licher, daß hier Kinder oder weitläuftige Verwandten verstanden werden? Blei- ben wir erstlich bey den Worten stehen, so bedeutet zwar das Wort, so ich durch Fa- milie übersetzet, zu Zeiten auch die Seiten- linie eines Geschlechtes, zum Exempel, Bruder und deren Kinder 1 B. Mos. C. 24. v. 38. Die mehreste Zeit aber, und an fast unzähligen Stellen bedeutet dieses Wort die Nachkommen eines Vaters, wie ein jeder in den Geschlechtsregistern des Alten Testaments sehen kann, wo dieses Wort häufig gebraucht wird, und von Luthern durch die Wörter Geschlecht oder auch Nachkommen pflegt übersetzt zu werden. Es wird auch kein Exempel können beygebracht werden, da Fleisch von seinem Fleische entfernte Verwand- ten anzeigte. Da nun hier aber folgende Wörter zusammen gesetzt werden, Einer von dem Fleische seines Fleisches aus seiner Familie, und die nächsten Seiten- verwandte schon genannt sind; so kann ich nichts anders als Kinder und Enkel darun- ter verstehen. Siehet man ferner auf die Sache selber, so ist es wol ein sehr seltener Fall, daß ein also verarmter und durch Mangel in die Knechtschaft gerathener, wenn er von den nächsten Verwandten nicht gelöset wird, von den entferntern Verwandten sollte losgekaufet werden. Weit ehender war der Fall möglich, daß
jemand
licher, daß hier Kinder oder weitlaͤuftige Verwandten verſtanden werden? Blei- ben wir erſtlich bey den Worten ſtehen, ſo bedeutet zwar das Wort, ſo ich durch Fa- milie uͤberſetzet, zu Zeiten auch die Seiten- linie eines Geſchlechtes, zum Exempel, Bruder und deren Kinder 1 B. Moſ. C. 24. v. 38. Die mehreſte Zeit aber, und an faſt unzaͤhligen Stellen bedeutet dieſes Wort die Nachkommen eines Vaters, wie ein jeder in den Geſchlechtsregiſtern des Alten Teſtaments ſehen kann, wo dieſes Wort haͤufig gebraucht wird, und von Luthern durch die Woͤrter Geſchlecht oder auch Nachkommen pflegt uͤberſetzt zu werden. Es wird auch kein Exempel koͤnnen beygebracht werden, da Fleiſch von ſeinem Fleiſche entfernte Verwand- ten anzeigte. Da nun hier aber folgende Woͤrter zuſammen geſetzt werden, Einer von dem Fleiſche ſeines Fleiſches aus ſeiner Familie, und die naͤchſten Seiten- verwandte ſchon genannt ſind; ſo kann ich nichts anders als Kinder und Enkel darun- ter verſtehen. Siehet man ferner auf die Sache ſelber, ſo iſt es wol ein ſehr ſeltener Fall, daß ein alſo verarmter und durch Mangel in die Knechtſchaft gerathener, wenn er von den naͤchſten Verwandten nicht geloͤſet wird, von den entferntern Verwandten ſollte losgekaufet werden. Weit ehender war der Fall moͤglich, daß
jemand
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0368"n="348"/>
licher, daß hier Kinder oder weitlaͤuftige<lb/>
Verwandten verſtanden werden? Blei-<lb/>
ben wir erſtlich bey den Worten ſtehen, ſo<lb/>
bedeutet zwar das Wort, ſo ich durch Fa-<lb/>
milie uͤberſetzet, zu Zeiten auch die Seiten-<lb/>
linie eines Geſchlechtes, zum Exempel,<lb/>
Bruder und deren Kinder 1 B. Moſ. C. 24.<lb/>
v. 38. Die mehreſte Zeit aber, und an<lb/>
faſt unzaͤhligen Stellen bedeutet dieſes<lb/>
Wort die Nachkommen eines Vaters,<lb/>
wie ein jeder in den Geſchlechtsregiſtern des<lb/>
Alten Teſtaments ſehen kann, wo dieſes<lb/>
Wort haͤufig gebraucht wird, und von<lb/><hirendition="#fr">Luthern</hi> durch die Woͤrter <hirendition="#fr">Geſchlecht</hi><lb/>
oder auch <hirendition="#fr">Nachkommen</hi> pflegt uͤberſetzt<lb/>
zu werden. Es wird auch kein Exempel<lb/>
koͤnnen beygebracht werden, da <hirendition="#fr">Fleiſch<lb/>
von ſeinem Fleiſche</hi> entfernte Verwand-<lb/>
ten anzeigte. Da nun hier aber folgende<lb/>
Woͤrter zuſammen geſetzt werden, <hirendition="#fr">Einer<lb/>
von dem Fleiſche ſeines Fleiſches aus<lb/>ſeiner Familie,</hi> und die naͤchſten Seiten-<lb/>
verwandte ſchon genannt ſind; ſo kann ich<lb/>
nichts anders als Kinder und Enkel darun-<lb/>
ter verſtehen. Siehet man ferner auf die<lb/>
Sache ſelber, ſo iſt es wol ein ſehr ſeltener<lb/>
Fall, daß ein alſo verarmter und durch<lb/>
Mangel in die Knechtſchaft gerathener,<lb/>
wenn er von den naͤchſten Verwandten<lb/>
nicht geloͤſet wird, von den entferntern<lb/>
Verwandten ſollte losgekaufet werden.<lb/>
Weit ehender war der Fall moͤglich, daß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">jemand</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[348/0368]
licher, daß hier Kinder oder weitlaͤuftige
Verwandten verſtanden werden? Blei-
ben wir erſtlich bey den Worten ſtehen, ſo
bedeutet zwar das Wort, ſo ich durch Fa-
milie uͤberſetzet, zu Zeiten auch die Seiten-
linie eines Geſchlechtes, zum Exempel,
Bruder und deren Kinder 1 B. Moſ. C. 24.
v. 38. Die mehreſte Zeit aber, und an
faſt unzaͤhligen Stellen bedeutet dieſes
Wort die Nachkommen eines Vaters,
wie ein jeder in den Geſchlechtsregiſtern des
Alten Teſtaments ſehen kann, wo dieſes
Wort haͤufig gebraucht wird, und von
Luthern durch die Woͤrter Geſchlecht
oder auch Nachkommen pflegt uͤberſetzt
zu werden. Es wird auch kein Exempel
koͤnnen beygebracht werden, da Fleiſch
von ſeinem Fleiſche entfernte Verwand-
ten anzeigte. Da nun hier aber folgende
Woͤrter zuſammen geſetzt werden, Einer
von dem Fleiſche ſeines Fleiſches aus
ſeiner Familie, und die naͤchſten Seiten-
verwandte ſchon genannt ſind; ſo kann ich
nichts anders als Kinder und Enkel darun-
ter verſtehen. Siehet man ferner auf die
Sache ſelber, ſo iſt es wol ein ſehr ſeltener
Fall, daß ein alſo verarmter und durch
Mangel in die Knechtſchaft gerathener,
wenn er von den naͤchſten Verwandten
nicht geloͤſet wird, von den entferntern
Verwandten ſollte losgekaufet werden.
Weit ehender war der Fall moͤglich, daß
jemand
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/368>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.