Offenbarung wider sie ausgesprochen wor- den. Würde man denen Christen nicht vorgeworfen haben, daß sie Bücher hät- ten, welche die Majestäten beleidigten, die Obern für grausame Tyrannen ausge- schrieen, ihnen nebst ihrem Staat die fürchterlichsten Verhängnisse, ja gar den Untergang droheten, die Gemüther der Unterthanen von ihnen abzogen, und zum Aufruhr Anlaß gäben? War es der Weis- heit Gottes gemäß, seine Verehrer in ein solches Ansehen zu setzen? Wir finden zum Exempel Offenb. Cap. 13. v. 10. So jemand in das Gefängniß führet, der wird in das Gefängniß gehen. So je- mand mit dem Schwerdt tödtet, der muß mit dem Schwerdt getödtet wer- den, und es wird denen Feinden des Evan- geliums hiermit gedrohet, daß sie eben dasselbige erfahren sollten, was sie den treuen Bekennern Jesu erwiesen. Man nehme jetzo einmal an, es gienge dieses auf dergleichen grausame Regierungen, als unter den heidnischen Kaisern, dem Do- mitianus, dem Commodus, dem Cara- calla und einigen andern gewesen, welche die vornehmsten Römer in grosser Anzahl hinrichten liessen, und daher auch endlich selber ermordet worden, und da folglich die Heiden unter ihnen selber die Grausamkei- ten ausübeten, welche sie den Christen an- thaten: gesetzet, es hätten in der Offenba-
rung
Offenbarung wider ſie ausgeſprochen wor- den. Wuͤrde man denen Chriſten nicht vorgeworfen haben, daß ſie Buͤcher haͤt- ten, welche die Majeſtaͤten beleidigten, die Obern fuͤr grauſame Tyrannen ausge- ſchrieen, ihnen nebſt ihrem Staat die fuͤrchterlichſten Verhaͤngniſſe, ja gar den Untergang droheten, die Gemuͤther der Unterthanen von ihnen abzogen, und zum Aufruhr Anlaß gaͤben? War es der Weis- heit Gottes gemaͤß, ſeine Verehrer in ein ſolches Anſehen zu ſetzen? Wir finden zum Exempel Offenb. Cap. 13. v. 10. So jemand in das Gefaͤngniß fuͤhret, der wird in das Gefaͤngniß gehen. So je- mand mit dem Schwerdt toͤdtet, der muß mit dem Schwerdt getoͤdtet wer- den, und es wird denen Feinden des Evan- geliums hiermit gedrohet, daß ſie eben daſſelbige erfahren ſollten, was ſie den treuen Bekennern Jeſu erwieſen. Man nehme jetzo einmal an, es gienge dieſes auf dergleichen grauſame Regierungen, als unter den heidniſchen Kaiſern, dem Do- mitianus, dem Commodus, dem Cara- calla und einigen andern geweſen, welche die vornehmſten Roͤmer in groſſer Anzahl hinrichten lieſſen, und daher auch endlich ſelber ermordet worden, und da folglich die Heiden unter ihnen ſelber die Grauſamkei- ten ausuͤbeten, welche ſie den Chriſten an- thaten: geſetzet, es haͤtten in der Offenba-
rung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0420"n="400"/>
Offenbarung wider ſie ausgeſprochen wor-<lb/>
den. Wuͤrde man denen Chriſten nicht<lb/>
vorgeworfen haben, daß ſie Buͤcher haͤt-<lb/>
ten, welche die Majeſtaͤten beleidigten, die<lb/>
Obern fuͤr grauſame Tyrannen ausge-<lb/>ſchrieen, ihnen nebſt ihrem Staat die<lb/>
fuͤrchterlichſten Verhaͤngniſſe, ja gar den<lb/>
Untergang droheten, die Gemuͤther der<lb/>
Unterthanen von ihnen abzogen, und zum<lb/>
Aufruhr Anlaß gaͤben? War es der Weis-<lb/>
heit Gottes gemaͤß, ſeine Verehrer in ein<lb/>ſolches Anſehen zu ſetzen? Wir finden zum<lb/>
Exempel Offenb. Cap. 13. v. 10. <hirendition="#fr">So<lb/>
jemand in das Gefaͤngniß fuͤhret, der<lb/>
wird in das Gefaͤngniß gehen. So je-<lb/>
mand mit dem Schwerdt toͤdtet, der<lb/>
muß mit dem Schwerdt getoͤdtet wer-<lb/>
den,</hi> und es wird denen Feinden des Evan-<lb/>
geliums hiermit gedrohet, daß ſie eben<lb/>
daſſelbige erfahren ſollten, was ſie den<lb/>
treuen Bekennern Jeſu erwieſen. Man<lb/>
nehme jetzo einmal an, es gienge dieſes auf<lb/>
dergleichen grauſame Regierungen, als<lb/>
unter den heidniſchen Kaiſern, dem <hirendition="#fr">Do-<lb/>
mitianus,</hi> dem <hirendition="#fr">Commodus,</hi> dem <hirendition="#fr">Cara-<lb/>
calla</hi> und einigen andern geweſen, welche<lb/>
die vornehmſten Roͤmer in groſſer Anzahl<lb/>
hinrichten lieſſen, und daher auch endlich<lb/>ſelber ermordet worden, und da folglich die<lb/>
Heiden unter ihnen ſelber die Grauſamkei-<lb/>
ten ausuͤbeten, welche ſie den Chriſten an-<lb/>
thaten: geſetzet, es haͤtten in der Offenba-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">rung</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[400/0420]
Offenbarung wider ſie ausgeſprochen wor-
den. Wuͤrde man denen Chriſten nicht
vorgeworfen haben, daß ſie Buͤcher haͤt-
ten, welche die Majeſtaͤten beleidigten, die
Obern fuͤr grauſame Tyrannen ausge-
ſchrieen, ihnen nebſt ihrem Staat die
fuͤrchterlichſten Verhaͤngniſſe, ja gar den
Untergang droheten, die Gemuͤther der
Unterthanen von ihnen abzogen, und zum
Aufruhr Anlaß gaͤben? War es der Weis-
heit Gottes gemaͤß, ſeine Verehrer in ein
ſolches Anſehen zu ſetzen? Wir finden zum
Exempel Offenb. Cap. 13. v. 10. So
jemand in das Gefaͤngniß fuͤhret, der
wird in das Gefaͤngniß gehen. So je-
mand mit dem Schwerdt toͤdtet, der
muß mit dem Schwerdt getoͤdtet wer-
den, und es wird denen Feinden des Evan-
geliums hiermit gedrohet, daß ſie eben
daſſelbige erfahren ſollten, was ſie den
treuen Bekennern Jeſu erwieſen. Man
nehme jetzo einmal an, es gienge dieſes auf
dergleichen grauſame Regierungen, als
unter den heidniſchen Kaiſern, dem Do-
mitianus, dem Commodus, dem Cara-
calla und einigen andern geweſen, welche
die vornehmſten Roͤmer in groſſer Anzahl
hinrichten lieſſen, und daher auch endlich
ſelber ermordet worden, und da folglich die
Heiden unter ihnen ſelber die Grauſamkei-
ten ausuͤbeten, welche ſie den Chriſten an-
thaten: geſetzet, es haͤtten in der Offenba-
rung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/420>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.