in einer höhern Einheit vorstellen: Und von dem unsichtbaren, ewigen Reiche der Menschheit ge¬ rade so viel erst begriffen haben, wie wir Deut¬ schen von einer Hundheit, Eselheit, Schafheit und Schweinheit!
16) Welche Völker sind nothreif geworden? stehengeblieben? verschroben? und nie völlig er¬ wachsen? Nur solche, die jedes anders, und menschheitlicher gebildete Volksthum vernichtungs¬ wüthig anfeinden, zerstören, oder umgießen und einschmelzen wollten, und wollen!
17) Jn wie fern hat Voltaire mit Recht beständig versichert, daß er in der Geschichte des neuern Nachrömischen Europas nur Sottisen finde? Weil die Neuvölker, wie vom Teufel besessen, ihre Volksthümer hochverrätherisch ver¬ leugneten, und gerade das unmenschheitlichste als Mustervolk anzusehen begannen. So sanken sie zu lichtscheuen Tagschläfern; verließen die allge¬ meine Sonne; verdüsterten ihren Gesichtskreis durch eine künstliche Nacht, und wandelten dann, unter der Leitung einer Blendleuchte, zum eige¬ nen und allgemeinen Verderben!
Solche Wahrheiten lehrt die Volksthums¬
in einer höhern Einheit vorſtellen: Und von dem unſichtbaren, ewigen Reiche der Menſchheit ge¬ rade ſo viel erſt begriffen haben, wie wir Deut¬ ſchen von einer Hundheit, Eſelheit, Schafheit und Schweinheit!
16) Welche Völker ſind nothreif geworden? ſtehengeblieben? verſchroben? und nie völlig er¬ wachſen? Nur ſolche, die jedes anders, und menſchheitlicher gebildete Volksthum vernichtungs¬ wüthig anfeinden, zerſtören, oder umgießen und einſchmelzen wollten, und wollen!
17) Jn wie fern hat Voltaire mit Recht beſtändig verſichert, daß er in der Geſchichte des neuern Nachrömiſchen Europas nur Sottiſen finde? Weil die Neuvölker, wie vom Teufel beſeſſen, ihre Volksthümer hochverrätheriſch ver¬ leugneten, und gerade das unmenſchheitlichſte als Muſtervolk anzuſehen begannen. So ſanken ſie zu lichtſcheuen Tagſchläfern; verließen die allge¬ meine Sonne; verdüſterten ihren Geſichtskreis durch eine künſtliche Nacht, und wandelten dann, unter der Leitung einer Blendleuchte, zum eige¬ nen und allgemeinen Verderben!
Solche Wahrheiten lehrt die Volksthums¬
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in einer höhern Einheit vorſtellen: Und von dem
unſichtbaren, ewigen Reiche der Menſchheit ge¬
rade ſo viel erſt begriffen haben, wie wir Deut¬
ſchen von einer Hundheit, Eſelheit, Schafheit
und Schweinheit!
16) Welche Völker ſind nothreif geworden?
ſtehengeblieben? verſchroben? und nie völlig er¬
wachſen? Nur ſolche, die jedes anders, und
menſchheitlicher gebildete Volksthum vernichtungs¬
wüthig anfeinden, zerſtören, oder umgießen und
einſchmelzen wollten, und wollen!
17) Jn wie fern hat Voltaire mit Recht
beſtändig verſichert, daß er in der Geſchichte des
neuern Nachrömiſchen Europas nur Sottiſen
finde? Weil die Neuvölker, wie vom Teufel
beſeſſen, ihre Volksthümer hochverrätheriſch ver¬
leugneten, und gerade das unmenſchheitlichſte als
Muſtervolk anzuſehen begannen. So ſanken ſie
zu lichtſcheuen Tagſchläfern; verließen die allge¬
meine Sonne; verdüſterten ihren Geſichtskreis
durch eine künſtliche Nacht, und wandelten dann,
unter der Leitung einer Blendleuchte, zum eige¬
nen und allgemeinen Verderben!
Solche Wahrheiten lehrt die Volksthums¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/52>, abgerufen am 25.11.2024.
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