Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

nothwendige Befriedigung desselben ist Volks¬
tracht. Erhaltung der Gesundheit sei ihr erster
Zweck; Wohlfeilheit, allgemeine Anwendbarkeit
und Dauerhaftigkeit müssen die andern Augen¬
merke sein; und doch darf die Schönheit nicht
mangeln. Es habe keine Handlung Gültigkeit,
als in der Volkstracht; es müsse bei jeder ange¬
stellten Zusammenkunft, auf jedem Gelage, und
in der Kirche, jedermann in der Volkstracht er¬
scheinen. Davon unterschiedene Arbeitskleidun¬
gen und Kinderanzüge. Auszeichnung gewisser
Stände und Staatsbeamten durch Nebendinge:
Gold, Silber, Stickerei und Federn. Verschie¬
dene Farbenbänder beim weiblichen Geschlecht:
Mägdchen, grün; Dirnen, weiß und orange;
Jungfrauen, roth; Frauen, blau; Matronen,
silberfarben und braun.

Die Volkstracht darf kein Fremder tragen,
ohne eingebürgert zu sein; keiner der das Bürger¬
recht verloren; keiner der nicht zur Ausübung des
Bürgerrechts gekommen. (Vergl. S. 283. u. 284.)

Eine Volkstracht muß nach dem Urbilde
des Volks in seiner Vollendung, mit echtem
Volkssinn und hohem Volksthumsgeist erfunden

nothwendige Befriedigung deſſelben iſt Volks¬
tracht. Erhaltung der Geſundheit ſei ihr erſter
Zweck; Wohlfeilheit, allgemeine Anwendbarkeit
und Dauerhaftigkeit müſſen die andern Augen¬
merke ſein; und doch darf die Schönheit nicht
mangeln. Es habe keine Handlung Gültigkeit,
als in der Volkstracht; es müſſe bei jeder ange¬
ſtellten Zuſammenkunft, auf jedem Gelage, und
in der Kirche, jedermann in der Volkstracht er¬
ſcheinen. Davon unterſchiedene Arbeitskleidun¬
gen und Kinderanzüge. Auszeichnung gewiſſer
Stände und Staatsbeamten durch Nebendinge:
Gold, Silber, Stickerei und Federn. Verſchie¬
dene Farbenbänder beim weiblichen Geſchlecht:
Mägdchen, grün; Dirnen, weiß und orange;
Jungfrauen, roth; Frauen, blau; Matronen,
ſilberfarben und braun.

Die Volkstracht darf kein Fremder tragen,
ohne eingebürgert zu ſein; keiner der das Bürger¬
recht verloren; keiner der nicht zur Ausübung des
Bürgerrechts gekommen. (Vergl. S. 283. u. 284.)

Eine Volkstracht muß nach dem Urbilde
des Volks in ſeiner Vollendung, mit echtem
Volksſinn und hohem Volksthumsgeiſt erfunden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0362" n="332"/><fw type="pageNum" place="top">332<lb/></fw>nothwendige Befriedigung de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t Volks¬<lb/>
tracht. Erhaltung der Ge&#x017F;undheit &#x017F;ei ihr er&#x017F;ter<lb/>
Zweck; Wohlfeilheit, allgemeine Anwendbarkeit<lb/>
und Dauerhaftigkeit mü&#x017F;&#x017F;en die andern Augen¬<lb/>
merke &#x017F;ein; und doch darf die Schönheit nicht<lb/>
mangeln. Es habe keine Handlung Gültigkeit,<lb/>
als in der Volkstracht; es mü&#x017F;&#x017F;e bei jeder ange¬<lb/>
&#x017F;tellten Zu&#x017F;ammenkunft, auf jedem Gelage, und<lb/>
in der Kirche, jedermann in der Volkstracht er¬<lb/>
&#x017F;cheinen. Davon unter&#x017F;chiedene Arbeitskleidun¬<lb/>
gen und Kinderanzüge. Auszeichnung gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Stände und Staatsbeamten durch Nebendinge:<lb/>
Gold, Silber, Stickerei und Federn. Ver&#x017F;chie¬<lb/>
dene Farbenbänder beim weiblichen Ge&#x017F;chlecht:<lb/>
Mägdchen, grün; Dirnen, weiß und orange;<lb/>
Jungfrauen, roth; Frauen, blau; Matronen,<lb/>
&#x017F;ilberfarben und braun.</p><lb/>
          <p>Die Volkstracht darf kein Fremder tragen,<lb/>
ohne eingebürgert zu &#x017F;ein; keiner der das Bürger¬<lb/>
recht verloren; keiner der     nicht zur Ausübung des<lb/>
Bürgerrechts gekommen. (Vergl. S. 283. u. 284.)</p><lb/>
          <p>Eine Volkstracht muß nach dem Urbilde<lb/>
des Volks in &#x017F;einer Vollendung, mit echtem<lb/>
Volks&#x017F;inn und hohem Volksthumsgei&#x017F;t erfunden<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0362] 332 nothwendige Befriedigung deſſelben iſt Volks¬ tracht. Erhaltung der Geſundheit ſei ihr erſter Zweck; Wohlfeilheit, allgemeine Anwendbarkeit und Dauerhaftigkeit müſſen die andern Augen¬ merke ſein; und doch darf die Schönheit nicht mangeln. Es habe keine Handlung Gültigkeit, als in der Volkstracht; es müſſe bei jeder ange¬ ſtellten Zuſammenkunft, auf jedem Gelage, und in der Kirche, jedermann in der Volkstracht er¬ ſcheinen. Davon unterſchiedene Arbeitskleidun¬ gen und Kinderanzüge. Auszeichnung gewiſſer Stände und Staatsbeamten durch Nebendinge: Gold, Silber, Stickerei und Federn. Verſchie¬ dene Farbenbänder beim weiblichen Geſchlecht: Mägdchen, grün; Dirnen, weiß und orange; Jungfrauen, roth; Frauen, blau; Matronen, ſilberfarben und braun. Die Volkstracht darf kein Fremder tragen, ohne eingebürgert zu ſein; keiner der das Bürger¬ recht verloren; keiner der nicht zur Ausübung des Bürgerrechts gekommen. (Vergl. S. 283. u. 284.) Eine Volkstracht muß nach dem Urbilde des Volks in ſeiner Vollendung, mit echtem Volksſinn und hohem Volksthumsgeiſt erfunden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/362
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/362>, abgerufen am 16.07.2024.