Und hohlt herunter seine ew'gen Rechte, Die droben hangen unveräußerlich, Und unzerbrechlich wie die Sterne selbst -- Der alte Urstand der Natur kehrt wieder, Wo Mensch dem Menschen gegenüber steht -- Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr Verfangen will, ist ihm das Schwert gegeben -- Der Güter höchstes dürfen wir vertheid'gen Gegen Gewalt -- Wir stehn vor unser Land, Wir stehn vor unsre Weiber, unsre Kinder!"
Schiller im Tell.
Die letzte Waffe der Landwehr ist der Land¬ sturm. Fast immer ist dieß Wort falsch ver¬ standen, man hat es auf die Bewaffnung und Bewehrung des großen Haufens einschränken wollen. Eine solche vereinzelte Anstalt würde einen unseligen Pöbelkrieg geben, gleich dem Deutschen Bauernaufstande, wo der Schuh auf den Fahnenschaften des gemeinen Mannes Sinn¬ bild war. Und dieses kriegerische Volksfieber würde nach der ersten verflogenen Hitze in Ohn¬ macht ersterben. Aber ein selbständiges Friedens¬ volk, das alle Mannspersonen von Jugend auf zum Schutzkriege vorbereitet, und diese dann
Und hohlt herunter ſeine ew'gen Rechte, Die droben hangen unveräußerlich, Und unzerbrechlich wie die Sterne ſelbſt — Der alte Urſtand der Natur kehrt wieder, Wo Menſch dem Menſchen gegenüber ſteht — Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr Verfangen will, iſt ihm das Schwert gegeben — Der Güter höchſtes dürfen wir vertheid’gen Gegen Gewalt — Wir ſtehn vor unſer Land, Wir ſtehn vor unſre Weiber, unſre Kinder!“
Schiller im Tell.
Die letzte Waffe der Landwehr iſt der Land¬ ſturm. Faſt immer iſt dieß Wort falſch ver¬ ſtanden, man hat es auf die Bewaffnung und Bewehrung des großen Haufens einſchränken wollen. Eine ſolche vereinzelte Anſtalt würde einen unſeligen Pöbelkrieg geben, gleich dem Deutſchen Bauernaufſtande, wo der Schuh auf den Fahnenſchaften des gemeinen Mannes Sinn¬ bild war. Und dieſes kriegeriſche Volksfieber würde nach der erſten verflogenen Hitze in Ohn¬ macht erſterben. Aber ein ſelbſtändiges Friedens¬ volk, das alle Mannsperſonen von Jugend auf zum Schutzkriege vorbereitet, und dieſe dann
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><cit><quote><lgtype="poem"><pbfacs="#f0336"n="306"/><fwtype="pageNum"place="top">306<lb/></fw><l>Und hohlt herunter ſeine ew'gen Rechte,</l><lb/><l>Die droben hangen unveräußerlich,</l><lb/><l>Und unzerbrechlich wie die Sterne ſelbſt —</l><lb/><l>Der alte Urſtand der Natur kehrt wieder,</l><lb/><l>Wo Menſch dem Menſchen gegenüber ſteht —</l><lb/><l>Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr</l><lb/><l>Verfangen will, iſt ihm das Schwert gegeben —</l><lb/><l>Der Güter höchſtes dürfen wir vertheid’gen</l><lb/><l>Gegen Gewalt — Wir ſtehn vor unſer Land,</l><lb/><l>Wir ſtehn vor unſre Weiber, unſre Kinder!“</l><lb/></lg></quote><lb/><bibl><hirendition="#right"><hirendition="#g">Schiller</hi> im Tell.</hi></bibl></cit><lb/><p>Die letzte Waffe der Landwehr iſt der Land¬<lb/>ſturm. Faſt immer iſt dieß Wort falſch ver¬<lb/>ſtanden, man hat es auf die Bewaffnung und<lb/>
Bewehrung des großen Haufens einſchränken<lb/>
wollen. Eine ſolche <hirendition="#g">vereinzelte</hi> Anſtalt würde<lb/>
einen unſeligen Pöbelkrieg geben, gleich dem<lb/>
Deutſchen Bauernaufſtande, wo der Schuh auf<lb/>
den Fahnenſchaften des gemeinen Mannes Sinn¬<lb/>
bild war. Und dieſes kriegeriſche Volksfieber<lb/>
würde nach der erſten verflogenen Hitze in Ohn¬<lb/>
macht erſterben. Aber ein ſelbſtändiges Friedens¬<lb/>
volk, das alle Mannsperſonen von Jugend auf<lb/>
zum Schutzkriege vorbereitet, und dieſe dann<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[306/0336]
306
Und hohlt herunter ſeine ew'gen Rechte,
Die droben hangen unveräußerlich,
Und unzerbrechlich wie die Sterne ſelbſt —
Der alte Urſtand der Natur kehrt wieder,
Wo Menſch dem Menſchen gegenüber ſteht —
Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr
Verfangen will, iſt ihm das Schwert gegeben —
Der Güter höchſtes dürfen wir vertheid’gen
Gegen Gewalt — Wir ſtehn vor unſer Land,
Wir ſtehn vor unſre Weiber, unſre Kinder!“
Schiller im Tell.
Die letzte Waffe der Landwehr iſt der Land¬
ſturm. Faſt immer iſt dieß Wort falſch ver¬
ſtanden, man hat es auf die Bewaffnung und
Bewehrung des großen Haufens einſchränken
wollen. Eine ſolche vereinzelte Anſtalt würde
einen unſeligen Pöbelkrieg geben, gleich dem
Deutſchen Bauernaufſtande, wo der Schuh auf
den Fahnenſchaften des gemeinen Mannes Sinn¬
bild war. Und dieſes kriegeriſche Volksfieber
würde nach der erſten verflogenen Hitze in Ohn¬
macht erſterben. Aber ein ſelbſtändiges Friedens¬
volk, das alle Mannsperſonen von Jugend auf
zum Schutzkriege vorbereitet, und dieſe dann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/336>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.