und für die reichen Geschenke, die Sie ihm gaben. Ich wünschte, ich hätte das Vergnügen, Ihnen einmal bey mir zu sehen, um so vortref- lichen Freunden Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Die andere Ursache, warum ich Dieselben mit diesem Briefe belästige, ist, ich muß die künftige Woche ausziehen und habe viel Haußzinß zu bezahlen und5 noch mehr Ausgaben und weiß mir gar nicht zu helfen. Aber werden Dieselben nicht die Güte haben, mir zu helfen und mir nur 10 fl. dazu bis auf 4 Wochen, wenns nicht länger seyn könte, vorzustrekken? Ich bitte meinen Herrn Schwager als einen so großen Freund von meinem Manne, mich dessen Wittwe nicht in dieser Noth zu lassen.10 Und Gott [Schluß fehlt]
181. An Oerthel in Töpen.
Lieber Oerthel,
Ich war auf drei Tage in Schwarzenbach: ich kan dir aber alles erst erzählen, wenn ich dich sehe. Hier sendet dir der Aktuarius ein vor-15 trefliches Rezept aus "Nikolais Kurarten" zum Quassiapulver, das Hypochondristen unendlich fruchten sol: Nikolai kan dirs nicht genug anloben. Auch der Eichelnkaffee sol vortreflich für dich sein. Der Akt[uarius] lässet sich einige Mezen Eicheln kommen, wovon er quantum satis an dich gern abgiebt. Wenn du das, was deine20 Begierde nach Eichenlaub verdorben hat, durch Eichelnkaffee wieder besser machtest: so thätest du klüger als ich, der ich mich mit dieser Antithese befasset. Ferner bietet dir der Akt[uarius] Schaafgarbe und Pfeffermünze in grösserer Güte und Menge an als du sie bisher bekamest: deinen Klystieringredienzien geselle noch Eine Drachme Asa25 foetida und einige Pomeranzenblätter zu, die (selbst nach deinem Kämpf) so sehr gut wider deine Krankheit sind. --
Schikke mir die Katalogen vom Bekman herauf; ich brauche sie sehr, um neue Leser zusammenzuwerben.
[230]Aber lass' es, ich bitte dich recht sehr, nicht anstehen, sie mir (wenn30 ich nicht morgen mit dem Otto selber komme) morgen zu schikken, so wie folgendes:
Ich kan den Kaffee durchaus nicht zu meinen Arbeiten entrathen. Ein Konvenzionsthaler, den ich mir zu Ende des Frühlings mit Auf- opferung errang, dein Pfund Kaffee, die Bezahlung der Mixturen vom35
und für die reichen Geſchenke, die Sie ihm gaben. Ich wünſchte, ich hätte das Vergnügen, Ihnen einmal bey mir zu ſehen, um ſo vortref- lichen Freunden Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Die andere Urſache, warum ich Dieſelben mit dieſem Briefe beläſtige, iſt, ich muß die künftige Woche ausziehen und habe viel Haußzinß zu bezahlen und5 noch mehr Ausgaben und weiß mir gar nicht zu helfen. Aber werden Dieſelben nicht die Güte haben, mir zu helfen und mir nur 10 fl. dazu bis auf 4 Wochen, wenns nicht länger ſeyn könte, vorzuſtrekken? Ich bitte meinen Herrn Schwager als einen ſo großen Freund von meinem Manne, mich deſſen Wittwe nicht in dieſer Noth zu laſſen.10 Und Gott [Schluß fehlt]
181. An Oerthel in Töpen.
Lieber Oerthel,
Ich war auf drei Tage in Schwarzenbach: ich kan dir aber alles erſt erzählen, wenn ich dich ſehe. Hier ſendet dir der Aktuarius ein vor-15 trefliches Rezept aus „Nikolais Kurarten“ zum Quaſſiapulver, das Hypochondriſten unendlich fruchten ſol: Nikolai kan dirs nicht genug anloben. Auch der Eichelnkaffee ſol vortreflich für dich ſein. Der Akt[uarius] läſſet ſich einige Mezen Eicheln kommen, wovon er quantum satis an dich gern abgiebt. Wenn du das, was deine20 Begierde nach Eichenlaub verdorben hat, durch Eichelnkaffee wieder beſſer machteſt: ſo thäteſt du klüger als ich, der ich mich mit dieſer Antitheſe befaſſet. Ferner bietet dir der Akt[uarius] Schaafgarbe und Pfeffermünze in gröſſerer Güte und Menge an als du ſie bisher bekameſt: deinen Klyſtieringredienzien geſelle noch Eine Drachme Asa25 foetida und einige Pomeranzenblätter zu, die (ſelbſt nach deinem Kämpf) ſo ſehr gut wider deine Krankheit ſind. —
Schikke mir die Katalogen vom Bekman herauf; ich brauche ſie ſehr, um neue Leſer zuſammenzuwerben.
[230]Aber laſſ’ es, ich bitte dich recht ſehr, nicht anſtehen, ſie mir (wenn30 ich nicht morgen mit dem Otto ſelber komme) morgen zu ſchikken, ſo wie folgendes:
Ich kan den Kaffee durchaus nicht zu meinen Arbeiten entrathen. Ein Konvenzionsthaler, den ich mir zu Ende des Frühlings mit Auf- opferung errang, dein Pfund Kaffee, die Bezahlung der Mixturen vom35
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hätte das Vergnügen, Ihnen einmal bey mir zu ſehen, um ſo vortref-
lichen Freunden Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Die andere
Urſache, warum ich Dieſelben mit dieſem Briefe beläſtige, iſt, ich muß
die künftige Woche ausziehen und habe viel Haußzinß zu bezahlen und 5
noch mehr Ausgaben und weiß mir gar nicht zu helfen. Aber werden
Dieſelben nicht die Güte haben, mir zu helfen und mir nur 10 fl. dazu
bis auf 4 Wochen, wenns nicht länger ſeyn könte, vorzuſtrekken? Ich
bitte meinen Herrn Schwager als einen ſo großen Freund von
meinem Manne, mich deſſen Wittwe nicht in dieſer Noth zu laſſen. 10
Und Gott [Schluß fehlt]
181. An Oerthel in Töpen.
Lieber Oerthel,
Ich war auf drei Tage in Schwarzenbach: ich kan dir aber alles erſt
erzählen, wenn ich dich ſehe. Hier ſendet dir der Aktuarius ein vor- 15
trefliches Rezept aus „Nikolais Kurarten“ zum Quaſſiapulver, das
Hypochondriſten unendlich fruchten ſol: Nikolai kan dirs nicht genug
anloben. Auch der Eichelnkaffee ſol vortreflich für dich ſein. Der
Akt[uarius] läſſet ſich einige Mezen Eicheln kommen, wovon er
quantum satis an dich gern abgiebt. Wenn du das, was deine 20
Begierde nach Eichenlaub verdorben hat, durch Eichelnkaffee wieder
beſſer machteſt: ſo thäteſt du klüger als ich, der ich mich mit dieſer
Antitheſe befaſſet. Ferner bietet dir der Akt[uarius] Schaafgarbe
und Pfeffermünze in gröſſerer Güte und Menge an als du ſie bisher
bekameſt: deinen Klyſtieringredienzien geſelle noch Eine Drachme Asa 25
foetida und einige Pomeranzenblätter zu, die (ſelbſt nach deinem
Kämpf) ſo ſehr gut wider deine Krankheit ſind. —
Schikke mir die Katalogen vom Bekman herauf; ich brauche ſie
ſehr, um neue Leſer zuſammenzuwerben.
Aber laſſ’ es, ich bitte dich recht ſehr, nicht anſtehen, ſie mir (wenn 30
ich nicht morgen mit dem Otto ſelber komme) morgen zu ſchikken, ſo
wie folgendes:
[230]
Ich kan den Kaffee durchaus nicht zu meinen Arbeiten entrathen.
Ein Konvenzionsthaler, den ich mir zu Ende des Frühlings mit Auf-
opferung errang, dein Pfund Kaffee, die Bezahlung der Mixturen vom 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/243>, abgerufen am 04.07.2024.
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