Mein Dank mus mit Ihren Woltaten zunemen; aber mus es nicht auch meine Scham mit meinen wiederholten Bitten? Ich getraue mich daher kaum, Sie um iene Bücher zu bitten. --
Um die Fortsezzung Ihrer Kritik, die zenmal besser ist als das kritisirte Buch, darf ich Sie kaum bitten. Aber darum mus ich Sie5 bitten, daß Sie Ihrer vortreflichen Gattin meine Empfelung machen, meinen Dank abstatten und zugleich sagen, daß ich, in meinem Lobe, nur aus einem Versehen der schönen Augen, und nicht der schönen[43] Selen des zweiten Geschlechts gedacht habe. Diese Schönheit der Sele, die iede andre überwiegt und sich nur durch Woltun äussert, ist10 die Ursache von den Woltaten, mit denen Sie und Ihre Gattin mich immer überhäufen und für die mein Dank zu klein, und nur meine Rürung gros genug ist. Ich bin
Ew. Hocherwürden [Spaltenumbruch]Hof, den 11. April15 1782.[Spaltenumbruch]gehorsamster Diener J. P. F. Richter
23. An Oerthel in Töpen.
Hof, am Dienstag Abend [30. April 1782]
Bester Freund!
Ich danke dir für deine Bemühungen und bitte dich zugleich, daß20 du deinem Herrn Vater, an meiner stat, meinen schuldigen Dank ab- stattest. Deinen Vorschlag hab' ich befolget und die Obligazion nach deiner Vorschrift eingerichtet. Vielleicht hätte man die Absichten des Riedels auf eine andre Art vereiteln können; oder vielleicht ist es kaum nötig gewesen, sie zu vereiteln. -- Ich war unentschlüssig, ob ich die25 Obligazion auf mich oder meine Mama ausfertigen solte. Wäre die iezzige falsch, so könte ich leicht eine andre machen. --
Du wirst mich und meinen Koffer, am Donnerstage, zur Reise bereit finden. Der Winter hat uns nicht nur auf unsrer Reise nach Hof begleitet; er scheint uns auch bei unsrer Rükreise nach Leipzig begleiten30 zu wollen. Verware dich also auf alle Weise gegen seine Anfälle. Eben er zwingt mich iezt, (ich bin in meinem kleinen, kalten Stübgen) nichts zu schreiben als daß ich bin
dein warmer Freund J. P. F. Richter
[Adr.]A Monsieur Monsieur Adam Lorenz Oerthel, homme de35 lettres a Toepen.
Mein Dank mus mit Ihren Woltaten zunemen; aber mus es nicht auch meine Scham mit meinen wiederholten Bitten? Ich getraue mich daher kaum, Sie um iene Bücher zu bitten. —
Um die Fortſezzung Ihrer Kritik, die zenmal beſſer iſt als das kritiſirte Buch, darf ich Sie kaum bitten. Aber darum mus ich Sie5 bitten, daß Sie Ihrer vortreflichen Gattin meine Empfelung machen, meinen Dank abſtatten und zugleich ſagen, daß ich, in meinem Lobe, nur aus einem Verſehen der ſchönen Augen, und nicht der ſchönen[43] Selen des zweiten Geſchlechts gedacht habe. Dieſe Schönheit der Sele, die iede andre überwiegt und ſich nur durch Woltun äuſſert, iſt10 die Urſache von den Woltaten, mit denen Sie und Ihre Gattin mich immer überhäufen und für die mein Dank zu klein, und nur meine Rürung gros genug iſt. Ich bin
Ew. Hocherwürden [Spaltenumbruch]Hof, den 11. April15 1782.[Spaltenumbruch]gehorſamſter Diener J. P. F. Richter
23. An Oerthel in Töpen.
Hof, am Dienſtag Abend [30. April 1782]
Beſter Freund!
Ich danke dir für deine Bemühungen und bitte dich zugleich, daß20 du deinem Herrn Vater, an meiner ſtat, meinen ſchuldigen Dank ab- ſtatteſt. Deinen Vorſchlag hab’ ich befolget und die Obligazion nach deiner Vorſchrift eingerichtet. Vielleicht hätte man die Abſichten des Riedels auf eine andre Art vereiteln können; oder vielleicht iſt es kaum nötig geweſen, ſie zu vereiteln. — Ich war unentſchlüſſig, ob ich die25 Obligazion auf mich oder meine Mama ausfertigen ſolte. Wäre die iezzige falſch, ſo könte ich leicht eine andre machen. —
Du wirſt mich und meinen Koffer, am Donnerſtage, zur Reiſe bereit finden. Der Winter hat uns nicht nur auf unſrer Reiſe nach Hof begleitet; er ſcheint uns auch bei unſrer Rükreiſe nach Leipzig begleiten30 zu wollen. Verware dich alſo auf alle Weiſe gegen ſeine Anfälle. Eben er zwingt mich iezt, (ich bin in meinem kleinen, kalten Stübgen) nichts zu ſchreiben als daß ich bin
dein warmer Freund J. P. F. Richter
[Adr.]A Monsieur Monsieur Adam Lorenz Oerthel, homme de35 lettres à Toepen.
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Mein Dank mus mit Ihren Woltaten zunemen; aber mus es nicht
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mich daher kaum, Sie um iene Bücher zu bitten. —
Um die Fortſezzung Ihrer Kritik, die zenmal beſſer iſt als das
kritiſirte Buch, darf ich Sie kaum bitten. Aber darum mus ich Sie 5
bitten, daß Sie Ihrer vortreflichen Gattin meine Empfelung machen,
meinen Dank abſtatten und zugleich ſagen, daß ich, in meinem Lobe,
nur aus einem Verſehen der ſchönen Augen, und nicht der ſchönen
Selen des zweiten Geſchlechts gedacht habe. Dieſe Schönheit der
Sele, die iede andre überwiegt und ſich nur durch Woltun äuſſert, iſt 10
die Urſache von den Woltaten, mit denen Sie und Ihre Gattin mich
immer überhäufen und für die mein Dank zu klein, und nur meine
Rürung gros genug iſt. Ich bin
[43]
Ew. Hocherwürden
Hof, den 11. April 15
1782.
gehorſamſter Diener
J. P. F. Richter
23. An Oerthel in Töpen.
Hof, am Dienſtag Abend [30. April 1782]
Beſter Freund!
Ich danke dir für deine Bemühungen und bitte dich zugleich, daß 20
du deinem Herrn Vater, an meiner ſtat, meinen ſchuldigen Dank ab-
ſtatteſt. Deinen Vorſchlag hab’ ich befolget und die Obligazion nach
deiner Vorſchrift eingerichtet. Vielleicht hätte man die Abſichten des
Riedels auf eine andre Art vereiteln können; oder vielleicht iſt es kaum
nötig geweſen, ſie zu vereiteln. — Ich war unentſchlüſſig, ob ich die 25
Obligazion auf mich oder meine Mama ausfertigen ſolte. Wäre die
iezzige falſch, ſo könte ich leicht eine andre machen. —
Du wirſt mich und meinen Koffer, am Donnerſtage, zur Reiſe
bereit finden. Der Winter hat uns nicht nur auf unſrer Reiſe nach Hof
begleitet; er ſcheint uns auch bei unſrer Rükreiſe nach Leipzig begleiten 30
zu wollen. Verware dich alſo auf alle Weiſe gegen ſeine Anfälle. Eben
er zwingt mich iezt, (ich bin in meinem kleinen, kalten Stübgen) nichts
zu ſchreiben als daß ich bin
dein warmer Freund J. P. F. Richter
[Adr.] A Monsieur Monsieur Adam Lorenz Oerthel, homme de 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/64>, abgerufen am 04.07.2024.
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