Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Lebe wol und grüsse und scheere in meinem Namen meinen alten an Fr. Richter 362. An Christian Otto. Hof den 17 Feb. 91 [Donnerstag].5Lieber Otto, Um 5 Uhr. Denn ich hatte vor Exzerpieren und Elaborieren keine Zeit als iezt, Bei diesen mit unendlicher Wollust empfangnen und gezeugten Suche in Wuz keinen eiteln eingeengten Orbilius sondern nur ein Manche Episoden müssen aufgeblasen, vergrössert und wie Ableger- Gleichwol, troz meiner vorrednerischen Entschuldigungen kritisiere Bei einigen leeren Räumen mus ich erst meine Exzerpten nach- Gleich vor oder nach dem Essen seh ich dich. 363. An Christian Otto.[344] [Schwarzenbach] Sonabends 19 Febr. 91.30Ueberal sieht man lieber den ganzen Menschen als ein Stük davon; Lebe wol und grüſſe und ſcheere in meinem Namen meinen alten an Fr. Richter 362. An Chriſtian Otto. Hof den 17 Feb. 91 [Donnerstag].5Lieber Otto, Um 5 Uhr. Denn ich hatte vor Exzerpieren und Elaborieren keine Zeit als iezt, Bei dieſen mit unendlicher Wolluſt empfangnen und gezeugten Suche in Wuz keinen eiteln eingeengten Orbilius ſondern nur ein Manche Epiſoden müſſen aufgeblaſen, vergröſſert und wie Ableger- Gleichwol, troz meiner vorredneriſchen Entſchuldigungen kritiſiere Bei einigen leeren Räumen mus ich erſt meine Exzerpten nach- Gleich vor oder nach dem Eſſen ſeh ich dich. 363. An Chriſtian Otto.[344] [Schwarzenbach] Sonabends 19 Febr. 91.30Ueberal ſieht man lieber den ganzen Menſchen als ein Stük davon; <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0351" n="325"/> <p>Lebe wol und grüſſe und ſcheere in meinem Namen meinen alten an<lb/> Rok und Wangen rothen Pylad.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>362. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Hof den 17 Feb. 91 <metamark>[</metamark>Donnerstag<metamark>]</metamark>.</hi> </dateline> <lb n="5"/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Otto,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Um 5 Uhr.</p><lb/> <p>Denn ich hatte vor Exzerpieren und Elaborieren keine Zeit als iezt,<lb/> 2 Gaſſen von dir. Ich bin ſchon wieder mit einem ½ Aufſaz da, und<lb/> möcht’ ihn wol am Sontage wiederhaben, nicht um meine Sachen<lb n="10"/> wiederzuleſen ſondern um deine.</p><lb/> <p>Bei dieſen mit unendlicher Wolluſt empfangnen und gezeugten<lb/> 4 Bogen bedenke 1) daß es in 10 Tagen geſchah 2) und in geſtohlnen<lb/> Stunden nach und vor der Schule 3) und daß es ſoviel iſt als ſchlägſt du<lb/> das Ei auf und beſieheſt das rinnende Hühngen 4) und daß es dürre<lb n="15"/> Knoſpen und Vorübungen ſind, damit unſer Einer ſo gut einen Roman<lb/> in die Welt ſezen könne als H. Thylo 5) und was ein Vorredner noch<lb/> beibringt.</p><lb/> <p>Suche in Wuz keinen eiteln eingeengten Orbilius ſondern nur ein<lb/> in ſich vergnügtes Ding.<lb n="20"/> </p> <p>Manche Epiſoden müſſen aufgeblaſen, vergröſſert und wie Ableger-<lb/> Polypen vom Stam-Polypen abgeriſſen werden, um für ſich zu leben,<lb/> z. B. das von den elenden Dorfſchulen.</p><lb/> <p>Gleichwol, troz meiner vorredneriſchen Entſchuldigungen kritiſiere<lb/> ſo, als wären ſie nicht.<lb n="25"/> </p> <p>Bei einigen leeren Räumen mus ich erſt meine Exzerpten nach-<lb/> ſehen.</p><lb/> <p>Gleich vor oder nach dem Eſſen ſeh ich dich.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>363. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd#_344">[344]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach<metamark>]</metamark> Sonabends 19 Febr. 91.</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Ueberal ſieht man lieber den ganzen Menſchen als ein Stük davon;<lb/> und am liebſten im Autor den Menſchen. Der Grammatiken-Schreiber<lb/> kan nichts zeigen als ſeine Sprachkunde und der Semiotiker ſeine<lb/> Semiotik. Lieſeſt du beide Seelen-Hämlinge: ſo denkſt du nur an die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [325/0351]
Lebe wol und grüſſe und ſcheere in meinem Namen meinen alten an
Rok und Wangen rothen Pylad.
Fr. Richter
362. An Chriſtian Otto.
Hof den 17 Feb. 91 [Donnerstag]. 5
Lieber Otto,
Um 5 Uhr.
Denn ich hatte vor Exzerpieren und Elaborieren keine Zeit als iezt,
2 Gaſſen von dir. Ich bin ſchon wieder mit einem ½ Aufſaz da, und
möcht’ ihn wol am Sontage wiederhaben, nicht um meine Sachen 10
wiederzuleſen ſondern um deine.
Bei dieſen mit unendlicher Wolluſt empfangnen und gezeugten
4 Bogen bedenke 1) daß es in 10 Tagen geſchah 2) und in geſtohlnen
Stunden nach und vor der Schule 3) und daß es ſoviel iſt als ſchlägſt du
das Ei auf und beſieheſt das rinnende Hühngen 4) und daß es dürre 15
Knoſpen und Vorübungen ſind, damit unſer Einer ſo gut einen Roman
in die Welt ſezen könne als H. Thylo 5) und was ein Vorredner noch
beibringt.
Suche in Wuz keinen eiteln eingeengten Orbilius ſondern nur ein
in ſich vergnügtes Ding. 20
Manche Epiſoden müſſen aufgeblaſen, vergröſſert und wie Ableger-
Polypen vom Stam-Polypen abgeriſſen werden, um für ſich zu leben,
z. B. das von den elenden Dorfſchulen.
Gleichwol, troz meiner vorredneriſchen Entſchuldigungen kritiſiere
ſo, als wären ſie nicht. 25
Bei einigen leeren Räumen mus ich erſt meine Exzerpten nach-
ſehen.
Gleich vor oder nach dem Eſſen ſeh ich dich.
363. An Chriſtian Otto.
[Schwarzenbach] Sonabends 19 Febr. 91. 30
Ueberal ſieht man lieber den ganzen Menſchen als ein Stük davon;
und am liebſten im Autor den Menſchen. Der Grammatiken-Schreiber
kan nichts zeigen als ſeine Sprachkunde und der Semiotiker ſeine
Semiotik. Lieſeſt du beide Seelen-Hämlinge: ſo denkſt du nur an die
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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