haben werde, die unentbehrlich sind, ein rechtschaffener Mensch mag sich nun bewegen oder zeigen wollen und die ich sowenig wie der Paradiesvogel die Füsse entrathen kan -- so komm' ich. Lebe wol.
[Spaltenumbruch]Hof den 9 Aug. 1785.[Spaltenumbruch]Richter Der iunge Brükner ist da.5
112. An Oerthel in Töpen.
Eilig
Lieber Örthel,
Warum bist du an einem so schönen Tage wie gestern nicht ge- kommen? Ich sprach mit dem grössern Otto über die bekante Sache,10 als ich vorher mit ihm spazieren gieng. Herman hat es ausser- ordentlich schlim; in 14 Tagen hat er nichts warmes gegessen und die Bücher, die er verkauft, erhalten ihn noch. "Was ich habe thun können, das hab' ich gethan" sagte Otto. Da ich ihm deinen Ent- schlus, für den Herman aufzunehmen, entdekte (ohne Erwähnung15 der Ottoin): so zog er die Möglichkeit, etwas zu bekommen, völlig in Zweifel. Das nämliche that der kleine; sie erboten sich aber beide, sogar mit ihren Namen die Sache zu unterschreiben. Dieses sezte[181] das Unvermögen ihrer Mutter, dir zu helfen, so deutlich voraus, daß ich ihnen von deiner Absicht auf sie gar nichts offenbarte.20
Den Dienstag geh' ich gewis auf Schwarzenbach und ich hoffe, du thust mir den Gefallen und komst auch.
Endlich schikke mir auf den Montag, da ich es so unentbehrlich brauche, 24 oder 30 -- -- Kreuzer. Lebe wol.
[Spaltenumbruch]Hof den 10 Sept. 1785 [Sonnabend].[Spaltenumbruch]Richter25
113. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr, Hochzuverehrender Herr Pfarrer,
Ich habe Ihnen hier drei Titel beigeleget, von denen keiner wahr ist als blos der mitlere: denn da Sie reiten, einen Sporn tragen und30 Billiard spielen und raffiniren; so sind Sie kein Geistlicher. Übrigens hoff' ich, daß unser neuliches Hahnengefecht -- in England bewafnet man die Hähne, eh' man sie auf einander hezet, mit Sporen --
haben werde, die unentbehrlich ſind, ein rechtſchaffener Menſch mag ſich nun bewegen oder zeigen wollen und die ich ſowenig wie der Paradiesvogel die Füſſe entrathen kan — ſo komm’ ich. Lebe wol.
[Spaltenumbruch]Hof den 9 Aug. 1785.[Spaltenumbruch]Richter Der iunge Brükner iſt da.5
112. An Oerthel in Töpen.
Eilig
Lieber Örthel,
Warum biſt du an einem ſo ſchönen Tage wie geſtern nicht ge- kommen? Ich ſprach mit dem gröſſern Otto über die bekante Sache,10 als ich vorher mit ihm ſpazieren gieng. Herman hat es auſſer- ordentlich ſchlim; in 14 Tagen hat er nichts warmes gegeſſen und die Bücher, die er verkauft, erhalten ihn noch. „Was ich habe thun können, das hab’ ich gethan“ ſagte Otto. Da ich ihm deinen Ent- ſchlus, für den Herman aufzunehmen, entdekte (ohne Erwähnung15 der Ottoin): ſo zog er die Möglichkeit, etwas zu bekommen, völlig in Zweifel. Das nämliche that der kleine; ſie erboten ſich aber beide, ſogar mit ihren Namen die Sache zu unterſchreiben. Dieſes ſezte[181] das Unvermögen ihrer Mutter, dir zu helfen, ſo deutlich voraus, daß ich ihnen von deiner Abſicht auf ſie gar nichts offenbarte.20
Den Dienſtag geh’ ich gewis auf Schwarzenbach und ich hoffe, du thuſt mir den Gefallen und komſt auch.
Endlich ſchikke mir auf den Montag, da ich es ſo unentbehrlich brauche, 24 oder 30 — — Kreuzer. Lebe wol.
[Spaltenumbruch]Hof den 10 Sept. 1785 [Sonnabend].[Spaltenumbruch]Richter25
113. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr, Hochzuverehrender Herr Pfarrer,
Ich habe Ihnen hier drei Titel beigeleget, von denen keiner wahr iſt als blos der mitlere: denn da Sie reiten, einen Sporn tragen und30 Billiard ſpielen und raffiniren; ſo ſind Sie kein Geiſtlicher. Übrigens hoff’ ich, daß unſer neuliches Hahnengefecht — in England bewafnet man die Hähne, eh’ man ſie auf einander hezet, mit Sporen —
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haben werde, die unentbehrlich ſind, ein rechtſchaffener Menſch mag
ſich nun bewegen oder zeigen wollen und die ich ſowenig wie der
Paradiesvogel die Füſſe entrathen kan — ſo komm’ ich. Lebe wol.
Hof den 9 Aug. 1785.
Richter
Der iunge Brükner iſt da. 5
112. An Oerthel in Töpen.
Eilig
Lieber Örthel,
Warum biſt du an einem ſo ſchönen Tage wie geſtern nicht ge-
kommen? Ich ſprach mit dem gröſſern Otto über die bekante Sache, 10
als ich vorher mit ihm ſpazieren gieng. Herman hat es auſſer-
ordentlich ſchlim; in 14 Tagen hat er nichts warmes gegeſſen und
die Bücher, die er verkauft, erhalten ihn noch. „Was ich habe thun
können, das hab’ ich gethan“ ſagte Otto. Da ich ihm deinen Ent-
ſchlus, für den Herman aufzunehmen, entdekte (ohne Erwähnung 15
der Ottoin): ſo zog er die Möglichkeit, etwas zu bekommen, völlig
in Zweifel. Das nämliche that der kleine; ſie erboten ſich aber beide,
ſogar mit ihren Namen die Sache zu unterſchreiben. Dieſes ſezte
das Unvermögen ihrer Mutter, dir zu helfen, ſo deutlich voraus,
daß ich ihnen von deiner Abſicht auf ſie gar nichts offenbarte. 20
[181]Den Dienſtag geh’ ich gewis auf Schwarzenbach und ich hoffe, du
thuſt mir den Gefallen und komſt auch.
Endlich ſchikke mir auf den Montag, da ich es ſo unentbehrlich
brauche, 24 oder 30 — — Kreuzer. Lebe wol.
Hof den 10 Sept. 1785 [Sonnabend].
Richter 25
113. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr,
Hochzuverehrender Herr Pfarrer,
Ich habe Ihnen hier drei Titel beigeleget, von denen keiner wahr iſt
als blos der mitlere: denn da Sie reiten, einen Sporn tragen und 30
Billiard ſpielen und raffiniren; ſo ſind Sie kein Geiſtlicher. Übrigens
hoff’ ich, daß unſer neuliches Hahnengefecht — in England bewafnet
man die Hähne, eh’ man ſie auf einander hezet, mit Sporen —
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/196>, abgerufen am 16.02.2025.
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