Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Deine Schwefel-Paste vom Quartus-Gesicht werd' ich wirklich zu Fahre fort, so antisaturnopolitanisch zu leben, so zu schreiben, so zu5 Am heilig[en] Weihnachtsabend. Streiche sogleich mit Dinte bei Alternativen die eine aus in der [334]352. An Christian Otto.10 Schwarzenbach den 29 Dez. 1790 [Mittwoch].Mein lieber Otto, 10,000 mal lieber wil ich für dich und das Publikum Bücher als für Im ganzen Jahr kont' ich dir nichts so närrisches und wichtiges Meine Frau Schwägerin sol sehr reich sein. Er wil mir mit seines Deine Schwefel-Paſte vom Quartus-Geſicht werd’ ich wirklich zu Fahre fort, ſo antiſaturnopolitaniſch zu leben, ſo zu ſchreiben, ſo zu5 Am heilig[en] Weihnachtsabend. Streiche ſogleich mit Dinte bei Alternativen die eine aus in der [334]352. An Chriſtian Otto.10 Schwarzenbach den 29 Dez. 1790 [Mittwoch].Mein lieber Otto, 10,000 mal lieber wil ich für dich und das Publikum Bücher als für Im ganzen Jahr kont’ ich dir nichts ſo närriſches und wichtiges Meine Frau Schwägerin ſol ſehr reich ſein. Er wil mir mit ſeines <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0342" n="316"/> <p>Deine Schwefel-Paſte vom Quartus-Geſicht werd’ ich wirklich zu<lb/> nichts brauchen können als einmal zu einem Plagiat; irgend einer<lb/> Satire (und wärs die von Fälbels Primaner-Reiſe) häng’ ich dieſes<lb/> Medaillon um.</p><lb/> <p>Fahre fort, ſo antiſaturnopolitaniſch zu leben, ſo zu ſchreiben, ſo zu<lb n="5"/> reden, ſo zu denken und ſo mein Oertel zu ſein, mein guter Otto.</p><lb/> <p> <hi rendition="#right">Am heilig<metamark>[</metamark>en<metamark>]</metamark> Weihnachtsabend.</hi> </p><lb/> <p>Streiche ſogleich mit <hi rendition="#g">Dinte</hi> bei Alternativen die eine aus in der<lb/> neuen Edizion des Zerſtreueten und der Trinkunität.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd#_334">[334]</ref></note>352. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="10"/></head> <dateline> <hi rendition="#right">Schwarzenbach den 29 Dez. 1790 <metamark>[</metamark>Mittwoch<metamark>]</metamark>.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein lieber Otto,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>10,000 mal lieber wil ich für dich und das Publikum Bücher als für<lb/> Hof und deſſen Merkur Blätter ſchreiben. Bei ſo wenigem Spielraum<lb/> im Kopfe der Leſer und auf dem Blatte des Gratulanten kont’ ich blos<lb n="15"/> den alten Kothman machen, der auf einem Teller tanzte. Und gieng’<lb/> es nicht durch deine Fegemühle: ſo gäb’ ichs gar nicht her, da zumal<lb/> das Andenken an Hof vom Sontag her, alle Luſtigkeit durch Bitterkeit<lb/> verdrängte. Aendere, leihe und nehme alſo ſoviel als du wilſt: um deine<lb/> Hand nicht zu kompromittieren, kanſt du es meinem Bruder zum<lb n="20"/> Kopieren ſchicken. Da ich das leztere nicht that: ſo handle mir, wenns<lb/> gedrukt wird, auch ein Exemplar aus wie andre Gönner kriegen.</p><lb/> <p>Im ganzen Jahr kont’ ich dir nichts ſo närriſches und wichtiges<lb/> erzählen als am Ende deſſelben — mein Bruder in Naila, Skribent<lb/> alda wie ich hier, hat ſich geſchwind kopulieren laſſen — geheirathet<lb n="25"/> hat er noch geſchwinder und früher. Er mus — ich ſprech’ ihm des-<lb/> wegen ſeine landesiuriſtiſchen Kentniſſe nicht ab — die Bayreuth<metamark>[</metamark>iſche<metamark>]</metamark><lb/> Verordnung von 1721, die den Beiſchlaf 5 Tage vor der Einſegnung<lb/> nachſieht, zu kurſoriſch überſehen und ſtat Tage Monate geleſen<lb/> haben. Zu ſolchen Varianten wil mir nun der Teufel nicht verhelfen<lb n="30"/> und ich ſiz’ ewig da und knie nicht einmal <hi rendition="#g">vor,</hi> geſchweige <hi rendition="#g">mit</hi> einem<lb/> Frauenzimmer der Agende gegenüber, wie ihr auch.</p><lb/> <p>Meine Frau Schwägerin ſol ſehr reich ſein. Er wil mir mit ſeines<lb/> Schwieger-Vaters Pferd und Schlitten zuſprechen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [316/0342]
Deine Schwefel-Paſte vom Quartus-Geſicht werd’ ich wirklich zu
nichts brauchen können als einmal zu einem Plagiat; irgend einer
Satire (und wärs die von Fälbels Primaner-Reiſe) häng’ ich dieſes
Medaillon um.
Fahre fort, ſo antiſaturnopolitaniſch zu leben, ſo zu ſchreiben, ſo zu 5
reden, ſo zu denken und ſo mein Oertel zu ſein, mein guter Otto.
Am heilig[en] Weihnachtsabend.
Streiche ſogleich mit Dinte bei Alternativen die eine aus in der
neuen Edizion des Zerſtreueten und der Trinkunität.
352. An Chriſtian Otto. 10
Schwarzenbach den 29 Dez. 1790 [Mittwoch].
Mein lieber Otto,
10,000 mal lieber wil ich für dich und das Publikum Bücher als für
Hof und deſſen Merkur Blätter ſchreiben. Bei ſo wenigem Spielraum
im Kopfe der Leſer und auf dem Blatte des Gratulanten kont’ ich blos 15
den alten Kothman machen, der auf einem Teller tanzte. Und gieng’
es nicht durch deine Fegemühle: ſo gäb’ ichs gar nicht her, da zumal
das Andenken an Hof vom Sontag her, alle Luſtigkeit durch Bitterkeit
verdrängte. Aendere, leihe und nehme alſo ſoviel als du wilſt: um deine
Hand nicht zu kompromittieren, kanſt du es meinem Bruder zum 20
Kopieren ſchicken. Da ich das leztere nicht that: ſo handle mir, wenns
gedrukt wird, auch ein Exemplar aus wie andre Gönner kriegen.
Im ganzen Jahr kont’ ich dir nichts ſo närriſches und wichtiges
erzählen als am Ende deſſelben — mein Bruder in Naila, Skribent
alda wie ich hier, hat ſich geſchwind kopulieren laſſen — geheirathet 25
hat er noch geſchwinder und früher. Er mus — ich ſprech’ ihm des-
wegen ſeine landesiuriſtiſchen Kentniſſe nicht ab — die Bayreuth[iſche]
Verordnung von 1721, die den Beiſchlaf 5 Tage vor der Einſegnung
nachſieht, zu kurſoriſch überſehen und ſtat Tage Monate geleſen
haben. Zu ſolchen Varianten wil mir nun der Teufel nicht verhelfen 30
und ich ſiz’ ewig da und knie nicht einmal vor, geſchweige mit einem
Frauenzimmer der Agende gegenüber, wie ihr auch.
Meine Frau Schwägerin ſol ſehr reich ſein. Er wil mir mit ſeines
Schwieger-Vaters Pferd und Schlitten zuſprechen.
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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