[105]linge gilt. Das einzige Mittel also, Leipzig ein wenig zu vergessen, ist, Hof zu vergessen und Rehau nicht zu vergessen. Beinahe vergesse ich über dieses Geschwäz meine Bitte, die darin besteht, daß Sie mir alle Register über die A.D.B., welche alzeit die lezten Bände der An- hänge ausmachen, zu schikken belieben möchten. Zu einigen [?] Sa-5 tiren sind sie mir unentberlich; ich hoffe daher, daß Sie demienigen, dem Sie schon lange das vielbändige Buch geliehen, auch das Register darüber d. h. mir nach den Speisen auch den Küchenzettel derselben geben werden.
Auf Ihren lezten Brief antworte ich Ihnen nicht schriftlich sondern10 mündlich. Warum wolten wir, gleich gewissen holländischen Kauf- leuten, durch Briefe Schach spielen und uns der Unbequemlichkeit aussezen, erst durch die Post erfaren zu können, wie der Gegenpart das neuliche Schach dem König ausparirt habe, da wir den Spas an Einem Tische vornemen können. -- Freilich wird durch Briefe das15 Spielen erleichtert, aber auch verlängert.
Das Sprichwort sagt: "wenn man den Wolf nent, komt er gerent"; zu Ende des lezten Briefs sprach ich von Pointen und sehe es kam eine. Mein ieziger macht eine Ausname; ich rede davon und es komt keine, sondern ich schliesse mit der unwizigen aber aufrichtigen Versicherung,20 daß etc.
54. An Buchhändler Voß in Berlin.
[Konzept; nicht abgeschickt?][Hof, Ende Juli 1783]
Dieser Brief komt one das Manuskript, das ihn begleiten sollen; aber es wird ihm nachfolgen. Mein Versprechen, auf dessen Erfüllung25 Sie überdies pränumeriret, hoff' ich zu halten; nur bin ich seit einiger Zeit auf einen andern Weg, es zu halten, geraten. Ich arbeitete näm- lich für den andern Teil der Skizzen eine Satire aus, die ungefär wird betittelt werden: Dringende [?] Bitschrift aller Satiriker an [das] Publikum, welche einen bescheidne[n] etc. Dieses Thema schien anfangs30 nur eine einförmige und etliche Bogen Ironie liefern zu können; allein unter der Bearbeitung überraschte es mich mit einer freiwilligen Fruchtbarkeit, die achtzehn Bogen mit satirischen Gedanken be- völkerte, one noch an der Gränze der Geburt zu sein.
[105]linge gilt. Das einzige Mittel alſo, Leipzig ein wenig zu vergeſſen, iſt, Hof zu vergeſſen und Rehau nicht zu vergeſſen. Beinahe vergeſſe ich über dieſes Geſchwäz meine Bitte, die darin beſteht, daß Sie mir alle Regiſter über die A.D.B., welche alzeit die lezten Bände der An- hänge ausmachen, zu ſchikken belieben möchten. Zu einigen [?] Sa-5 tiren ſind ſie mir unentberlich; ich hoffe daher, daß Sie demienigen, dem Sie ſchon lange das vielbändige Buch geliehen, auch das Regiſter darüber d. h. mir nach den Speiſen auch den Küchenzettel derſelben geben werden.
Auf Ihren lezten Brief antworte ich Ihnen nicht ſchriftlich ſondern10 mündlich. Warum wolten wir, gleich gewiſſen holländiſchen Kauf- leuten, durch Briefe Schach ſpielen und uns der Unbequemlichkeit ausſezen, erſt durch die Poſt erfaren zu können, wie der Gegenpart das neuliche Schach dem König ausparirt habe, da wir den Spas an Einem Tiſche vornemen können. — Freilich wird durch Briefe das15 Spielen erleichtert, aber auch verlängert.
Das Sprichwort ſagt: „wenn man den Wolf nent, komt er gerent“; zu Ende des lezten Briefs ſprach ich von Pointen und ſehe es kam eine. Mein ieziger macht eine Ausname; ich rede davon und es komt keine, ſondern ich ſchlieſſe mit der unwizigen aber aufrichtigen Verſicherung,20 daß ꝛc.
54. An Buchhändler Voß in Berlin.
[Konzept; nicht abgeſchickt?][Hof, Ende Juli 1783]
Dieſer Brief komt one das Manuſkript, das ihn begleiten ſollen; aber es wird ihm nachfolgen. Mein Verſprechen, auf deſſen Erfüllung25 Sie überdies pränumeriret, hoff’ ich zu halten; nur bin ich ſeit einiger Zeit auf einen andern Weg, es zu halten, geraten. Ich arbeitete näm- lich für den andern Teil der Skizzen eine Satire aus, die ungefär wird betittelt werden: Dringende [?] Bitſchrift aller Satiriker an [das] Publikum, welche einen beſcheidne[n] ꝛc. Dieſes Thema ſchien anfangs30 nur eine einförmige und etliche Bogen Ironie liefern zu können; allein unter der Bearbeitung überraſchte es mich mit einer freiwilligen Fruchtbarkeit, die achtzehn Bogen mit ſatiriſchen Gedanken be- völkerte, one noch an der Gränze der Geburt zu ſein.
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hänge ausmachen, zu ſchikken belieben möchten. Zu einigen [?] Sa- 5
tiren ſind ſie mir unentberlich; ich hoffe daher, daß Sie demienigen,
dem Sie ſchon lange das vielbändige Buch geliehen, auch das Regiſter
darüber d. h. mir nach den Speiſen auch den Küchenzettel derſelben
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Auf Ihren lezten Brief antworte ich Ihnen nicht ſchriftlich ſondern 10
mündlich. Warum wolten wir, gleich gewiſſen holländiſchen Kauf-
leuten, durch Briefe Schach ſpielen und uns der Unbequemlichkeit
ausſezen, erſt durch die Poſt erfaren zu können, wie der Gegenpart
das neuliche Schach dem König ausparirt habe, da wir den Spas an
Einem Tiſche vornemen können. — Freilich wird durch Briefe das 15
Spielen erleichtert, aber auch verlängert.
Das Sprichwort ſagt: „wenn man den Wolf nent, komt er gerent“;
zu Ende des lezten Briefs ſprach ich von Pointen und ſehe es kam eine.
Mein ieziger macht eine Ausname; ich rede davon und es komt keine,
ſondern ich ſchlieſſe mit der unwizigen aber aufrichtigen Verſicherung, 20
daß ꝛc.
54. An Buchhändler Voß in Berlin.
[Hof, Ende Juli 1783]
Dieſer Brief komt one das Manuſkript, das ihn begleiten ſollen;
aber es wird ihm nachfolgen. Mein Verſprechen, auf deſſen Erfüllung 25
Sie überdies pränumeriret, hoff’ ich zu halten; nur bin ich ſeit einiger
Zeit auf einen andern Weg, es zu halten, geraten. Ich arbeitete näm-
lich für den andern Teil der Skizzen eine Satire aus, die ungefär wird
betittelt werden: Dringende [?] Bitſchrift aller Satiriker an [das]
Publikum, welche einen beſcheidne[n] ꝛc. Dieſes Thema ſchien anfangs 30
nur eine einförmige und etliche Bogen Ironie liefern zu können; allein
unter der Bearbeitung überraſchte es mich mit einer freiwilligen
Fruchtbarkeit, die achtzehn Bogen mit ſatiriſchen Gedanken be-
völkerte, one noch an der Gränze der Geburt zu ſein.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/121>, abgerufen am 04.07.2024.
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