Die bevorstehende Messe wird Ihnen wenige Zeit erlauben, lange Briefe zu lesen; ich wil also den meinigen kurz machen. Ich glaube nicht, daß dieses Manuskript, das [ich] Ihnen hier zum Verlegen an-5 biete, Ihres Verlags unwürdig werde sein. Wenigstens ist die Materie, die es bearbeitet, eine von denen, die die meisten Leser und Käufer findet, und die bei weitem iezt [?] den kleinsten Teil der Mesprodukte [42]ausmacht. Denn wer liebt nicht die Satyre? wer mag nicht gern lachen? Ich erwarte also sobald als es Ihnen iezt möglich wäre, die10 gütige Nachricht, ob Sie dieses Manuskript, den Bogen um 7 rtl. sächs. brauchen können. Mein Logis ist in der Klostergasse im Kuh- nischen Hause. Sie sind durch Ihre Sorgfalt um schönen Druk und schönes Papier eben so wie durch die guten Bücher bekant, die Sie immer verlegen.15
22. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Ich danke Ihnen gehorsamst für das Buch, das ich Ihnen hier zurükschikke; und noch mer für die Vergnügungen, welche mir neulich20 Ihre Gastfreundlichkeit und am meisten Ihre angeneme Geselschaft gewärte. Spiegel's Verse sind in Rüksicht ihrer Gedankenfülle, ihrer Bilder, ihres Ausdruks vortreflich. Es ist nur Schade, daß es so wenig Dichter von diesem Schlage, und so wenig Gedichte von diesem Dichter giebt. Seine poetische Traurigkeit ist mir unendlich lieber, als25 der sinlose Trost vom Hern R. in M. Der Montaigne ist zu dik, zu schwer und zu schön, als daß ich ihn in dieser kurzen Zeit hätte durch- lesen können: Sie werden mir ihn also noch eine kleine Zeit gütigst überlassen. -- So wie sonst nach meinem Dank für die zurükgeschikten Bücher die Bitte um neue folgte: so folgt sie auch iezt um folgende:30
Des französischen Dichters Theophil's Gedichte --
Den Agathon, oder die Beiträge zur Geschichte des menschlichen Herzens --
Seneka's Briefe --
Chrysal --.35
21. An Buchhändler Weygand in Leipzig.
[Konzept][Hof, 4. April 1782]
Die bevorſtehende Meſſe wird Ihnen wenige Zeit erlauben, lange Briefe zu leſen; ich wil alſo den meinigen kurz machen. Ich glaube nicht, daß dieſes Manuſkript, das [ich] Ihnen hier zum Verlegen an-5 biete, Ihres Verlags unwürdig werde ſein. Wenigſtens iſt die Materie, die es bearbeitet, eine von denen, die die meiſten Leſer und Käufer findet, und die bei weitem iezt [?] den kleinſten Teil der Mesprodukte [42]ausmacht. Denn wer liebt nicht die Satyre? wer mag nicht gern lachen? Ich erwarte alſo ſobald als es Ihnen iezt möglich wäre, die10 gütige Nachricht, ob Sie dieſes Manuſkript, den Bogen um 7 rtl. ſächſ. brauchen können. Mein Logis iſt in der Kloſtergaſſe im Kuh- niſchen Hauſe. Sie ſind durch Ihre Sorgfalt um ſchönen Druk und ſchönes Papier eben ſo wie durch die guten Bücher bekant, die Sie immer verlegen.15
22. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Ich danke Ihnen gehorſamſt für das Buch, das ich Ihnen hier zurükſchikke; und noch mer für die Vergnügungen, welche mir neulich20 Ihre Gaſtfreundlichkeit und am meiſten Ihre angeneme Geſelſchaft gewärte. Spiegel’s Verſe ſind in Rükſicht ihrer Gedankenfülle, ihrer Bilder, ihres Ausdruks vortreflich. Es iſt nur Schade, daß es ſo wenig Dichter von dieſem Schlage, und ſo wenig Gedichte von dieſem Dichter giebt. Seine poetiſche Traurigkeit iſt mir unendlich lieber, als25 der ſinloſe Troſt vom Hern R. in M. Der Montaigne iſt zu dik, zu ſchwer und zu ſchön, als daß ich ihn in dieſer kurzen Zeit hätte durch- leſen können: Sie werden mir ihn alſo noch eine kleine Zeit gütigſt überlaſſen. — So wie ſonſt nach meinem Dank für die zurükgeſchikten Bücher die Bitte um neue folgte: ſo folgt ſie auch iezt um folgende:30
Des franzöſiſchen Dichters Theophil’s Gedichte —
Den Agathon, oder die Beiträge zur Geſchichte des menſchlichen Herzens —
Seneka’s Briefe —
Chryſal —.35
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[40/0063]
21. An Buchhändler Weygand in Leipzig.
[Hof, 4. April 1782]
Die bevorſtehende Meſſe wird Ihnen wenige Zeit erlauben, lange
Briefe zu leſen; ich wil alſo den meinigen kurz machen. Ich glaube
nicht, daß dieſes Manuſkript, das [ich] Ihnen hier zum Verlegen an- 5
biete, Ihres Verlags unwürdig werde ſein. Wenigſtens iſt die Materie,
die es bearbeitet, eine von denen, die die meiſten Leſer und Käufer
findet, und die bei weitem iezt [?] den kleinſten Teil der Mesprodukte
ausmacht. Denn wer liebt nicht die Satyre? wer mag nicht gern
lachen? Ich erwarte alſo ſobald als es Ihnen iezt möglich wäre, die 10
gütige Nachricht, ob Sie dieſes Manuſkript, den Bogen um 7 rtl.
ſächſ. brauchen können. Mein Logis iſt in der Kloſtergaſſe im Kuh-
niſchen Hauſe. Sie ſind durch Ihre Sorgfalt um ſchönen Druk und
ſchönes Papier eben ſo wie durch die guten Bücher bekant, die Sie
immer verlegen. 15
[42]
22. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr,
Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Ich danke Ihnen gehorſamſt für das Buch, das ich Ihnen hier
zurükſchikke; und noch mer für die Vergnügungen, welche mir neulich 20
Ihre Gaſtfreundlichkeit und am meiſten Ihre angeneme Geſelſchaft
gewärte. Spiegel’s Verſe ſind in Rükſicht ihrer Gedankenfülle, ihrer
Bilder, ihres Ausdruks vortreflich. Es iſt nur Schade, daß es ſo wenig
Dichter von dieſem Schlage, und ſo wenig Gedichte von dieſem
Dichter giebt. Seine poetiſche Traurigkeit iſt mir unendlich lieber, als 25
der ſinloſe Troſt vom Hern R. in M. Der Montaigne iſt zu dik, zu
ſchwer und zu ſchön, als daß ich ihn in dieſer kurzen Zeit hätte durch-
leſen können: Sie werden mir ihn alſo noch eine kleine Zeit gütigſt
überlaſſen. — So wie ſonſt nach meinem Dank für die zurükgeſchikten
Bücher die Bitte um neue folgte: ſo folgt ſie auch iezt um folgende: 30
Des franzöſiſchen Dichters Theophil’s Gedichte —
Den Agathon, oder die Beiträge zur Geſchichte des menſchlichen
Herzens —
Seneka’s Briefe —
Chryſal —. 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/63>, abgerufen am 04.07.2024.
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