichen Brief hat der Verfaſſ.
239. An Matzdorff in Berlin. 10
[Hof, 18. Febr. 1796]
Mit Ihrem einz[igen] groſſen Geſchenke macht’ ich 16 kleine —
Digreſſionen, mit deren Interregnum und Intermezzo ich die Ge-
ſchichte ſtöre — ich wil das Ideal mit allen Armen der Seele er-
greifen und aus dem heitern innern Aether in die äuſſere Luft heraus- 15
ſtellen.
240. An Chriſtian Otto.
[Hof, 18. Febr. 1796]
Eben hab’ ich das von Emanuel bekommen und deinen Brief an ihn.
241. An Chriſtian Otto. 20
[Hof, 18. Febr. 1796]
Hier iſt deine Abhandlung wieder, der die disciplina arcani der alten
Kirche nicht nöthig war und an der es eben ein Fehler geweſen wäre,
wenn ſie dem Emanuel weniger deutlich geweſen wäre. Beſonders
durch die S. 2. — 7. — 10. — 13. — 17, 18, 19 — 24, 25 — (die 25
Striche am Rand ſind aber nicht von mir auſſer wenn ſie doppelt ſind)
ich meine, durch den Werth derſelben ſind hundert Funken in mir auf-
geflogen, die ich leider jezt nicht auffangen kan und an denen ich mir
etwas (bei mehr Muſſe) hätte anzünden können. Dieſe Abhandlung iſt
kein Kontour, kein Schattenris, kein Knieſtük, ſondern ein ganzer 30
Gipsabdruk von dir — d. h. es iſt nicht ein Gedanke, ſondern der
Geiſt darin, der Gedanken hat und giebt. — Eine Kleinigkeit:
gewöhne dich nicht wie Moriz ans „Gleichſam“. — Ich unterbrach
[155]
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/167>, abgerufen am 16.02.2025.
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