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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Krieg handwerksmäßig betrieb, und sogar mit¬
ten im Frieden als eingerichtete Staatszunft
fortdauerte. Erzürnten sich nun Staaten;
so stellten sie, um ihre Ehrensache auszumachen,
Heere ins Feld, die nach einem ordentlichen
Völkerherkommen den großen Zweikampf -- Krieg
-- begannen; einige Gänge -- Feldzüge hier ge¬
nannt -- machten; und endlich ermattet, oder von
Gewährleistern und Vermittlern zugeredet, Frie¬
de schlossen. Das war der Soldatenkrieg der
Völker und Staaten gegen und wider einander.
Mordspiele ungeheurer Klopffechterschaaren, die
von Zauberworten gelenkt, sich schlugen und
schlagen ließen, sich rauften und katzbalgten;
und beim ersten Ruf "es ist Friede" sich in die
Arme sanken. Gerade so ein Sachwalterpaar,
das in Gegenwart der Partheien sich weidlich
zerrt und zankt, übrigens außerhalb der Gerichts¬
stube freundschaftlich mit einander verkehrt.

Soldatenheer auf Soldatenheer losgelassen
ist eine Menschenhetze, wo die Kämpfer bei der
ersten günstigen Gelegenheit das Weite suchen.
Der Sieger von Marengo urtheilte gleich nach
dieser Schlacht selbst so, über diese und die von

Krieg handwerksmäßig betrieb, und ſogar mit¬
ten im Frieden als eingerichtete Staatszunft
fortdauerte. Erzürnten ſich nun Staaten;
ſo ſtellten ſie, um ihre Ehrenſache auszumachen,
Heere ins Feld, die nach einem ordentlichen
Völkerherkommen den großen Zweikampf — Krieg
— begannen; einige Gänge — Feldzüge hier ge¬
nannt — machten; und endlich ermattet, oder von
Gewährleiſtern und Vermittlern zugeredet, Frie¬
de ſchloſſen. Das war der Soldatenkrieg der
Völker und Staaten gegen und wider einander.
Mordſpiele ungeheurer Klopffechterſchaaren, die
von Zauberworten gelenkt, ſich ſchlugen und
ſchlagen ließen, ſich rauften und katzbalgten;
und beim erſten Ruf „es iſt Friede“ ſich in die
Arme ſanken. Gerade ſo ein Sachwalterpaar,
das in Gegenwart der Partheien ſich weidlich
zerrt und zankt, übrigens außerhalb der Gerichts¬
ſtube freundſchaftlich mit einander verkehrt.

Soldatenheer auf Soldatenheer losgelaſſen
iſt eine Menſchenhetze, wo die Kämpfer bei der
erſten günſtigen Gelegenheit das Weite ſuchen.
Der Sieger von Marengo urtheilte gleich nach
dieſer Schlacht ſelbſt ſo, über dieſe und die von

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[297/0327] 297 Krieg handwerksmäßig betrieb, und ſogar mit¬ ten im Frieden als eingerichtete Staatszunft fortdauerte. Erzürnten ſich nun Staaten; ſo ſtellten ſie, um ihre Ehrenſache auszumachen, Heere ins Feld, die nach einem ordentlichen Völkerherkommen den großen Zweikampf — Krieg — begannen; einige Gänge — Feldzüge hier ge¬ nannt — machten; und endlich ermattet, oder von Gewährleiſtern und Vermittlern zugeredet, Frie¬ de ſchloſſen. Das war der Soldatenkrieg der Völker und Staaten gegen und wider einander. Mordſpiele ungeheurer Klopffechterſchaaren, die von Zauberworten gelenkt, ſich ſchlugen und ſchlagen ließen, ſich rauften und katzbalgten; und beim erſten Ruf „es iſt Friede“ ſich in die Arme ſanken. Gerade ſo ein Sachwalterpaar, das in Gegenwart der Partheien ſich weidlich zerrt und zankt, übrigens außerhalb der Gerichts¬ ſtube freundſchaftlich mit einander verkehrt. Soldatenheer auf Soldatenheer losgelaſſen iſt eine Menſchenhetze, wo die Kämpfer bei der erſten günſtigen Gelegenheit das Weite ſuchen. Der Sieger von Marengo urtheilte gleich nach dieſer Schlacht ſelbſt ſo, über dieſe und die von

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/327>, abgerufen am 24.11.2024.