Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.glüklichen wie zwei Kinder neben einander in den zwei Armen des Seit 9 Uhr bin ich so im Feuer: nicht weil ich die Flotowin gesehen, In diesem Tagebuch sind ihre Eden-Stunden in Hof, am meisten Bis nach Brandenstein ergos sich ihr sanftes Auge vor Liebe, vor Aber ich werde zu enthusiastisch für beide, wenn ich fortschreibe: Um 11 Uhr. Bei Krausenek war ich gerade -- eine Kleine sah ich und die Mutter Mitwoch um 6 Uhr. Auch diese sah ich -- die Flotowin sah ich und hörte sie singen -- Sie sehen wie viel ich mündlich zu sagen habe. Aus Zeitmangel glüklichen wie zwei Kinder neben einander in den zwei Armen des Seit 9 Uhr bin ich ſo im Feuer: nicht weil ich die Flotowin geſehen, In dieſem Tagebuch ſind ihre Eden-Stunden in Hof, am meiſten Bis nach Brandenſtein ergos ſich ihr ſanftes Auge vor Liebe, vor Aber ich werde zu enthuſiaſtiſch für beide, wenn ich fortſchreibe: Um 11 Uhr. Bei Krauſenek war ich gerade — eine Kleine ſah ich und die Mutter Mitwoch um 6 Uhr. Auch dieſe ſah ich — die Flotowin ſah ich und hörte ſie ſingen — Sie ſehen wie viel ich mündlich zu ſagen habe. Aus Zeitmangel <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div> <p><pb facs="#f0430" n="402"/> glüklichen wie zwei Kinder neben einander in den zwei Armen des<lb/> Unendlichen liegen und einander trunken anblicken und ſich mit ihren<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_422">[422]</ref></note>Augen die Liebe gegen den Ewigen, der ſie begeiſtert, ſagen — — Dieſe<lb/> Freundſchaft iſt uneigennüziger als die Liebe und ſeltner und gröſſer als<lb/> die Liebe, deren jeder fähig iſt ..<lb n="5"/> </p> <p>Seit 9 Uhr bin ich ſo im Feuer: nicht weil ich die Flotowin geſehen,<lb/> (das geſchieht erſt abends um 7 Uhr) ſondern weil ich drauſſen war und<lb/> weil mir Mehringer aus ihrem Tagebuch die von ihm diebiſch kopierten<lb/> Stellen über Hof vorlas. O feſſeln und achten Sie dieſe Karoline! Ihr<lb/> ganzes Leben und zwanzig Städte legen kein zweites ſolches ſchönes<lb n="10"/> Herz an Ihres: dieſes warme Herz bleibt Ihnen ewig wenn Sie es<lb/> nicht abreiſſen, es ruht an Ihrer Seele ſchlagend und glühend ſo lange<lb/> wie die Tugend.</p><lb/> <p>In dieſem Tagebuch ſind ihre Eden-Stunden in Hof, am meiſten<lb/> die im Gartenhaus wie ein Abendroth wiedergeſtralet. Wenn es einen<lb n="15"/> Engel giebt, der Sie beide behütet — und giebts keinen: ſo iſts der un-<lb/> endliche Engel, der uns alle trägt: — o ſo ſchlinge, guter Engel, die<lb/> Arme dieſer geliebten Seelen noch oft ſo in einander wie in jener<lb/> Nacht — ſo drücke ſie oft an einander, daß ſie weinen vor Wonne —<lb/> und wenn ſie ſich wieder geſchieden haben: ſo richte ihre Augen gegen<lb n="20"/> deinen hohen Himmel und gieb ihnen den Gedanken: droben unter<lb/> den Sonnen bleiben wir ungetrent! —</p><lb/> <p>Bis nach Brandenſtein ergos ſich ihr ſanftes Auge vor Liebe, vor<lb/> Sehnen, vor Schmerz — ich ſchreib’ es noch einmal: Sie haben ge-<lb/> funden was Sie ſo lange begehrten, ketten Sie ſie ewig an ſich.<lb n="25"/> </p> <p>Aber ich werde zu enthuſiaſtiſch für beide, wenn ich fortſchreibe:<lb/> ich thu’ es lieber mündlich.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div> <p> <hi rendition="#c">Um 11 Uhr.</hi> </p><lb/> <p>Bei Krauſenek war ich gerade — eine Kleine ſah ich und die Mutter<lb/> und den Sohn und den dazukommenden Thoren Boie — aber<lb n="30"/> Marianne nicht.</p> </div><lb/> <div> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Mitwoch um 6 Uhr.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Auch dieſe ſah ich — die Flotowin ſah ich und hörte ſie ſingen —</p><lb/> <p>Sie ſehen wie viel ich mündlich zu ſagen habe. Aus Zeitmangel<lb/> brech’ ich alles ab. — Nur aber noch dieſes Wort: Das liebevolle<lb n="35"/> Betragen Mandels und der Iris gegen mich ſezt ein groſſes von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [402/0430]
glüklichen wie zwei Kinder neben einander in den zwei Armen des
Unendlichen liegen und einander trunken anblicken und ſich mit ihren
Augen die Liebe gegen den Ewigen, der ſie begeiſtert, ſagen — — Dieſe
Freundſchaft iſt uneigennüziger als die Liebe und ſeltner und gröſſer als
die Liebe, deren jeder fähig iſt .. 5
[422] Seit 9 Uhr bin ich ſo im Feuer: nicht weil ich die Flotowin geſehen,
(das geſchieht erſt abends um 7 Uhr) ſondern weil ich drauſſen war und
weil mir Mehringer aus ihrem Tagebuch die von ihm diebiſch kopierten
Stellen über Hof vorlas. O feſſeln und achten Sie dieſe Karoline! Ihr
ganzes Leben und zwanzig Städte legen kein zweites ſolches ſchönes 10
Herz an Ihres: dieſes warme Herz bleibt Ihnen ewig wenn Sie es
nicht abreiſſen, es ruht an Ihrer Seele ſchlagend und glühend ſo lange
wie die Tugend.
In dieſem Tagebuch ſind ihre Eden-Stunden in Hof, am meiſten
die im Gartenhaus wie ein Abendroth wiedergeſtralet. Wenn es einen 15
Engel giebt, der Sie beide behütet — und giebts keinen: ſo iſts der un-
endliche Engel, der uns alle trägt: — o ſo ſchlinge, guter Engel, die
Arme dieſer geliebten Seelen noch oft ſo in einander wie in jener
Nacht — ſo drücke ſie oft an einander, daß ſie weinen vor Wonne —
und wenn ſie ſich wieder geſchieden haben: ſo richte ihre Augen gegen 20
deinen hohen Himmel und gieb ihnen den Gedanken: droben unter
den Sonnen bleiben wir ungetrent! —
Bis nach Brandenſtein ergos ſich ihr ſanftes Auge vor Liebe, vor
Sehnen, vor Schmerz — ich ſchreib’ es noch einmal: Sie haben ge-
funden was Sie ſo lange begehrten, ketten Sie ſie ewig an ſich. 25
Aber ich werde zu enthuſiaſtiſch für beide, wenn ich fortſchreibe:
ich thu’ es lieber mündlich.
Um 11 Uhr.
Bei Krauſenek war ich gerade — eine Kleine ſah ich und die Mutter
und den Sohn und den dazukommenden Thoren Boie — aber 30
Marianne nicht.
Mitwoch um 6 Uhr.
Auch dieſe ſah ich — die Flotowin ſah ich und hörte ſie ſingen —
Sie ſehen wie viel ich mündlich zu ſagen habe. Aus Zeitmangel
brech’ ich alles ab. — Nur aber noch dieſes Wort: Das liebevolle 35
Betragen Mandels und der Iris gegen mich ſezt ein groſſes von
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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