Diese drei Reiche [Meder, Babylonier und Lydier] wur¬ den von Cyrus eins nach dem andern über den Haufen ge¬ worfen; eine einzige oder ein Paar Schlachten entschieden ihr Schicksal. Die gewöhnlichste Erscheinung in jenen großen despotischen Monarchien, die keine andere Stütze als die Ar¬ mee des Despoten haben, und daher nothwendig aus einan¬ derfallen müssen, sobald diese besiegt ist! Die Stärke, die ein Staat durch die innere Vortrefflichkeit seiner Ver¬ fassung erhält, die einzig und allein den echten Patriotismus erzeugt, aus dem wahrer Heldenmuth hervorkeimt, und eine gänzliche Unterdrückung bei irgend gleichem Kampfe beinahe unmöglich macht, konnte man nicht unter Nationen kennen lernen, wo der unbeschränkteste Despotismus die allgemeine Form der Regierung war. Heeren's Jdeen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der al¬ ten Welt. Erster Theil. 183.
Dieſe drei Reiche [Meder, Babylonier und Lydier] wur¬ den von Cyrus eins nach dem andern über den Haufen ge¬ worfen; eine einzige oder ein Paar Schlachten entſchieden ihr Schickſal. Die gewöhnlichſte Erſcheinung in jenen großen deſpotiſchen Monarchien, die keine andere Stütze als die Ar¬ mee des Deſpoten haben, und daher nothwendig aus einan¬ derfallen müſſen, ſobald dieſe beſiegt iſt! Die Stärke, die ein Staat durch die innere Vortrefflichkeit ſeiner Ver¬ faſſung erhält, die einzig und allein den echten Patriotismus erzeugt, aus dem wahrer Heldenmuth hervorkeimt, und eine gänzliche Unterdrückung bei irgend gleichem Kampfe beinahe unmöglich macht, konnte man nicht unter Nationen kennen lernen, wo der unbeſchränkteſte Deſpotismus die allgemeine Form der Regierung war. Heeren's Jdeen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmſten Völker der al¬ ten Welt. Erſter Theil. 183.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0304"n="[274]"/><cit><quote>Dieſe drei Reiche [Meder, Babylonier und Lydier] wur¬<lb/>
den von Cyrus eins nach dem andern über den Haufen ge¬<lb/>
worfen; eine einzige oder ein Paar Schlachten entſchieden ihr<lb/>
Schickſal. Die gewöhnlichſte Erſcheinung in jenen großen<lb/>
deſpotiſchen Monarchien, die keine andere Stütze als die Ar¬<lb/>
mee des Deſpoten haben, und daher nothwendig aus einan¬<lb/>
derfallen müſſen, ſobald dieſe beſiegt iſt! Die Stärke, die ein<lb/>
Staat durch die <hirendition="#g">innere Vortrefflichkeit ſeiner Ver¬<lb/>
faſſung</hi> erhält, die einzig und allein den echten Patriotismus<lb/>
erzeugt, aus dem wahrer Heldenmuth hervorkeimt, und eine<lb/>
gänzliche Unterdrückung bei irgend gleichem Kampfe beinahe<lb/>
unmöglich macht, konnte man nicht unter Nationen kennen<lb/>
lernen, wo der unbeſchränkteſte Deſpotismus die allgemeine<lb/>
Form der Regierung war.</quote><lb/><bibl><hirendition="#et">Heeren's Jdeen über die Politik, den Verkehr und<lb/><hirendition="#et">den Handel der vornehmſten Völker der al¬<lb/>
ten Welt. Erſter Theil. 183.</hi></hi><lb/></bibl></cit></div></body></text></TEI>
[[274]/0304]
Dieſe drei Reiche [Meder, Babylonier und Lydier] wur¬
den von Cyrus eins nach dem andern über den Haufen ge¬
worfen; eine einzige oder ein Paar Schlachten entſchieden ihr
Schickſal. Die gewöhnlichſte Erſcheinung in jenen großen
deſpotiſchen Monarchien, die keine andere Stütze als die Ar¬
mee des Deſpoten haben, und daher nothwendig aus einan¬
derfallen müſſen, ſobald dieſe beſiegt iſt! Die Stärke, die ein
Staat durch die innere Vortrefflichkeit ſeiner Ver¬
faſſung erhält, die einzig und allein den echten Patriotismus
erzeugt, aus dem wahrer Heldenmuth hervorkeimt, und eine
gänzliche Unterdrückung bei irgend gleichem Kampfe beinahe
unmöglich macht, konnte man nicht unter Nationen kennen
lernen, wo der unbeſchränkteſte Deſpotismus die allgemeine
Form der Regierung war.
Heeren's Jdeen über die Politik, den Verkehr und
den Handel der vornehmſten Völker der al¬
ten Welt. Erſter Theil. 183.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. [274]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/304>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.