Erkänntniß bleiben und sich von selbigen wieder über den Erdboden verbreiten möch- te. Damit wir begreifen können, warum der Weiseste zu diesem Endzweck eben die- jenigen Mittel gewählet, wovon uns die Schrift benachrichtiget, so müssen wir et- was von denjenigen Religionssätzen bey- bringen, welche der Aberglaube in der Welt allgemein gemacht hatte. Es herrschte vor Zeiten der grossen Erleuchtung der Welt, so durch JEsum angerichtet worden, die Meynung unter den Völkern, daß es viele Götter gäbe, wovon der eine dieses, der andere ein anderes Volk in seinen beson- dern Schutz genommen, und daß einer von diesen Göttern mächtiger und einem Volke gewogener als ein ander. Ja man glau- bete, daß es Berggötter und Götter der Ebenen gäbe, wovon jene auf den Bergen und diese in den Ebenen mächtiger wären*). Man machte derowegen zu den Kennzei- chen einer mächtigen und für ein Volk sich am besten schickenden Gottheit, wenn sel- bige Glück und fruchtbare Zeiten und Sieg wider die Feinde verschaffte und künftige Dinge vorher verkündigte**). Wenn derowegen ein Volk glaubte, das andere
wäre
*) 1 B. Kön. Cap. 20. v. 23.
**) Jerem. Cap. 14, 22. Apostelgesch. C. 14, 17. 2 Chron. 36, 23. Esr. 1, 1. Dan. 3, 29. C. 6, 26. C. 2, 47. Jes. 43, 9.
Jac. Betr. 4. Band. D
Erkaͤnntniß bleiben und ſich von ſelbigen wieder uͤber den Erdboden verbreiten moͤch- te. Damit wir begreifen koͤnnen, warum der Weiſeſte zu dieſem Endzweck eben die- jenigen Mittel gewaͤhlet, wovon uns die Schrift benachrichtiget, ſo muͤſſen wir et- was von denjenigen Religionsſaͤtzen bey- bringen, welche der Aberglaube in der Welt allgemein gemacht hatte. Es herrſchte vor Zeiten der groſſen Erleuchtung der Welt, ſo durch JEſum angerichtet worden, die Meynung unter den Voͤlkern, daß es viele Goͤtter gaͤbe, wovon der eine dieſes, der andere ein anderes Volk in ſeinen beſon- dern Schutz genommen, und daß einer von dieſen Goͤttern maͤchtiger und einem Volke gewogener als ein ander. Ja man glau- bete, daß es Berggoͤtter und Goͤtter der Ebenen gaͤbe, wovon jene auf den Bergen und dieſe in den Ebenen maͤchtiger waͤren*). Man machte derowegen zu den Kennzei- chen einer maͤchtigen und fuͤr ein Volk ſich am beſten ſchickenden Gottheit, wenn ſel- bige Gluͤck und fruchtbare Zeiten und Sieg wider die Feinde verſchaffte und kuͤnftige Dinge vorher verkuͤndigte**). Wenn derowegen ein Volk glaubte, das andere
waͤre
*) 1 B. Koͤn. Cap. 20. v. 23.
**) Jerem. Cap. 14, 22. Apoſtelgeſch. C. 14, 17. 2 Chron. 36, 23. Eſr. 1, 1. Dan. 3, 29. C. 6, 26. C. 2, 47. Jeſ. 43, 9.
Jac. Betr. 4. Band. D
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Erkaͤnntniß bleiben und ſich von ſelbigen
wieder uͤber den Erdboden verbreiten moͤch-
te. Damit wir begreifen koͤnnen, warum
der Weiſeſte zu dieſem Endzweck eben die-
jenigen Mittel gewaͤhlet, wovon uns die
Schrift benachrichtiget, ſo muͤſſen wir et-
was von denjenigen Religionsſaͤtzen bey-
bringen, welche der Aberglaube in der Welt
allgemein gemacht hatte. Es herrſchte vor
Zeiten der groſſen Erleuchtung der Welt,
ſo durch JEſum angerichtet worden, die
Meynung unter den Voͤlkern, daß es viele
Goͤtter gaͤbe, wovon der eine dieſes, der
andere ein anderes Volk in ſeinen beſon-
dern Schutz genommen, und daß einer von
dieſen Goͤttern maͤchtiger und einem Volke
gewogener als ein ander. Ja man glau-
bete, daß es Berggoͤtter und Goͤtter der
Ebenen gaͤbe, wovon jene auf den Bergen
und dieſe in den Ebenen maͤchtiger waͤren *).
Man machte derowegen zu den Kennzei-
chen einer maͤchtigen und fuͤr ein Volk ſich
am beſten ſchickenden Gottheit, wenn ſel-
bige Gluͤck und fruchtbare Zeiten und Sieg
wider die Feinde verſchaffte und kuͤnftige
Dinge vorher verkuͤndigte **). Wenn
derowegen ein Volk glaubte, das andere
waͤre
*) 1 B. Koͤn. Cap. 20. v. 23.
**) Jerem. Cap. 14, 22. Apoſtelgeſch. C. 14, 17.
2 Chron. 36, 23. Eſr. 1, 1. Dan. 3, 29.
C. 6, 26. C. 2, 47. Jeſ. 43, 9.
Jac. Betr. 4. Band. D
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/69>, abgerufen am 27.11.2024.
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