lebendigen Gottes in einem einzigen Volke hätte können fest und unbeweglich gemacht werden? Die Babylonische Gefangenschaft mußte nach so vielen andern göttlichen Be- mühungen der Sache endlich den Ausschlag geben, und der Wahrheit, daß nur ein ei- niger Gott sey, einen unveränderlichen Beyfall unter jenem so lange bearbeiteten Volke verschaffen, und einen ewigen Ab- scheu wider die Abgötterey in ihren Ge- müthern erwecken. So viele Jahre, so viele und grosse Anstalten, so viele und oft wiederholete Bemühungen und so viele standhafte Exempel solcher, die den einigen Gott bis zu einem Märtyrer-Tode bekannt und durch denselben verherrlichet, sind bey so verhärteten Sinnen der Menschen nöthig gewesen, um die Erkänntniß des wahren Gottes und einen vernünftigen Gottesdienst in eine verfinsterte Welt zu bringen. Ehe wir auf den glücklichen Zeitpunct fortgehen, da diese grosse Wohlthat auch unter die Heiden gebracht worden, wollen wir aus dem vorhergehenden noch einige göttliche Einrich- tungen unter den Juden erklären, welche manchen Personen anstößig scheinen.
§. 30.
Man findet nicht, daß Gott mit Ge-Warum mit den Gesetzen des Moses Himmel und Hölle nicht ver- bunden worden. setzen, so er seinem Volke durch den Moses gegeben, ewige Belohnungen und Strafen verbunden. Es wird zwar überhaupt
Fluch
lebendigen Gottes in einem einzigen Volke haͤtte koͤnnen feſt und unbeweglich gemacht werden? Die Babyloniſche Gefangenſchaft mußte nach ſo vielen andern goͤttlichen Be- muͤhungen der Sache endlich den Ausſchlag geben, und der Wahrheit, daß nur ein ei- niger Gott ſey, einen unveraͤnderlichen Beyfall unter jenem ſo lange bearbeiteten Volke verſchaffen, und einen ewigen Ab- ſcheu wider die Abgoͤtterey in ihren Ge- muͤthern erwecken. So viele Jahre, ſo viele und groſſe Anſtalten, ſo viele und oft wiederholete Bemuͤhungen und ſo viele ſtandhafte Exempel ſolcher, die den einigen Gott bis zu einem Maͤrtyrer-Tode bekannt und durch denſelben verherrlichet, ſind bey ſo verhaͤrteten Sinnen der Menſchen noͤthig geweſen, um die Erkaͤnntniß des wahren Gottes und einen vernuͤnftigen Gottesdienſt in eine verfinſterte Welt zu bringen. Ehe wir auf den gluͤcklichen Zeitpunct fortgehen, da dieſe groſſe Wohlthat auch unter die Heiden gebracht worden, wollen wir aus dem vorhergehenden noch einige goͤttliche Einrich- tungen unter den Juden erklaͤren, welche manchen Perſonen anſtoͤßig ſcheinen.
§. 30.
Man findet nicht, daß Gott mit Ge-Warum mit den Geſetzen des Moſes Himmel und Hoͤlle nicht ver- bunden worden. ſetzen, ſo er ſeinem Volke durch den Moſes gegeben, ewige Belohnungen und Strafen verbunden. Es wird zwar uͤberhaupt
Fluch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0097"n="77"/>
lebendigen Gottes in einem einzigen Volke<lb/>
haͤtte koͤnnen feſt und unbeweglich gemacht<lb/>
werden? Die Babyloniſche Gefangenſchaft<lb/>
mußte nach ſo vielen andern goͤttlichen Be-<lb/>
muͤhungen der Sache endlich den Ausſchlag<lb/>
geben, und der Wahrheit, daß nur ein ei-<lb/>
niger Gott ſey, einen unveraͤnderlichen<lb/>
Beyfall unter jenem ſo lange bearbeiteten<lb/>
Volke verſchaffen, und einen ewigen Ab-<lb/>ſcheu wider die Abgoͤtterey in ihren Ge-<lb/>
muͤthern erwecken. So viele Jahre, ſo<lb/>
viele und groſſe Anſtalten, ſo viele und oft<lb/>
wiederholete Bemuͤhungen und ſo viele<lb/>ſtandhafte Exempel ſolcher, die den einigen<lb/>
Gott bis zu einem Maͤrtyrer-Tode bekannt<lb/>
und durch denſelben verherrlichet, ſind bey<lb/>ſo verhaͤrteten Sinnen der Menſchen noͤthig<lb/>
geweſen, um die Erkaͤnntniß des wahren<lb/>
Gottes und einen vernuͤnftigen Gottesdienſt<lb/>
in eine verfinſterte Welt zu bringen. Ehe<lb/>
wir auf den gluͤcklichen Zeitpunct fortgehen,<lb/>
da dieſe groſſe Wohlthat auch unter die<lb/>
Heiden gebracht worden, wollen wir aus dem<lb/>
vorhergehenden noch einige goͤttliche Einrich-<lb/>
tungen unter den Juden erklaͤren, welche<lb/>
manchen Perſonen anſtoͤßig ſcheinen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 30.</head><lb/><p>Man findet nicht, daß Gott mit Ge-<noteplace="right">Warum<lb/>
mit den<lb/>
Geſetzen<lb/>
des Moſes<lb/>
Himmel<lb/>
und Hoͤlle<lb/>
nicht ver-<lb/>
bunden<lb/>
worden.</note><lb/>ſetzen, ſo er ſeinem Volke durch den Moſes<lb/>
gegeben, ewige Belohnungen und Strafen<lb/>
verbunden. Es wird zwar uͤberhaupt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Fluch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[77/0097]
lebendigen Gottes in einem einzigen Volke
haͤtte koͤnnen feſt und unbeweglich gemacht
werden? Die Babyloniſche Gefangenſchaft
mußte nach ſo vielen andern goͤttlichen Be-
muͤhungen der Sache endlich den Ausſchlag
geben, und der Wahrheit, daß nur ein ei-
niger Gott ſey, einen unveraͤnderlichen
Beyfall unter jenem ſo lange bearbeiteten
Volke verſchaffen, und einen ewigen Ab-
ſcheu wider die Abgoͤtterey in ihren Ge-
muͤthern erwecken. So viele Jahre, ſo
viele und groſſe Anſtalten, ſo viele und oft
wiederholete Bemuͤhungen und ſo viele
ſtandhafte Exempel ſolcher, die den einigen
Gott bis zu einem Maͤrtyrer-Tode bekannt
und durch denſelben verherrlichet, ſind bey
ſo verhaͤrteten Sinnen der Menſchen noͤthig
geweſen, um die Erkaͤnntniß des wahren
Gottes und einen vernuͤnftigen Gottesdienſt
in eine verfinſterte Welt zu bringen. Ehe
wir auf den gluͤcklichen Zeitpunct fortgehen,
da dieſe groſſe Wohlthat auch unter die
Heiden gebracht worden, wollen wir aus dem
vorhergehenden noch einige goͤttliche Einrich-
tungen unter den Juden erklaͤren, welche
manchen Perſonen anſtoͤßig ſcheinen.
§. 30.
Man findet nicht, daß Gott mit Ge-
ſetzen, ſo er ſeinem Volke durch den Moſes
gegeben, ewige Belohnungen und Strafen
verbunden. Es wird zwar uͤberhaupt
Fluch
Warum
mit den
Geſetzen
des Moſes
Himmel
und Hoͤlle
nicht ver-
bunden
worden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/97>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.