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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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Deutschen wieder in der Epoche der ältesten. 2 Mädgen, aus denen
[man] 2 Klot[ilden] zusammengiessen könte, worauf doch noch so viel
Vorzüge übrigblieben, daß daraus ein gewöhnliches zu backen wäre.
Jed[e] hat einen besondern Karakter und es giebt eben so viele
Arten -- wie bei den Engeln -- als Individuen -- Eheliche Launen5
verschieden von jungfräulichen -- Ich werde sterben, eh' ich nur ein
Paar Wände meiner Gehirnkammern abgeschrieben. Er [Otto] ist
meine warme Sonne im bunten Sonnenhof von Bekanten. Wir haben
einander alles gegeben, Herz und Freundschaft auf Ewigkeit und wir
können nun nichts mehr thun als so bleiben. Er ist mein ästhetisches10
Zensurdepartement. Über die meisten Blumen meiner Jugend sind
Gräber gedekt -- an 2 Köpfe denk' ich, so oft ich lang auf die Erde sehe,
in der sie schlafen. -- Kälte gegen das süsse und goldne Christgeschenk
des Lebens -- Wenn der Tod noch eine Brust in meinen Armen durch-
stösset, so wird er meine auch getroffen haben. Unser unendliches Herz15
hat auch einen unendlichen Raum und unendliche Wärme darin, aber
wir geben leider dem Körper der Erde, was dem Geist der Erde gehört
und stellen die h. Stätte unsrer Brust mit dem morschen Gerümpel des
Lebens vol. In der mit[leren] Zeit [machte man] viel Rühmens von
Cervottus Bibl[iothek], die wenigstens 20 Bände stark war: was20
würde man erst gesagt [haben], wenn man das Bücherverzeichnis der
meinigen gesehen, die vielleicht noch einmal so stark. -- Litter. Grandat.
Wenn Sie mir die kritischen Urtheile aus dem Munde solcher Per-
sonen, die selbst eines aushalten, zuweilen zuwenden; aber nur Urtheile,
welche tadeln, bessern. -- Sie sind mir so bekant als wär' ich mit25
Ihnen um die Welt gereiset. Könt' ich Ihre Hand drücken: so braucht'[141]
ich nichts zu schreiben.

221. An Christian Otto.

Ich hatte anfangs den Vorsaz, den in 2 Stunden zusammenge-30
schmierten Brief und weil dein Name darin ist, dir nicht zu schicken --
bei der 4ten Lage ändert ich mich erst. Gieb mir die Nachricht, wenn
Post abgeht.

Deutſchen wieder in der Epoche der älteſten. 2 Mädgen, aus denen
[man] 2 Klot[ilden] zuſammengieſſen könte, worauf doch noch ſo viel
Vorzüge übrigblieben, daß daraus ein gewöhnliches zu backen wäre.
Jed[e] hat einen beſondern Karakter und es giebt eben ſo viele
Arten — wie bei den Engeln — als Individuen — Eheliche Launen5
verſchieden von jungfräulichen — Ich werde ſterben, eh’ ich nur ein
Paar Wände meiner Gehirnkammern abgeſchrieben. Er [Otto] iſt
meine warme Sonne im bunten Sonnenhof von Bekanten. Wir haben
einander alles gegeben, Herz und Freundſchaft auf Ewigkeit und wir
können nun nichts mehr thun als ſo bleiben. Er iſt mein äſthetiſches10
Zenſurdepartement. Über die meiſten Blumen meiner Jugend ſind
Gräber gedekt — an 2 Köpfe denk’ ich, ſo oft ich lang auf die Erde ſehe,
in der ſie ſchlafen. — Kälte gegen das ſüſſe und goldne Chriſtgeſchenk
des Lebens — Wenn der Tod noch eine Bruſt in meinen Armen durch-
ſtöſſet, ſo wird er meine auch getroffen haben. Unſer unendliches Herz15
hat auch einen unendlichen Raum und unendliche Wärme darin, aber
wir geben leider dem Körper der Erde, was dem Geiſt der Erde gehört
und ſtellen die h. Stätte unſrer Bruſt mit dem morſchen Gerümpel des
Lebens vol. In der mit[leren] Zeit [machte man] viel Rühmens von
Cervottus Bibl[iothek], die wenigſtens 20 Bände ſtark war: was20
würde man erſt geſagt [haben], wenn man das Bücherverzeichnis der
meinigen geſehen, die vielleicht noch einmal ſo ſtark. — Litter. Grandat.
Wenn Sie mir die kritiſchen Urtheile aus dem Munde ſolcher Per-
ſonen, die ſelbſt eines aushalten, zuweilen zuwenden; aber nur Urtheile,
welche tadeln, beſſern. — Sie ſind mir ſo bekant als wär’ ich mit25
Ihnen um die Welt gereiſet. Könt’ ich Ihre Hand drücken: ſo braucht’[141]
ich nichts zu ſchreiben.

221. An Chriſtian Otto.

Ich hatte anfangs den Vorſaz, den in 2 Stunden zuſammenge-30
ſchmierten Brief und weil dein Name darin iſt, dir nicht zu ſchicken —
bei der 4ten Lage ändert ich mich erſt. Gieb mir die Nachricht, wenn
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[143/0154] Deutſchen wieder in der Epoche der älteſten. 2 Mädgen, aus denen [man] 2 Klot[ilden] zuſammengieſſen könte, worauf doch noch ſo viel Vorzüge übrigblieben, daß daraus ein gewöhnliches zu backen wäre. Jed[e] hat einen beſondern Karakter und es giebt eben ſo viele Arten — wie bei den Engeln — als Individuen — Eheliche Launen 5 verſchieden von jungfräulichen — Ich werde ſterben, eh’ ich nur ein Paar Wände meiner Gehirnkammern abgeſchrieben. Er [Otto] iſt meine warme Sonne im bunten Sonnenhof von Bekanten. Wir haben einander alles gegeben, Herz und Freundſchaft auf Ewigkeit und wir können nun nichts mehr thun als ſo bleiben. Er iſt mein äſthetiſches 10 Zenſurdepartement. Über die meiſten Blumen meiner Jugend ſind Gräber gedekt — an 2 Köpfe denk’ ich, ſo oft ich lang auf die Erde ſehe, in der ſie ſchlafen. — Kälte gegen das ſüſſe und goldne Chriſtgeſchenk des Lebens — Wenn der Tod noch eine Bruſt in meinen Armen durch- ſtöſſet, ſo wird er meine auch getroffen haben. Unſer unendliches Herz 15 hat auch einen unendlichen Raum und unendliche Wärme darin, aber wir geben leider dem Körper der Erde, was dem Geiſt der Erde gehört und ſtellen die h. Stätte unſrer Bruſt mit dem morſchen Gerümpel des Lebens vol. In der mit[leren] Zeit [machte man] viel Rühmens von Cervottus Bibl[iothek], die wenigſtens 20 Bände ſtark war: was 20 würde man erſt geſagt [haben], wenn man das Bücherverzeichnis der meinigen geſehen, die vielleicht noch einmal ſo ſtark. — Litter. Grandat. Wenn Sie mir die kritiſchen Urtheile aus dem Munde ſolcher Per- ſonen, die ſelbſt eines aushalten, zuweilen zuwenden; aber nur Urtheile, welche tadeln, beſſern. — Sie ſind mir ſo bekant als wär’ ich mit 25 Ihnen um die Welt gereiſet. Könt’ ich Ihre Hand drücken: ſo braucht’ ich nichts zu ſchreiben. [141] 221. An Chriſtian Otto. [Hof, 9. Jan. 1796] Ich hatte anfangs den Vorſaz, den in 2 Stunden zuſammenge- 30 ſchmierten Brief und weil dein Name darin iſt, dir nicht zu ſchicken — bei der 4ten Lage ändert ich mich erſt. Gieb mir die Nachricht, wenn Poſt abgeht.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/154>, abgerufen am 21.11.2024.