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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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übrigen Ehegesetze. Jch muthmasse, daß
Gott diese Art Ehen aus folgender Absicht
untersaget. Der achtzehnte Vers lehret
mir, daß Gott gar sehr darauf gesehen,
daß die brüderliche und schwesterliche Liebe
auf alle Art und Weise ungekränket blei-
ben möchte. Selbige aber würde theils
überhaupt, theils aber bey der Beschaffen-
heit der Ehen des Jsraelitischen Volkes,
sehr ofte ungemein gelitten haben, wenn die
Ehen zwischen Geschwistern wären erlau-
bet worden. Viele Schwestern würden
sich sehr beleidiget halten, wenn ein Bru-
der sie nicht heirathen wollte. Ja Eltern,
und insonderheit zärtliche Mütter würden
sehr auf eine solche Versorgung der Schwe-
ster dringen. Hätte nun der Bruder kein
Belieben zu derselben, und nähme sie aus
Gehorsam gegen die Eltern, so würde
solches sehr leicht die unglücklichste Ehe ver-
ursachen. Nähme er sie nicht, würden
Eltern und Geschwister übel damit zufrie-
den seyn, und nicht nur die Liebe unter dem
Geschwister, sondern sogar zwischen Eltern
und Kindern würde sehr darunter leiden.
Hätte ferner bey den Jsraeliten ein Bruder
neben der Schwester einer Magd beyge-
wohnet, und selbige vielleicht mehr gelie-
bet als die Schwester, oder er hätte der
Schwester gar einen Scheidebrief gegeben;
so hätte er nicht bloß seine Schwester, son-
dern auch sein übriges Geschwister, und

seine
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uͤbrigen Ehegeſetze. Jch muthmaſſe, daß
Gott dieſe Art Ehen aus folgender Abſicht
unterſaget. Der achtzehnte Vers lehret
mir, daß Gott gar ſehr darauf geſehen,
daß die bruͤderliche und ſchweſterliche Liebe
auf alle Art und Weiſe ungekraͤnket blei-
ben moͤchte. Selbige aber wuͤrde theils
uͤberhaupt, theils aber bey der Beſchaffen-
heit der Ehen des Jſraelitiſchen Volkes,
ſehr ofte ungemein gelitten haben, wenn die
Ehen zwiſchen Geſchwiſtern waͤren erlau-
bet worden. Viele Schweſtern wuͤrden
ſich ſehr beleidiget halten, wenn ein Bru-
der ſie nicht heirathen wollte. Ja Eltern,
und inſonderheit zaͤrtliche Muͤtter wuͤrden
ſehr auf eine ſolche Verſorgung der Schwe-
ſter dringen. Haͤtte nun der Bruder kein
Belieben zu derſelben, und naͤhme ſie aus
Gehorſam gegen die Eltern, ſo wuͤrde
ſolches ſehr leicht die ungluͤcklichſte Ehe ver-
urſachen. Naͤhme er ſie nicht, wuͤrden
Eltern und Geſchwiſter uͤbel damit zufrie-
den ſeyn, und nicht nur die Liebe unter dem
Geſchwiſter, ſondern ſogar zwiſchen Eltern
und Kindern wuͤrde ſehr darunter leiden.
Haͤtte ferner bey den Jſraeliten ein Bruder
neben der Schweſter einer Magd beyge-
wohnet, und ſelbige vielleicht mehr gelie-
bet als die Schweſter, oder er haͤtte der
Schweſter gar einen Scheidebrief gegeben;
ſo haͤtte er nicht bloß ſeine Schweſter, ſon-
dern auch ſein uͤbriges Geſchwiſter, und

ſeine
A a 5
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[377/0397] uͤbrigen Ehegeſetze. Jch muthmaſſe, daß Gott dieſe Art Ehen aus folgender Abſicht unterſaget. Der achtzehnte Vers lehret mir, daß Gott gar ſehr darauf geſehen, daß die bruͤderliche und ſchweſterliche Liebe auf alle Art und Weiſe ungekraͤnket blei- ben moͤchte. Selbige aber wuͤrde theils uͤberhaupt, theils aber bey der Beſchaffen- heit der Ehen des Jſraelitiſchen Volkes, ſehr ofte ungemein gelitten haben, wenn die Ehen zwiſchen Geſchwiſtern waͤren erlau- bet worden. Viele Schweſtern wuͤrden ſich ſehr beleidiget halten, wenn ein Bru- der ſie nicht heirathen wollte. Ja Eltern, und inſonderheit zaͤrtliche Muͤtter wuͤrden ſehr auf eine ſolche Verſorgung der Schwe- ſter dringen. Haͤtte nun der Bruder kein Belieben zu derſelben, und naͤhme ſie aus Gehorſam gegen die Eltern, ſo wuͤrde ſolches ſehr leicht die ungluͤcklichſte Ehe ver- urſachen. Naͤhme er ſie nicht, wuͤrden Eltern und Geſchwiſter uͤbel damit zufrie- den ſeyn, und nicht nur die Liebe unter dem Geſchwiſter, ſondern ſogar zwiſchen Eltern und Kindern wuͤrde ſehr darunter leiden. Haͤtte ferner bey den Jſraeliten ein Bruder neben der Schweſter einer Magd beyge- wohnet, und ſelbige vielleicht mehr gelie- bet als die Schweſter, oder er haͤtte der Schweſter gar einen Scheidebrief gegeben; ſo haͤtte er nicht bloß ſeine Schweſter, ſon- dern auch ſein uͤbriges Geſchwiſter, und ſeine A a 5

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/397>, abgerufen am 22.11.2024.