Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.nungen hat den Beyfall der größten Leute bewei- *) Es ist ein gemeiner Fehler des menschli-
chen Verstandes, auch bey den größten Ge- lehrten, daß, wenn man wahrgenommen, es lasse sich eines und das andere aus einem gewissen Grunde erklären, man die Anwen- dung gleich gar zu sehr ausdehnet, und die nöthigen Grenzen nicht beobachtet. Ein berühmter Spenzer erkläret fast alle An- ordnungen des Mosaischen Gesetzes aus Ge- wohnheiten der benachbarten Heiden. Ein Coccejaner aber meynet, daß in denselben aller Orten auf Christum und dessen Gna- denreich gesinnbildet sey. (Eine Redensart, deren sich diese Leute viel bedienen.) Ein Bochard, ein Schultens findet unzählige Arabische Abstammungen in den Hebräischen Worte, und ein Hermann von der Hardt will nungen hat den Beyfall der groͤßten Leute bewei- *) Es iſt ein gemeiner Fehler des menſchli-
chen Verſtandes, auch bey den groͤßten Ge- lehrten, daß, wenn man wahrgenommen, es laſſe ſich eines und das andere aus einem gewiſſen Grunde erklaͤren, man die Anwen- dung gleich gar zu ſehr ausdehnet, und die noͤthigen Grenzen nicht beobachtet. Ein beruͤhmter Spenzer erklaͤret faſt alle An- ordnungen des Moſaiſchen Geſetzes aus Ge- wohnheiten der benachbarten Heiden. Ein Coccejaner aber meynet, daß in denſelben aller Orten auf Chriſtum und deſſen Gna- denreich geſinnbildet ſey. (Eine Redensart, deren ſich dieſe Leute viel bedienen.) Ein Bochard, ein Schultens findet unzaͤhlige Arabiſche Abſtammungen in den Hebraͤiſchen Worte, und ein Hermann von der Hardt will <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0451" n="431"/> nungen hat den Beyfall der groͤßten Leute<lb/> vor ſich. Beſonders habe ich bemerket,<lb/> daß diejenigen, welche die Buͤcher des<lb/> neuen Bundes, vornehmlich aus dem<lb/> Talmud und andern alten Schriften der<lb/> Juden erklaͤren, der erſten Meynung pfle-<lb/> gen zugethan zu ſeyn. Es ſtehen dieſe Art<lb/> Ausleger bey mir in einer vorzuͤglichen<lb/> Achtung, und es wird mir ſchwer ihre Er-<lb/> klaͤrungen zu verlaſſen, und eine gegenſei-<lb/> tige anzunehmen. Jndeſſen aber ſcheinet<lb/> es mir gar zu gezwungen zu ſeyn, die<lb/> beyden letzten Capitel der Offenbarung<lb/> Johannes von einem begluͤckten Zuſtande<lb/> der Chriſtlichen Kirche auf Erden zu er-<lb/> klaͤren <note xml:id="a49" next="#a50" place="foot" n="*)">Es iſt ein gemeiner Fehler des menſchli-<lb/> chen Verſtandes, auch bey den groͤßten Ge-<lb/> lehrten, daß, wenn man wahrgenommen,<lb/> es laſſe ſich eines und das andere aus einem<lb/> gewiſſen Grunde erklaͤren, man die Anwen-<lb/> dung gleich gar zu ſehr ausdehnet, und die<lb/> noͤthigen Grenzen nicht beobachtet. Ein<lb/> beruͤhmter <hi rendition="#fr">Spenzer</hi> erklaͤret faſt alle An-<lb/> ordnungen des Moſaiſchen Geſetzes aus Ge-<lb/> wohnheiten der benachbarten Heiden. Ein<lb/><hi rendition="#fr">Coccejaner</hi> aber meynet, daß in denſelben<lb/> aller Orten auf Chriſtum und deſſen Gna-<lb/> denreich geſinnbildet ſey. (Eine Redensart,<lb/> deren ſich dieſe Leute viel bedienen.) Ein<lb/><hi rendition="#fr">Bochard,</hi> ein <hi rendition="#fr">Schultens</hi> findet unzaͤhlige<lb/> Arabiſche Abſtammungen in den Hebraͤiſchen<lb/> Worte, und ein <hi rendition="#fr">Hermann von der Hardt</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">will</fw></note>. Es iſt nicht genug, daß man<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bewei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [431/0451]
nungen hat den Beyfall der groͤßten Leute
vor ſich. Beſonders habe ich bemerket,
daß diejenigen, welche die Buͤcher des
neuen Bundes, vornehmlich aus dem
Talmud und andern alten Schriften der
Juden erklaͤren, der erſten Meynung pfle-
gen zugethan zu ſeyn. Es ſtehen dieſe Art
Ausleger bey mir in einer vorzuͤglichen
Achtung, und es wird mir ſchwer ihre Er-
klaͤrungen zu verlaſſen, und eine gegenſei-
tige anzunehmen. Jndeſſen aber ſcheinet
es mir gar zu gezwungen zu ſeyn, die
beyden letzten Capitel der Offenbarung
Johannes von einem begluͤckten Zuſtande
der Chriſtlichen Kirche auf Erden zu er-
klaͤren *). Es iſt nicht genug, daß man
bewei-
*) Es iſt ein gemeiner Fehler des menſchli-
chen Verſtandes, auch bey den groͤßten Ge-
lehrten, daß, wenn man wahrgenommen,
es laſſe ſich eines und das andere aus einem
gewiſſen Grunde erklaͤren, man die Anwen-
dung gleich gar zu ſehr ausdehnet, und die
noͤthigen Grenzen nicht beobachtet. Ein
beruͤhmter Spenzer erklaͤret faſt alle An-
ordnungen des Moſaiſchen Geſetzes aus Ge-
wohnheiten der benachbarten Heiden. Ein
Coccejaner aber meynet, daß in denſelben
aller Orten auf Chriſtum und deſſen Gna-
denreich geſinnbildet ſey. (Eine Redensart,
deren ſich dieſe Leute viel bedienen.) Ein
Bochard, ein Schultens findet unzaͤhlige
Arabiſche Abſtammungen in den Hebraͤiſchen
Worte, und ein Hermann von der Hardt
will
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |