Jacoby, Johann: Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen. Mannheim, 1841.fällig aufgenommen. Durch die Cabinets-Ord. v. 31. Erst 1823 -- acht Jahre nach der Verordnung 3*
faͤllig aufgenommen. Durch die Cabinets-Ord. v. 31. Erſt 1823 — acht Jahre nach der Verordnung 3*
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faͤllig aufgenommen. Durch die Cabinets-Ord. v. 31.
Maͤrz 1817 (Einſetzung des Staatsraths) wurde die Ent-
werfung einer Verfaſſungsurkunde befohlen, dieſelbe aber
— im Widerſtreit mit dem §. 5 des Edicts v. 22.
Mai — nur Staatsbeamten uͤbertragen. Im Juli 1819
vollendet, blieb ſie ununterzeichnet in der Staats-Canz-
lei; ſtatt der allgemeinen erwarteten Bekanntmachung er-
folgten polizeiliche Verhaftungen, Inquiſitionen wegen
demagogiſcher „Umtriebe“ und — die Karlsbader Be-
ſchluͤſſe; Cenſur-Edicte unterdruͤckten die oͤffentliche Stim-
me und das freiere Wort verhallte in Gefaͤngniſſen. —
Erſt 1823 — acht Jahre nach der Verordnung
uͤber die „ohne Zeitverluſt“ zu bildende Volksrepraͤſenta-
tion — erſchien das Geſez uͤber Errichtung der Provinzi-
alſtaͤnde; Reichsſtaͤnde wurden darin als bevorſtehend an-
gekuͤndet. Siebenzehn neue Jahre verfloſſen, — die Pro-
vinzialſtaͤnde warteten vergebens auf ihre geſezliche Er-
gaͤnzung: die Reichsſtaͤnde. Stimmen des Mißbehagens
uͤber buͤreaukratiſche Erſtarrung wurden indeſſen laut, und
der weſtphaͤliſche Landtag erinnerte (i. J. 1830) einſtim-
mig, an das unvollendete Verfaſſungswerk; — die reich-
ſtaͤndiſche Verſammlung unterblieb nach wie vor. Das
Edict v. 17. Januar 1820 hatte die Staatsſchuld wie
jede kuͤnftige Anleihe „unter die Garantie der Reichs-
ſtaͤnde“ geſtellt; — Die garantirenden Reichsſtaͤnde aber
exiſtirten und exiſtiren noch immer — nur allein in der
Geſezſammlung und in der Hoffnung des preußi-
ſchen Volkes.
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Zitationshilfe: | Jacoby, Johann: Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen. Mannheim, 1841, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacoby_fragen_1841/41>, abgerufen am 17.02.2025. |