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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

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Rousseau durch seine Lettres ecrites de la Montagne, die ich Ihnen
hier aus der Oert[helschen] Bibliothek leihe.

Ich bitte Sie um recht viele Bände der Bibliotheque choisie, noch
mehr
aber der universelle. Auch erfreuen Sie mich mit etwas von
Ihren neuen Mesbüchern, wenigstens mit dem Barth.5

Und mit dem längsten Briefe: denn wenn gleich Christus mit
wenigen Brodten 5000 Man abfütterte: so können Sie doch kaum -- so
wenig glükken Ihnen Wunder -- mit 5000 Briefen einen einzigen
Man sat machen, nämlich

Ihren10
gehors. Diener
J. P. F. Richter
212. In Hermanns Stammbuch.
[Kopie]

N. 1148.15
Alg. deutsche Litteraturzeitung
Jena den 20 März 1788
Vermischte Schriften

Stambuch. Olim meminisse juvabit Hermannum. Ohne Drukort
und Verleger in Queerduodez.

20

An diesem Werkgen arbeiteten mehrere Verfasser, Leute aus allen
Ständen, Wissenschaften und Geschlechtern, um durch Mannig-
faltigkeit das Lesepublikum völlig zu bestechen. Rezensent ist es sich
und andern schuldig, die wesentlichen Mängel nicht zuzuhüllen, an die
[250]er sich darin sties und die es von andern Stambüchern nicht zu seinem25
Vortheile unterscheiden. Er nahm es wahrhaftig nicht in der festen
Absicht in die Hand, es schlecht und völlig ohne Zoten zu finden: allein
es ist nur gar zu klar, daß nicht Eine darin sizt und daß also der erste
Zwek eines Stambuchs (denn die Liebe brauchte vor Erfindung des
Papiers Bäume zu Stambüchern und schnit Namen und Seufzer30
hinein) die Wahrheit zu sagen schlecht erreicht ist. Welchen geringen
Begrif von der Keuschheit der Verfasser noch überdies dieser Purismus
geben mus, weis der Moralist gut genug: denn die überladne Natur
mus sich selbst helfen und wie gewöhnlich eine Sekrezion durch die
andre ersezen und wer es vernachlässigt, seine Zunge wie beim Zorn35

Rouſſeau durch ſeine Lettres ecrites de la Montagne, die ich Ihnen
hier aus der Oert[helſchen] Bibliothek leihe.

Ich bitte Sie um recht viele Bände der Bibliotheque choisie, noch
mehr
aber der universelle. Auch erfreuen Sie mich mit etwas von
Ihren neuen Mesbüchern, wenigſtens mit dem Barth.5

Und mit dem längſten Briefe: denn wenn gleich Chriſtus mit
wenigen Brodten 5000 Man abfütterte: ſo können Sie doch kaum — ſo
wenig glükken Ihnen Wunder — mit 5000 Briefen einen einzigen
Man ſat machen, nämlich

Ihren10
gehorſ. Diener
J. P. F. Richter
212. In Hermanns Stammbuch.
[Kopie]

N. 1148.15
Alg. deutſche Litteraturzeitung
Jena den 20 März 1788
Vermischte Schriften

Stambuch. Olim meminisse juvabit Hermannum. Ohne Drukort
und Verleger in Queerduodez.

20

An dieſem Werkgen arbeiteten mehrere Verfaſſer, Leute aus allen
Ständen, Wiſſenſchaften und Geſchlechtern, um durch Mannig-
faltigkeit das Leſepublikum völlig zu beſtechen. Rezenſent iſt es ſich
und andern ſchuldig, die weſentlichen Mängel nicht zuzuhüllen, an die
[250]er ſich darin ſties und die es von andern Stambüchern nicht zu ſeinem25
Vortheile unterſcheiden. Er nahm es wahrhaftig nicht in der feſten
Abſicht in die Hand, es ſchlecht und völlig ohne Zoten zu finden: allein
es iſt nur gar zu klar, daß nicht Eine darin ſizt und daß alſo der erſte
Zwek eines Stambuchs (denn die Liebe brauchte vor Erfindung des
Papiers Bäume zu Stambüchern und ſchnit Namen und Seufzer30
hinein) die Wahrheit zu ſagen ſchlecht erreicht iſt. Welchen geringen
Begrif von der Keuſchheit der Verfaſſer noch überdies dieſer Puriſmus
geben mus, weis der Moraliſt gut genug: denn die überladne Natur
mus ſich ſelbſt helfen und wie gewöhnlich eine Sekrezion durch die
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[236/0261] Rouſſeau durch ſeine Lettres ecrites de la Montagne, die ich Ihnen hier aus der Oert[helſchen] Bibliothek leihe. Ich bitte Sie um recht viele Bände der Bibliotheque choisie, noch mehr aber der universelle. Auch erfreuen Sie mich mit etwas von Ihren neuen Mesbüchern, wenigſtens mit dem Barth. 5 Und mit dem längſten Briefe: denn wenn gleich Chriſtus mit wenigen Brodten 5000 Man abfütterte: ſo können Sie doch kaum — ſo wenig glükken Ihnen Wunder — mit 5000 Briefen einen einzigen Man ſat machen, nämlich Ihren 10 gehorſ. Diener J. P. F. Richter 212. In Hermanns Stammbuch. [Töpen, 20. März 1788] N. 1148. 15 Alg. deutſche Litteraturzeitung Jena den 20 März 1788 Vermischte Schriften Stambuch. Olim meminisse juvabit Hermannum. Ohne Drukort und Verleger in Queerduodez. 20 An dieſem Werkgen arbeiteten mehrere Verfaſſer, Leute aus allen Ständen, Wiſſenſchaften und Geſchlechtern, um durch Mannig- faltigkeit das Leſepublikum völlig zu beſtechen. Rezenſent iſt es ſich und andern ſchuldig, die weſentlichen Mängel nicht zuzuhüllen, an die er ſich darin ſties und die es von andern Stambüchern nicht zu ſeinem 25 Vortheile unterſcheiden. Er nahm es wahrhaftig nicht in der feſten Abſicht in die Hand, es ſchlecht und völlig ohne Zoten zu finden: allein es iſt nur gar zu klar, daß nicht Eine darin ſizt und daß alſo der erſte Zwek eines Stambuchs (denn die Liebe brauchte vor Erfindung des Papiers Bäume zu Stambüchern und ſchnit Namen und Seufzer 30 hinein) die Wahrheit zu ſagen ſchlecht erreicht iſt. Welchen geringen Begrif von der Keuſchheit der Verfaſſer noch überdies dieſer Puriſmus geben mus, weis der Moraliſt gut genug: denn die überladne Natur mus ſich ſelbſt helfen und wie gewöhnlich eine Sekrezion durch die andre erſezen und wer es vernachläſſigt, ſeine Zunge wie beim Zorn 35 [250]

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/261>, abgerufen am 25.11.2024.