Drang der Umstände, gelegentliche Hinzufügung, allmählig einherrschendes Herkommen so gewor¬ den; und aus leidiger Gewohnheitsliebhaberei, aus Bequemlichkeitssucht so verblieben. Das achtzehnte Jahrhundert vermaß sich viel. Eine Einreißerzeit, ein Untergräberwerk. An allen al¬ ten Grundpfeilern des Volks- Staats- und Menschen-Lebens wurde gerüttelt. Es erscholl ein Jubelgeschrei, wenn die Schauer lose, mor¬ sche und wandelbare fanden. Mißaufklärer übertölpelten den Halbverstand, Blendlichter ver¬ dünkelten die Halbsicht, und die überkluge neu¬ weise Staatssucht glaubte sich Wunder wie sehr zu sittlichen, wenn sie den Aberglauben nieder¬ träte. Hier rufe ich den größten Deutschen Protestantischen König an, Friedrich Wil¬ helm den Dritten, als Wiederhersteller und Besserer.
2. Gebäude.
Unsere Kirchen stehen über Leichen, und zwischen Gräbern, "was der Aberglauben zuerst
Drang der Umſtände, gelegentliche Hinzufügung, allmählig einherrſchendes Herkommen ſo gewor¬ den; und aus leidiger Gewohnheitsliebhaberei, aus Bequemlichkeitsſucht ſo verblieben. Das achtzehnte Jahrhundert vermaß ſich viel. Eine Einreißerzeit, ein Untergräberwerk. An allen al¬ ten Grundpfeilern des Volks- Staats- und Menſchen-Lebens wurde gerüttelt. Es erſcholl ein Jubelgeſchrei, wenn die Schauer loſe, mor¬ ſche und wandelbare fanden. Mißaufklärer übertölpelten den Halbverſtand, Blendlichter ver¬ dünkelten die Halbſicht, und die überkluge neu¬ weiſe Staatsſucht glaubte ſich Wunder wie ſehr zu ſittlichen, wenn ſie den Aberglauben nieder¬ träte. Hier rufe ich den größten Deutſchen Proteſtantiſchen König an, Friedrich Wil¬ helm den Dritten, als Wiederherſteller und Beſſerer.
2. Gebaͤude.
Unſere Kirchen ſtehen über Leichen, und zwiſchen Gräbern, „was der Aberglauben zuerſt
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Drang der Umſtände, gelegentliche Hinzufügung,
allmählig einherrſchendes Herkommen ſo gewor¬
den; und aus leidiger Gewohnheitsliebhaberei,
aus Bequemlichkeitsſucht ſo verblieben. Das
achtzehnte Jahrhundert vermaß ſich viel. Eine
Einreißerzeit, ein Untergräberwerk. An allen al¬
ten Grundpfeilern des Volks- Staats- und
Menſchen-Lebens wurde gerüttelt. Es erſcholl
ein Jubelgeſchrei, wenn die Schauer loſe, mor¬
ſche und wandelbare fanden. Mißaufklärer
übertölpelten den Halbverſtand, Blendlichter ver¬
dünkelten die Halbſicht, und die überkluge neu¬
weiſe Staatsſucht glaubte ſich Wunder wie ſehr
zu ſittlichen, wenn ſie den Aberglauben nieder¬
träte. Hier rufe ich den größten Deutſchen
Proteſtantiſchen König an, Friedrich Wil¬
helm den Dritten, als Wiederherſteller und
Beſſerer.
2. Gebaͤude.
Unſere Kirchen ſtehen über Leichen, und
zwiſchen Gräbern, „was der Aberglauben zuerſt
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/162>, abgerufen am 25.11.2024.
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