Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

welches diese Ertztväter in der Erkänntniß
und Verehrung des einigen Gottes be-
stärkte?

§. 21.

Besonders aber suchte der weiseste GottDie Aus-
führung
aus Egy-
pten befe-
stigte die
wahre Re-
ligion un-
ter den
Jsraeliten.
den Jsraeliten einen unauslöschlichen Ein-
druck von seinem Wesen und erhabensten
Eigenschaften zu geben, indem er sie in die
traurigste Sclaverey in Aegypten gerathen
ließ, und sie aus selbiger mit der mächtig-
sten Hand auf die wunderbahrste Arth er-
rettete und zu einem eigenen und freyen
Volke machte, und ihnen das Land der
Verheissung einräumete. Es herrschte in
jenen finstern Zeiten, wie schon bemerket
worden, die Meynung, daß viele Götter
wären, und daß der eine mächtiger wäre,
wie der andere. Man beurtheilete aber
die Macht eines Gottes vorzüglich nach den
Siegen, so er dem einen Volke wider die
Verehrer anderer Gottheiten gab. Sollte
derowegen das Jsraelitische Volk überzeu-
get werden, daß der Gott Abrahams all-
mächtig, so geschahe dieses am leichtesten
durch Bezwingung mächtiger Völker.
Gott fügete es derowegen durch die grosse
Verbindung der Welt, daß in Aegypten
ein recht mächtiger König auftrat, und ließ
es geschehen, daß derselbe die Jsraeliten
in die größte Sclaverey setzte und durch
die härtesten Arbeiten, so er ihnen aufer-

legte,
D 3

welches dieſe Ertztvaͤter in der Erkaͤnntniß
und Verehrung des einigen Gottes be-
ſtaͤrkte?

§. 21.

Beſonders aber ſuchte der weiſeſte GottDie Aus-
fuͤhrung
aus Egy-
pten befe-
ſtigte die
wahre Re-
ligion un-
ter den
Jſraeliten.
den Jſraeliten einen unausloͤſchlichen Ein-
druck von ſeinem Weſen und erhabenſten
Eigenſchaften zu geben, indem er ſie in die
traurigſte Sclaverey in Aegypten gerathen
ließ, und ſie aus ſelbiger mit der maͤchtig-
ſten Hand auf die wunderbahrſte Arth er-
rettete und zu einem eigenen und freyen
Volke machte, und ihnen das Land der
Verheiſſung einraͤumete. Es herrſchte in
jenen finſtern Zeiten, wie ſchon bemerket
worden, die Meynung, daß viele Goͤtter
waͤren, und daß der eine maͤchtiger waͤre,
wie der andere. Man beurtheilete aber
die Macht eines Gottes vorzuͤglich nach den
Siegen, ſo er dem einen Volke wider die
Verehrer anderer Gottheiten gab. Sollte
derowegen das Jſraelitiſche Volk uͤberzeu-
get werden, daß der Gott Abrahams all-
maͤchtig, ſo geſchahe dieſes am leichteſten
durch Bezwingung maͤchtiger Voͤlker.
Gott fuͤgete es derowegen durch die groſſe
Verbindung der Welt, daß in Aegypten
ein recht maͤchtiger Koͤnig auftrat, und ließ
es geſchehen, daß derſelbe die Jſraeliten
in die groͤßte Sclaverey ſetzte und durch
die haͤrteſten Arbeiten, ſo er ihnen aufer-

legte,
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="53"/>
welches die&#x017F;e Ertztva&#x0364;ter in der Erka&#x0364;nntniß<lb/>
und Verehrung des einigen Gottes be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkte?</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 21.</head><lb/>
          <p>Be&#x017F;onders aber &#x017F;uchte der wei&#x017F;e&#x017F;te Gott<note place="right">Die Aus-<lb/>
fu&#x0364;hrung<lb/>
aus Egy-<lb/>
pten befe-<lb/>
&#x017F;tigte die<lb/>
wahre Re-<lb/>
ligion un-<lb/>
ter den<lb/>
J&#x017F;raeliten.</note><lb/>
den J&#x017F;raeliten einen unauslo&#x0364;&#x017F;chlichen Ein-<lb/>
druck von &#x017F;einem We&#x017F;en und erhaben&#x017F;ten<lb/>
Eigen&#x017F;chaften zu geben, indem er &#x017F;ie in die<lb/>
traurig&#x017F;te Sclaverey in Aegypten gerathen<lb/>
ließ, und &#x017F;ie aus &#x017F;elbiger mit der ma&#x0364;chtig-<lb/>
&#x017F;ten Hand auf die wunderbahr&#x017F;te Arth er-<lb/>
rettete und zu einem eigenen und freyen<lb/>
Volke machte, und ihnen das Land der<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ung einra&#x0364;umete. Es herr&#x017F;chte in<lb/>
jenen fin&#x017F;tern Zeiten, wie &#x017F;chon bemerket<lb/>
worden, die Meynung, daß viele Go&#x0364;tter<lb/>
wa&#x0364;ren, und daß der eine ma&#x0364;chtiger wa&#x0364;re,<lb/>
wie der andere. Man beurtheilete aber<lb/>
die Macht eines Gottes vorzu&#x0364;glich nach den<lb/>
Siegen, &#x017F;o er dem einen Volke wider die<lb/>
Verehrer anderer Gottheiten gab. Sollte<lb/>
derowegen das J&#x017F;raeliti&#x017F;che Volk u&#x0364;berzeu-<lb/>
get werden, daß der Gott Abrahams all-<lb/>
ma&#x0364;chtig, &#x017F;o ge&#x017F;chahe die&#x017F;es am leichte&#x017F;ten<lb/>
durch Bezwingung ma&#x0364;chtiger Vo&#x0364;lker.<lb/>
Gott fu&#x0364;gete es derowegen durch die gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Verbindung der Welt, daß in Aegypten<lb/>
ein recht ma&#x0364;chtiger Ko&#x0364;nig auftrat, und ließ<lb/>
es ge&#x017F;chehen, daß der&#x017F;elbe die J&#x017F;raeliten<lb/>
in die gro&#x0364;ßte Sclaverey &#x017F;etzte und durch<lb/>
die ha&#x0364;rte&#x017F;ten Arbeiten, &#x017F;o er ihnen aufer-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">legte,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0073] welches dieſe Ertztvaͤter in der Erkaͤnntniß und Verehrung des einigen Gottes be- ſtaͤrkte? §. 21. Beſonders aber ſuchte der weiſeſte Gott den Jſraeliten einen unausloͤſchlichen Ein- druck von ſeinem Weſen und erhabenſten Eigenſchaften zu geben, indem er ſie in die traurigſte Sclaverey in Aegypten gerathen ließ, und ſie aus ſelbiger mit der maͤchtig- ſten Hand auf die wunderbahrſte Arth er- rettete und zu einem eigenen und freyen Volke machte, und ihnen das Land der Verheiſſung einraͤumete. Es herrſchte in jenen finſtern Zeiten, wie ſchon bemerket worden, die Meynung, daß viele Goͤtter waͤren, und daß der eine maͤchtiger waͤre, wie der andere. Man beurtheilete aber die Macht eines Gottes vorzuͤglich nach den Siegen, ſo er dem einen Volke wider die Verehrer anderer Gottheiten gab. Sollte derowegen das Jſraelitiſche Volk uͤberzeu- get werden, daß der Gott Abrahams all- maͤchtig, ſo geſchahe dieſes am leichteſten durch Bezwingung maͤchtiger Voͤlker. Gott fuͤgete es derowegen durch die groſſe Verbindung der Welt, daß in Aegypten ein recht maͤchtiger Koͤnig auftrat, und ließ es geſchehen, daß derſelbe die Jſraeliten in die groͤßte Sclaverey ſetzte und durch die haͤrteſten Arbeiten, ſo er ihnen aufer- legte, Die Aus- fuͤhrung aus Egy- pten befe- ſtigte die wahre Re- ligion un- ter den Jſraeliten. D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/73
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/73>, abgerufen am 27.11.2024.