der Person, die sie auch verlassen wil; bald werd' ich weiter von Ihnen sein, um früher Ihnen nah zu sein. Aber ich möchte Sie eher sehen als in Leipzig und in Hof noch einmal glüklich sein, eh' ich es in Leipzig werde. Vielleicht daß Sie mir das Glük, Sie zu sehen, noch einmal gewären. Ihrem Verstande trau' ich viel zu; Ihrer Liebe alles. Zu5 einem Mittel, meine Bitte zu erfüllen, liesse sich vielleicht folgender Zufal anwenden. Der sogenante schwarze Doktor Jördens -- es giebt hier einen schwarzen und weissen Doktor wie unter den Engeln [?] schwarze und weisse, wie auf dem Dambret schwarze und weisse Steine -- lies uns heute sagen, daß er Ihrem H. Bruder den Tisch10 aufkündigen müste, weil er bald käme bald nicht käme. Wie wenn Sie die Verschaffung eines neuen Tisches bei Ihren lieben Eltern zum Vor- wand brauchten, den H. Bruder hieher zu begleiten? -- Bleibt mein Wunsch ungewärt, so neme ich in diesem Brief zwar nicht noch einmal Abschied -- denn Schmerzen leren mich, daß ich ihn schon einmal15 genommen -- aber ich küsse Sie noch einmal im Bilde, bitte um Ihre[115] Briefe und reise mit der Hofnung eines verbesserten Schiksals nach dem Orte hin, dessen Reizen keine felen als die Ihrigen. Beruhigen Sie Ihren Schmerz über die Trennung durch den Gedanken, daß Ihre Liebe glüklich macht etc.20
59. An Sophie Ellrodt in Helmbrechts.
[Kopie][Hof, 23. August 1783]
Heute schreib' ich Ihnen nicht viel; morgen sag' ich Ihnen dafür mer. Danken aber mus ich Ihnen eher als ich das Glük geniesse, wofür ich Ihnen danke. Aber hätte ich vorhergesehen, daß Ihnen die Erfüllung25 meines Wunsches, Sie noch einmal zu umarmen, die Übername einer Beschwerlichkeit wie die morgendliche ist kosten würde: so hätt' ich mein Vergnügen eben so gerne Ihrer Bequemlichkeit aufgeopfert als Sie die leztere ienem aufopfern. Vielleicht beleidig' ich Sie mit dieser Versicherung und den Dank für kleine Aufopferungen könten Sie für30 einen Zweifel an grössern aufnemen. Allein in der Liebe ist Ihr Los, Gütigkeiten zu erweisen, und meines, dafür zu danken; Sie äussern die Ihrige durch Geben, ich die meinige nur durch Annemen und alle Ihre Reize bezale ich Ihnen mit nichts als -- einem Herzen. Leben Sie wol nicht nur solange bis Sie mich glüklich machen, sondern auch bis Sie es35 selbst sind. Unendlich wärmer als iezt werd' ich Sie morgen versichern etc.
der Perſon, die ſie auch verlaſſen wil; bald werd’ ich weiter von Ihnen ſein, um früher Ihnen nah zu ſein. Aber ich möchte Sie eher ſehen als in Leipzig und in Hof noch einmal glüklich ſein, eh’ ich es in Leipzig werde. Vielleicht daß Sie mir das Glük, Sie zu ſehen, noch einmal gewären. Ihrem Verſtande trau’ ich viel zu; Ihrer Liebe alles. Zu5 einem Mittel, meine Bitte zu erfüllen, lieſſe ſich vielleicht folgender Zufal anwenden. Der ſogenante ſchwarze Doktor Jördens — es giebt hier einen ſchwarzen und weiſſen Doktor wie unter den Engeln [?] ſchwarze und weiſſe, wie auf dem Dambret ſchwarze und weiſſe Steine — lies uns heute ſagen, daß er Ihrem H. Bruder den Tiſch10 aufkündigen müſte, weil er bald käme bald nicht käme. Wie wenn Sie die Verſchaffung eines neuen Tiſches bei Ihren lieben Eltern zum Vor- wand brauchten, den H. Bruder hieher zu begleiten? — Bleibt mein Wunſch ungewärt, ſo neme ich in dieſem Brief zwar nicht noch einmal Abſchied — denn Schmerzen leren mich, daß ich ihn ſchon einmal15 genommen — aber ich küſſe Sie noch einmal im Bilde, bitte um Ihre[115] Briefe und reiſe mit der Hofnung eines verbeſſerten Schikſals nach dem Orte hin, deſſen Reizen keine felen als die Ihrigen. Beruhigen Sie Ihren Schmerz über die Trennung durch den Gedanken, daß Ihre Liebe glüklich macht ꝛc.20
59. An Sophie Ellrodt in Helmbrechts.
[Kopie][Hof, 23. Auguſt 1783]
Heute ſchreib’ ich Ihnen nicht viel; morgen ſag’ ich Ihnen dafür mer. Danken aber mus ich Ihnen eher als ich das Glük genieſſe, wofür ich Ihnen danke. Aber hätte ich vorhergeſehen, daß Ihnen die Erfüllung25 meines Wunſches, Sie noch einmal zu umarmen, die Übername einer Beſchwerlichkeit wie die morgendliche iſt koſten würde: ſo hätt’ ich mein Vergnügen eben ſo gerne Ihrer Bequemlichkeit aufgeopfert als Sie die leztere ienem aufopfern. Vielleicht beleidig’ ich Sie mit dieſer Verſicherung und den Dank für kleine Aufopferungen könten Sie für30 einen Zweifel an gröſſern aufnemen. Allein in der Liebe iſt Ihr Los, Gütigkeiten zu erweiſen, und meines, dafür zu danken; Sie äuſſern die Ihrige durch Geben, ich die meinige nur durch Annemen und alle Ihre Reize bezale ich Ihnen mit nichts als — einem Herzen. Leben Sie wol nicht nur ſolange bis Sie mich glüklich machen, ſondern auch bis Sie es35 ſelbſt ſind. Unendlich wärmer als iezt werd’ ich Sie morgen verſichern ꝛc.
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in Leipzig und in Hof noch einmal glüklich ſein, eh’ ich es in Leipzig
werde. Vielleicht daß Sie mir das Glük, Sie zu ſehen, noch einmal
gewären. Ihrem Verſtande trau’ ich viel zu; Ihrer Liebe alles. Zu 5
einem Mittel, meine Bitte zu erfüllen, lieſſe ſich vielleicht folgender
Zufal anwenden. Der ſogenante ſchwarze Doktor Jördens — es giebt
hier einen ſchwarzen und weiſſen Doktor wie unter den Engeln [?]
ſchwarze und weiſſe, wie auf dem Dambret ſchwarze und weiſſe
Steine — lies uns heute ſagen, daß er Ihrem H. Bruder den Tiſch 10
aufkündigen müſte, weil er bald käme bald nicht käme. Wie wenn Sie
die Verſchaffung eines neuen Tiſches bei Ihren lieben Eltern zum Vor-
wand brauchten, den H. Bruder hieher zu begleiten? — Bleibt mein
Wunſch ungewärt, ſo neme ich in dieſem Brief zwar nicht noch einmal
Abſchied — denn Schmerzen leren mich, daß ich ihn ſchon einmal 15
genommen — aber ich küſſe Sie noch einmal im Bilde, bitte um Ihre
Briefe und reiſe mit der Hofnung eines verbeſſerten Schikſals nach dem
Orte hin, deſſen Reizen keine felen als die Ihrigen. Beruhigen Sie
Ihren Schmerz über die Trennung durch den Gedanken, daß Ihre
Liebe glüklich macht ꝛc. 20
[115]
59. An Sophie Ellrodt in Helmbrechts.
[Hof, 23. Auguſt 1783]
Heute ſchreib’ ich Ihnen nicht viel; morgen ſag’ ich Ihnen dafür mer.
Danken aber mus ich Ihnen eher als ich das Glük genieſſe, wofür ich
Ihnen danke. Aber hätte ich vorhergeſehen, daß Ihnen die Erfüllung 25
meines Wunſches, Sie noch einmal zu umarmen, die Übername einer
Beſchwerlichkeit wie die morgendliche iſt koſten würde: ſo hätt’ ich
mein Vergnügen eben ſo gerne Ihrer Bequemlichkeit aufgeopfert als
Sie die leztere ienem aufopfern. Vielleicht beleidig’ ich Sie mit dieſer
Verſicherung und den Dank für kleine Aufopferungen könten Sie für 30
einen Zweifel an gröſſern aufnemen. Allein in der Liebe iſt Ihr Los,
Gütigkeiten zu erweiſen, und meines, dafür zu danken; Sie äuſſern die
Ihrige durch Geben, ich die meinige nur durch Annemen und alle Ihre
Reize bezale ich Ihnen mit nichts als — einem Herzen. Leben Sie wol
nicht nur ſolange bis Sie mich glüklich machen, ſondern auch bis Sie es 35
ſelbſt ſind. Unendlich wärmer als iezt werd’ ich Sie morgen verſichern ꝛc.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/130>, abgerufen am 22.11.2024.
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