lich, Deutsch heraus, nicht hinter dem Berg hal- tend, wahrheitsvoll, volkfaßlich, gleich fern von Schmutz und Putz; Kunstsprüche schlecht und recht, kurz, kernig und körnig.
Manche Turnwörter müssen nothwendig rufbar und schaltbar werden, und darum einfach und volltonig wie Empfindungslaute. Mit bloßen Schrift- und Lesewörtern kann die Turnsprache nicht auskommen; sie braucht Sprech- und Lebewörter und die müssen an- stellig und ausrichtig, ja ringfertig lauten. Nur darum ist bisweilen die Sassische Urweise dem Sächsischen Herkommen vorgezogen z. B.: Stopp! stoppen, wo Opitz stopfen ge- braucht, was aber in dieser Bedeutung unge- wöhnlich undeutlich und kleinlaut. Auch sind stopp! und stoppen seemännische und werkmän- nische Rufe. Keine Kunstsprache darf vornehm und neuzeitig aufgefleihet dick thun, oder wohl gar nach Art der Schmutzfinken und Sprach- schinder sich über die Muttersprache was her- ausnehmen. Bei allen andern echtdeutschen Kunstsprachen muß sie ihren Anklang finden. Sie soll ihre Wortgebilde alle nach altem Schrot
und
lich, Deutſch heraus, nicht hinter dem Berg hal- tend, wahrheitsvoll, volkfaßlich, gleich fern von Schmutz und Putz; Kunſtſprüche ſchlecht und recht, kurz, kernig und körnig.
Manche Turnwörter müſſen nothwendig rufbar und ſchaltbar werden, und darum einfach und volltonig wie Empfindungslaute. Mit bloßen Schrift- und Leſewörtern kann die Turnſprache nicht auskommen; ſie braucht Sprech- und Lebewörter und die müſſen an- ſtellig und ausrichtig, ja ringfertig lauten. Nur darum iſt bisweilen die Saſſiſche Urweiſe dem Sächſiſchen Herkommen vorgezogen z. B.: Stopp! ſtoppen, wo Opitz ſtopfen ge- braucht, was aber in dieſer Bedeutung unge- wöhnlich undeutlich und kleinlaut. Auch ſind ſtopp! und ſtoppen ſeemänniſche und werkmän- niſche Rufe. Keine Kunſtſprache darf vornehm und neuzeitig aufgefleihet dick thun, oder wohl gar nach Art der Schmutzfinken und Sprach- ſchinder ſich über die Mutterſprache was her- ausnehmen. Bei allen andern echtdeutſchen Kunſtſprachen muß ſie ihren Anklang finden. Sie ſoll ihre Wortgebilde alle nach altem Schrot
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[XXXIX/0045]
lich, Deutſch heraus, nicht hinter dem Berg hal-
tend, wahrheitsvoll, volkfaßlich, gleich fern von
Schmutz und Putz; Kunſtſprüche ſchlecht und
recht, kurz, kernig und körnig.
Manche Turnwörter müſſen nothwendig
rufbar und ſchaltbar werden, und darum
einfach und volltonig wie Empfindungslaute.
Mit bloßen Schrift- und Leſewörtern kann
die Turnſprache nicht auskommen; ſie braucht
Sprech- und Lebewörter und die müſſen an-
ſtellig und ausrichtig, ja ringfertig lauten. Nur
darum iſt bisweilen die Saſſiſche Urweiſe
dem Sächſiſchen Herkommen vorgezogen
z. B.: Stopp! ſtoppen, wo Opitz ſtopfen ge-
braucht, was aber in dieſer Bedeutung unge-
wöhnlich undeutlich und kleinlaut. Auch ſind
ſtopp! und ſtoppen ſeemänniſche und werkmän-
niſche Rufe. Keine Kunſtſprache darf vornehm
und neuzeitig aufgefleihet dick thun, oder wohl
gar nach Art der Schmutzfinken und Sprach-
ſchinder ſich über die Mutterſprache was her-
ausnehmen. Bei allen andern echtdeutſchen
Kunſtſprachen muß ſie ihren Anklang finden.
Sie ſoll ihre Wortgebilde alle nach altem Schrot
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XXXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/45>, abgerufen am 24.11.2024.
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