Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.126. An Keßler. [Kopie][Hof, 30. Nov. 1785]Sie werden mich zwar nicht kennen; aber ich kenne Sie doch und 127. An Oerthel in Töpen. Lieber Örthel, 10Herman ist, da er von den Christen verstossen wurde, zu den Juden [Spaltenumbruch]
Hof den 6 Dez. 85. Richt.25 128. An Frau von Reitzenstein, geb. von Plotho. [Kopie][Hof, 18. Dez. 1785]Ich sehe in der That nicht ein, warum ich diesen Brief mit so vieler 126. An Keßler. [Kopie][Hof, 30. Nov. 1785]Sie werden mich zwar nicht kennen; aber ich kenne Sie doch und 127. An Oerthel in Töpen. Lieber Örthel, 10Herman iſt, da er von den Chriſten verſtoſſen wurde, zu den Juden [Spaltenumbruch]
Hof den 6 Dez. 85. Richt.25 128. An Frau von Reitzenſtein, geb. von Plotho. [Kopie][Hof, 18. Dez. 1785]Ich ſehe in der That nicht ein, warum ich dieſen Brief mit ſo vieler <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0207" n="182"/> <div type="letter" n="1"> <head>126. An <hi rendition="#g">Keßler.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 30. Nov. 1785<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Sie werden mich zwar nicht kennen; aber ich kenne Sie doch und<lb/> weis aus dem Munde des ꝛc. genug von Ihnen, um an Sie zu<lb/> ſchreiben. Jeder iſt das Bild des andern; warum ſolte man ſein eigenes<lb n="5"/> Bild nicht kennen und nicht lieben? … Jeder puzet ſo eine Bitte, eh’ er<lb/> ſie vorbringt, mit vielen Beſchönigungen auf; ich habe aber gegen Sie<lb/> keinen ſolchen Anſtrich meiner Bitte nöthig ꝛc.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>127. An <hi rendition="#g">Oerthel in Töpen.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Örthel,</hi> </salute> </opener> <lb n="10"/> <p>Herman iſt, da er von den Chriſten verſtoſſen wurde, zu den Juden<lb/> übergetreten; er hat iezt freie Wohnung bei einem Studenten, der ein<lb/> Jude iſt und wie ich glaube Hartuch heiſſet. Er bot ſie ihm ſelber an.....<lb/> Glüklich wär’ ich und du, wenn ich dir die <hi rendition="#aq">pensées ingenieuses</hi> mit<lb/> einer geſchriebenen vermehret überſchikte; ich habe aber iezt einen<lb n="15"/> ſehr geſchwolnen Bakken .... Möchteſt du mir nicht Kants Kritik vor-<lb/> ſtrekken, nicht um ſie ganz durchzuleſen, ſondern nur um durch deinen<lb/> Kant die Lükke von etlichen Bogen zu ergänzen, die in meinem iſt, den<lb/> ich wieder leſen wil? Verſagſt du mir den Kant: ſo laſſe mir wenigſtens<lb/> den Voitüre zukommen. Es komt aber auf dich an, ob ich eines von<lb n="20"/> beiden am dritten Feiertage bringen oder erſt holen ſol. Du thäteſt mir<lb/> einen Gefallen, wenn du nicht träge wäreſt .... Den halben Bogen, in<lb/> den ich die Selenſpeiſe die ich von dir mitnahm, eingepakket hatte, hab’<lb/> ich verloren: iſt er etwan bei dir? Leb wol.</p><lb/> <closer> <salute> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Hof den 6 Dez. 85.</hi> </date> <hi rendition="#right">Richt.</hi> <lb n="25"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>128. An <hi rendition="#g">Frau von Reitzenſtein, geb. von Plotho.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 18. Dez. 1785<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Ich ſehe in der That nicht ein, warum ich dieſen Brief mit ſo vieler<lb/> Schüchternheit anfange und ich glaube, ſie ſchikt ſich hier nicht genug.<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_193">[193]</ref></note>Vielleicht wenn ich an eine Dame ſchriebe, die einigen Werth auf die<lb n="30"/> bunten Spielmarken des Umgangs, nämlich auf die Titel ſezte: oder<lb/> wenn es gar an eine wäre, welche es dem Elende verübelte, daß es zu<lb/> ihr ſeine Zuflucht nähme: dan müſte man mit beſonderer Angſt einen<lb/> Brief an ſie anfangen oder ihn gar nicht ſchreiben; leicht könte man die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0207]
126. An Keßler.
[Hof, 30. Nov. 1785]
Sie werden mich zwar nicht kennen; aber ich kenne Sie doch und
weis aus dem Munde des ꝛc. genug von Ihnen, um an Sie zu
ſchreiben. Jeder iſt das Bild des andern; warum ſolte man ſein eigenes 5
Bild nicht kennen und nicht lieben? … Jeder puzet ſo eine Bitte, eh’ er
ſie vorbringt, mit vielen Beſchönigungen auf; ich habe aber gegen Sie
keinen ſolchen Anſtrich meiner Bitte nöthig ꝛc.
127. An Oerthel in Töpen.
Lieber Örthel, 10
Herman iſt, da er von den Chriſten verſtoſſen wurde, zu den Juden
übergetreten; er hat iezt freie Wohnung bei einem Studenten, der ein
Jude iſt und wie ich glaube Hartuch heiſſet. Er bot ſie ihm ſelber an.....
Glüklich wär’ ich und du, wenn ich dir die pensées ingenieuses mit
einer geſchriebenen vermehret überſchikte; ich habe aber iezt einen 15
ſehr geſchwolnen Bakken .... Möchteſt du mir nicht Kants Kritik vor-
ſtrekken, nicht um ſie ganz durchzuleſen, ſondern nur um durch deinen
Kant die Lükke von etlichen Bogen zu ergänzen, die in meinem iſt, den
ich wieder leſen wil? Verſagſt du mir den Kant: ſo laſſe mir wenigſtens
den Voitüre zukommen. Es komt aber auf dich an, ob ich eines von 20
beiden am dritten Feiertage bringen oder erſt holen ſol. Du thäteſt mir
einen Gefallen, wenn du nicht träge wäreſt .... Den halben Bogen, in
den ich die Selenſpeiſe die ich von dir mitnahm, eingepakket hatte, hab’
ich verloren: iſt er etwan bei dir? Leb wol.
Hof den 6 Dez. 85. Richt. 25
128. An Frau von Reitzenſtein, geb. von Plotho.
[Hof, 18. Dez. 1785]
Ich ſehe in der That nicht ein, warum ich dieſen Brief mit ſo vieler
Schüchternheit anfange und ich glaube, ſie ſchikt ſich hier nicht genug.
Vielleicht wenn ich an eine Dame ſchriebe, die einigen Werth auf die 30
bunten Spielmarken des Umgangs, nämlich auf die Titel ſezte: oder
wenn es gar an eine wäre, welche es dem Elende verübelte, daß es zu
ihr ſeine Zuflucht nähme: dan müſte man mit beſonderer Angſt einen
Brief an ſie anfangen oder ihn gar nicht ſchreiben; leicht könte man die
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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