Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Stände.

Staat kommt von stehen; auf Ständen waren
unsere Deutschen Staaten sonst gegründet, und
sie bestanden. Die natürliche nothwendige Un¬
gleichheit der Menschen, die Unmöglichkeit, daß
Einer Alles allein sein kann, theilt sie von selbst
in natürliche Stände. Sie alle bilden das Volk;
man kann nicht sagen, wer der unentbehrlichste
ist -- sie müssen alle sein. Natürliche Stände
sind durch die bürgerliche Gesellschaft, und die
bürgerliche Gesellschaft wieder durch sie. Der
Wilde ist Alles, und dadurch nichts; der Ge¬
sellschaftsmensch etwas, und dadurch viel, ein
Glied einer unendlichen Kette.

Stände sind bloß natürliche Eintheilungen
des Volks, drum müssen sie nicht verkünstelt wer¬

S 2

1. Staͤnde.

Staat kommt von ſtehen; auf Ständen waren
unſere Deutſchen Staaten ſonſt gegründet, und
ſie beſtanden. Die natürliche nothwendige Un¬
gleichheit der Menſchen, die Unmöglichkeit, daß
Einer Alles allein ſein kann, theilt ſie von ſelbſt
in natürliche Stände. Sie alle bilden das Volk;
man kann nicht ſagen, wer der unentbehrlichſte
iſt — ſie müſſen alle ſein. Natürliche Stände
ſind durch die bürgerliche Geſellſchaft, und die
bürgerliche Geſellſchaft wieder durch ſie. Der
Wilde iſt Alles, und dadurch nichts; der Ge¬
ſellſchaftsmenſch etwas, und dadurch viel, ein
Glied einer unendlichen Kette.

Stände ſind bloß natürliche Eintheilungen
des Volks, drum müſſen ſie nicht verkünſtelt wer¬

S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0305" n="[275]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>1. <hi rendition="#g">Sta&#x0364;nde.</hi><lb/></head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>taat kommt von &#x017F;tehen; auf Ständen waren<lb/>
un&#x017F;ere Deut&#x017F;chen Staaten &#x017F;on&#x017F;t gegründet, und<lb/>
&#x017F;ie be&#x017F;tanden. Die natürliche nothwendige Un¬<lb/>
gleichheit der Men&#x017F;chen, die Unmöglichkeit, daß<lb/>
Einer Alles allein &#x017F;ein kann, theilt &#x017F;ie von &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
in natürliche Stände. Sie alle bilden das Volk;<lb/>
man kann nicht &#x017F;agen, wer der unentbehrlich&#x017F;te<lb/>
i&#x017F;t &#x2014; &#x017F;ie mü&#x017F;&#x017F;en alle &#x017F;ein. Natürliche Stände<lb/>
&#x017F;ind durch die bürgerliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, und die<lb/>
bürgerliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft wieder durch &#x017F;ie. Der<lb/>
Wilde i&#x017F;t Alles, und dadurch nichts; der Ge¬<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaftsmen&#x017F;ch etwas, und dadurch viel, ein<lb/>
Glied einer unendlichen Kette.</p><lb/>
          <p>Stände &#x017F;ind bloß natürliche Eintheilungen<lb/>
des Volks, drum mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nicht verkün&#x017F;telt wer¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[275]/0305] 1. Staͤnde. Staat kommt von ſtehen; auf Ständen waren unſere Deutſchen Staaten ſonſt gegründet, und ſie beſtanden. Die natürliche nothwendige Un¬ gleichheit der Menſchen, die Unmöglichkeit, daß Einer Alles allein ſein kann, theilt ſie von ſelbſt in natürliche Stände. Sie alle bilden das Volk; man kann nicht ſagen, wer der unentbehrlichſte iſt — ſie müſſen alle ſein. Natürliche Stände ſind durch die bürgerliche Geſellſchaft, und die bürgerliche Geſellſchaft wieder durch ſie. Der Wilde iſt Alles, und dadurch nichts; der Ge¬ ſellſchaftsmenſch etwas, und dadurch viel, ein Glied einer unendlichen Kette. Stände ſind bloß natürliche Eintheilungen des Volks, drum müſſen ſie nicht verkünſtelt wer¬ S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/305
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. [275]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/305>, abgerufen am 26.06.2024.