6. es bei Leibe nicht allen Turnern zuvor- oder gleich- thun wollen, sondern sich still und bescheiden, ohne Lärm und Geschrei einturnen;
7. die Gespräche der Jugend so leiten, daß sie lehr- reich und unterhaltend werden, und in Wort und Werk keinen Anstoß geben;
8. auch den Schein von Schulsteifheit vermeiden, und in seinem Betragen und Benehmen freundschaftlich mit Ernst und herzlich mit Würde sein;
9. es deutlich an den Tag legen, daß er von der Wichtigkeit der Sache begeistert ist, und nicht von feiler Selbsucht und schnöder Eitelkeit getrieben wird;
10. mit seinen Schülern, Zöglingen und Anvertrauten zu leben verstehen und umzugehen wissen, daß sie ihn als Menschen lieben und als Mann achten;
11. die versteckten Eigenthümlichkeiten auffinden, die keimenden Tugenden pflegen, und die hervorge- sprossenen volkthümlich ausbilden;
12. als der ältere Freund, Ordner, Schiedsrichter, Rathgeber und Warner unter den Turnern walten.
Turnübungen.
Alles Turnen hat sein Gesetz und seine Regel, seine Schule und Zucht, sein Maaß und sein Ziel. Die höch- ste Eigenthümlichkeit beim Einzelnen und die höchste
Volks-
6. es bei Leibe nicht allen Turnern zuvor- oder gleich- thun wollen, ſondern ſich ſtill und beſcheiden, ohne Lärm und Geſchrei einturnen;
7. die Geſpräche der Jugend ſo leiten, daß ſie lehr- reich und unterhaltend werden, und in Wort und Werk keinen Anſtoß geben;
8. auch den Schein von Schulſteifheit vermeiden, und in ſeinem Betragen und Benehmen freundſchaftlich mit Ernſt und herzlich mit Würde ſein;
9. es deutlich an den Tag legen, daß er von der Wichtigkeit der Sache begeiſtert iſt, und nicht von feiler Selbſucht und ſchnöder Eitelkeit getrieben wird;
10. mit ſeinen Schülern, Zöglingen und Anvertrauten zu leben verſtehen und umzugehen wiſſen, daß ſie ihn als Menſchen lieben und als Mann achten;
11. die verſteckten Eigenthümlichkeiten auffinden, die keimenden Tugenden pflegen, und die hervorge- ſproſſenen volkthümlich ausbilden;
12. als der ältere Freund, Ordner, Schiedsrichter, Rathgeber und Warner unter den Turnern walten.
Turnübungen.
Alles Turnen hat ſein Geſetz und ſeine Regel, ſeine Schule und Zucht, ſein Maaß und ſein Ziel. Die höch- ſte Eigenthümlichkeit beim Einzelnen und die höchſte
Volks-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0288"n="218"/><p>6. es bei Leibe nicht allen Turnern zuvor- oder gleich-<lb/>
thun wollen, ſondern ſich ſtill und beſcheiden, ohne<lb/>
Lärm und Geſchrei einturnen;</p><lb/><p>7. die Geſpräche der Jugend ſo leiten, daß ſie lehr-<lb/>
reich und unterhaltend werden, und in Wort und<lb/>
Werk keinen Anſtoß geben;</p><lb/><p>8. auch den Schein von Schulſteifheit vermeiden, und<lb/>
in ſeinem Betragen und Benehmen freundſchaftlich<lb/>
mit Ernſt und herzlich mit Würde ſein;</p><lb/><p>9. es deutlich an den Tag legen, daß er von der<lb/>
Wichtigkeit der Sache begeiſtert iſt, und nicht von<lb/>
feiler Selbſucht und ſchnöder Eitelkeit getrieben<lb/>
wird;</p><lb/><p>10. mit ſeinen Schülern, Zöglingen und Anvertrauten<lb/>
zu leben verſtehen und umzugehen wiſſen, daß ſie<lb/>
ihn als Menſchen lieben und als Mann achten;</p><lb/><p>11. die verſteckten Eigenthümlichkeiten auffinden, die<lb/>
keimenden Tugenden pflegen, und die hervorge-<lb/>ſproſſenen volkthümlich ausbilden;</p><lb/><p>12. als der ältere Freund, Ordner, Schiedsrichter,<lb/>
Rathgeber und Warner unter den Turnern walten.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Turnübungen.</hi></hi></head><lb/><p>Alles Turnen hat ſein Geſetz und ſeine Regel, ſeine<lb/>
Schule und Zucht, ſein Maaß und ſein Ziel. Die höch-<lb/>ſte Eigenthümlichkeit beim Einzelnen und die höchſte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Volks-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[218/0288]
6. es bei Leibe nicht allen Turnern zuvor- oder gleich-
thun wollen, ſondern ſich ſtill und beſcheiden, ohne
Lärm und Geſchrei einturnen;
7. die Geſpräche der Jugend ſo leiten, daß ſie lehr-
reich und unterhaltend werden, und in Wort und
Werk keinen Anſtoß geben;
8. auch den Schein von Schulſteifheit vermeiden, und
in ſeinem Betragen und Benehmen freundſchaftlich
mit Ernſt und herzlich mit Würde ſein;
9. es deutlich an den Tag legen, daß er von der
Wichtigkeit der Sache begeiſtert iſt, und nicht von
feiler Selbſucht und ſchnöder Eitelkeit getrieben
wird;
10. mit ſeinen Schülern, Zöglingen und Anvertrauten
zu leben verſtehen und umzugehen wiſſen, daß ſie
ihn als Menſchen lieben und als Mann achten;
11. die verſteckten Eigenthümlichkeiten auffinden, die
keimenden Tugenden pflegen, und die hervorge-
ſproſſenen volkthümlich ausbilden;
12. als der ältere Freund, Ordner, Schiedsrichter,
Rathgeber und Warner unter den Turnern walten.
Turnübungen.
Alles Turnen hat ſein Geſetz und ſeine Regel, ſeine
Schule und Zucht, ſein Maaß und ſein Ziel. Die höch-
ſte Eigenthümlichkeit beim Einzelnen und die höchſte
Volks-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/288>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.