wäre glücklicher, so ließ es entweder seine bisherigen Gottheiten fahren und nahm die Götter des andern Volkes an, oder es ver- ehrete beide zugleich. Wenn ferner ein Volk vor eine Stadt zog selbige zu bela- gern, so forderte es vorher die Götter des- selben auf und that ihnen das Gelübde, sie als Gottheiten zu verehren, wenn sie ihre bisher in Schutz genommene Stadt verlas- sen und sie den Belagerern übergeben wür- den*). Das mächtige Rom machte sich da- her sehr vielen Göttern verbindlich, und bauete ihnen Tempel. Ja, da die Men- ge der Götter den Völkern nicht verstattete einer jeden Gottheit einen Tempel oder Al- täre zu errichten, so baueten sie Altäre, wel- che allen Gottheiten gewidmet waren, damit sie die Gunst und den Beystand aller Göt- ter hoffen könnten**). Wenn ferner zwey Personen von verschiedenen Völkern ein- ander heiratheten, so ergab sich entweder der eine Ehegatte an die Gottheit des andern, oder sie opferten den Göttern beider Völ- ker zugleich***). Der Götzendienst war ferner theils prächtig, theils sehr lustig, weil man dabey herrliche Opfermahle und aller-
hand
*) B. Judith Cap. 11. v. 17. Conf. Antiquitat. Rom. Rosini et Dempsteri L. X. Cap. XVIII.
**)Conf. Schedius de Diis Germanis Cap. XII. p. 318. f.
***) 1 B. Kön. C. 11.
waͤre gluͤcklicher, ſo ließ es entweder ſeine bisherigen Gottheiten fahren und nahm die Goͤtter des andern Volkes an, oder es ver- ehrete beide zugleich. Wenn ferner ein Volk vor eine Stadt zog ſelbige zu bela- gern, ſo forderte es vorher die Goͤtter deſ- ſelben auf und that ihnen das Geluͤbde, ſie als Gottheiten zu verehren, wenn ſie ihre bisher in Schutz genommene Stadt verlaſ- ſen und ſie den Belagerern uͤbergeben wuͤr- den*). Das maͤchtige Rom machte ſich da- her ſehr vielen Goͤttern verbindlich, und bauete ihnen Tempel. Ja, da die Men- ge der Goͤtter den Voͤlkern nicht verſtattete einer jeden Gottheit einen Tempel oder Al- taͤre zu errichten, ſo baueten ſie Altaͤre, wel- che allen Gottheiten gewidmet waren, damit ſie die Gunſt und den Beyſtand aller Goͤt- ter hoffen koͤnnten**). Wenn ferner zwey Perſonen von verſchiedenen Voͤlkern ein- ander heiratheten, ſo ergab ſich entweder der eine Ehegatte an die Gottheit des andern, oder ſie opferten den Goͤttern beider Voͤl- ker zugleich***). Der Goͤtzendienſt war ferner theils praͤchtig, theils ſehr luſtig, weil man dabey herrliche Opfermahle und aller-
hand
*) B. Judith Cap. 11. v. 17. Conf. Antiquitat. Rom. Roſini et Dempſteri L. X. Cap. XVIII.
**)Conf. Schedius de Diis Germanis Cap. XII. p. 318. f.
***) 1 B. Koͤn. C. 11.
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waͤre gluͤcklicher, ſo ließ es entweder ſeine
bisherigen Gottheiten fahren und nahm die
Goͤtter des andern Volkes an, oder es ver-
ehrete beide zugleich. Wenn ferner ein
Volk vor eine Stadt zog ſelbige zu bela-
gern, ſo forderte es vorher die Goͤtter deſ-
ſelben auf und that ihnen das Geluͤbde, ſie
als Gottheiten zu verehren, wenn ſie ihre
bisher in Schutz genommene Stadt verlaſ-
ſen und ſie den Belagerern uͤbergeben wuͤr-
den *). Das maͤchtige Rom machte ſich da-
her ſehr vielen Goͤttern verbindlich, und
bauete ihnen Tempel. Ja, da die Men-
ge der Goͤtter den Voͤlkern nicht verſtattete
einer jeden Gottheit einen Tempel oder Al-
taͤre zu errichten, ſo baueten ſie Altaͤre, wel-
che allen Gottheiten gewidmet waren, damit
ſie die Gunſt und den Beyſtand aller Goͤt-
ter hoffen koͤnnten **). Wenn ferner zwey
Perſonen von verſchiedenen Voͤlkern ein-
ander heiratheten, ſo ergab ſich entweder
der eine Ehegatte an die Gottheit des andern,
oder ſie opferten den Goͤttern beider Voͤl-
ker zugleich ***). Der Goͤtzendienſt war
ferner theils praͤchtig, theils ſehr luſtig, weil
man dabey herrliche Opfermahle und aller-
hand
*) B. Judith Cap. 11. v. 17. Conf. Antiquitat.
Rom. Roſini et Dempſteri L. X. Cap. XVIII.
**) Conf. Schedius de Diis Germanis Cap. XII. p.
318. f.
***) 1 B. Koͤn. C. 11.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/70>, abgerufen am 27.11.2024.
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