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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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wissenschaft, und der Ungelehrte eine Hauptbe¬
schäftigung; so muß doch jeder Bürger ein ge¬
meinnützliches Geschäft übernehmen, und so zum
allgemeinen Bedürfniß das Seinige beitragen.

Plato de Rep. L. II. p. 230. der Zweibrücker
Ausgabe.

Smith Nationalreichthum. Th. I. Kap. 1. S.
7. u. f.

Säulenheilige stehen wie Ölgötzen im We¬
ge; Klöster beten für den Himmel, und würken
für die Hölle; Domherren und Stiftsleute tra¬
gen zum Schmuck das Kreuz, dafür wird es
dem Verdienste sauer. Bloß von seinen Renten
leben darf auch der Reiche nicht, er muß sich so
lange er jung ist, einem nützlichen Geschäfte
widmen. Schon das Christenthum gebietet es
(Leß Moral §. 223. S. 259) und der Staat
muß es einschärfen. Das Alter mag ruhen,
Sichtodtarbeitenmüssen sei nur das Loos unver¬
besserlicher Verbrecher. Ein Arbeiter ist aller¬
dings seines Lohnes werth (Siehe III. 1. g. und
h); aber wer selbst schon hat, muß nicht den
Staat für die goldene Gans halten, die ihm
goldene Eier legen soll. Kinder reicher Leute

wiſſenſchaft, und der Ungelehrte eine Hauptbe¬
ſchäftigung; ſo muß doch jeder Bürger ein ge¬
meinnützliches Geſchäft übernehmen, und ſo zum
allgemeinen Bedürfniß das Seinige beitragen.

Plato de Rep. L. II. p. 230. der Zweibrücker
Ausgabe.

Smith Nationalreichthum. Th. I. Kap. 1. S.
7. u. f.

Säulenheilige ſtehen wie Ölgötzen im We¬
ge; Klöſter beten für den Himmel, und würken
für die Hölle; Domherren und Stiftsleute tra¬
gen zum Schmuck das Kreuz, dafür wird es
dem Verdienſte ſauer. Bloß von ſeinen Renten
leben darf auch der Reiche nicht, er muß ſich ſo
lange er jung iſt, einem nützlichen Geſchäfte
widmen. Schon das Chriſtenthum gebietet es
(Leß Moral §. 223. S. 259) und der Staat
muß es einſchärfen. Das Alter mag ruhen,
Sichtodtarbeitenmüſſen ſei nur das Loos unver¬
beſſerlicher Verbrecher. Ein Arbeiter iſt aller¬
dings ſeines Lohnes werth (Siehe III. 1. g. und
h); aber wer ſelbſt ſchon hat, muß nicht den
Staat für die goldene Gans halten, die ihm
goldene Eier legen ſoll. Kinder reicher Leute

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[229/0259] 229 wiſſenſchaft, und der Ungelehrte eine Hauptbe¬ ſchäftigung; ſo muß doch jeder Bürger ein ge¬ meinnützliches Geſchäft übernehmen, und ſo zum allgemeinen Bedürfniß das Seinige beitragen. Plato de Rep. L. II. p. 230. der Zweibrücker Ausgabe. Smith Nationalreichthum. Th. I. Kap. 1. S. 7. u. f. Säulenheilige ſtehen wie Ölgötzen im We¬ ge; Klöſter beten für den Himmel, und würken für die Hölle; Domherren und Stiftsleute tra¬ gen zum Schmuck das Kreuz, dafür wird es dem Verdienſte ſauer. Bloß von ſeinen Renten leben darf auch der Reiche nicht, er muß ſich ſo lange er jung iſt, einem nützlichen Geſchäfte widmen. Schon das Chriſtenthum gebietet es (Leß Moral §. 223. S. 259) und der Staat muß es einſchärfen. Das Alter mag ruhen, Sichtodtarbeitenmüſſen ſei nur das Loos unver¬ beſſerlicher Verbrecher. Ein Arbeiter iſt aller¬ dings ſeines Lohnes werth (Siehe III. 1. g. und h); aber wer ſelbſt ſchon hat, muß nicht den Staat für die goldene Gans halten, die ihm goldene Eier legen ſoll. Kinder reicher Leute

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/259>, abgerufen am 22.11.2024.