Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

mit einer Heidin zeugte, nicht für Kinder
geachtet. Gott wollte aber, daß sich auch
mit solchen Kindern, die sie nicht unter ih-
re Erben zähleten, niemand fleischlich ver-
mischen sollte. Derowegen faßte er dieses
Gesetz mit solchen Worten ab, welche alle
diejenigen auf das deutlichste bezeichneten,
die von jemanden unmittelbar ab-
stammeten.

§. 4.

Nimmt man an, daß in dem ange-Mehrere
Bestäti-
gung des
vorigen.

führten Gesetze die Ehen und fleischlichen
Vermischungen der Eltern mit den Kindern
oder eigentlicher, da alle diese Gesetze an
das männliche Geschlecht gerichtet sind, die
Ehen der Väter mit ihren leiblichen Töch-
tern verbothen worden; so ergiebet es sich,
daß keines von den ersten und wichtigsten
Gesetzen dieser Art ausgelassen sey, und es
zeiget sich alsdenn die genaueste Ordnung
in denselben. Das erste Gesetz ist als-
denn: kein Vater nahe sich zu seiner Toch-
ter ihr beyzuwohnen. Das zweyte ist:
kein Sohn nahe sich zu seiner Mutter ihr
beyzuwohnen. Wer nur das geringste vom
Hebräischen verstehet, weiß, daß dieses
Gesetz könne also übersetzet werden: du sollst
deines Vaters, das ist deiner Mutter
Blösse nicht aufdecken:
und werden Zu-
satz betrachtet: denn es ist deine Mutter,
der wird überzeuget werden, daß es müsse

also
Y 4

mit einer Heidin zeugte, nicht fuͤr Kinder
geachtet. Gott wollte aber, daß ſich auch
mit ſolchen Kindern, die ſie nicht unter ih-
re Erben zaͤhleten, niemand fleiſchlich ver-
miſchen ſollte. Derowegen faßte er dieſes
Geſetz mit ſolchen Worten ab, welche alle
diejenigen auf das deutlichſte bezeichneten,
die von jemanden unmittelbar ab-
ſtammeten.

§. 4.

Nimmt man an, daß in dem ange-Mehrere
Beſtaͤti-
gung des
vorigen.

fuͤhrten Geſetze die Ehen und fleiſchlichen
Vermiſchungen der Eltern mit den Kindern
oder eigentlicher, da alle dieſe Geſetze an
das maͤnnliche Geſchlecht gerichtet ſind, die
Ehen der Vaͤter mit ihren leiblichen Toͤch-
tern verbothen worden; ſo ergiebet es ſich,
daß keines von den erſten und wichtigſten
Geſetzen dieſer Art ausgelaſſen ſey, und es
zeiget ſich alsdenn die genaueſte Ordnung
in denſelben. Das erſte Geſetz iſt als-
denn: kein Vater nahe ſich zu ſeiner Toch-
ter ihr beyzuwohnen. Das zweyte iſt:
kein Sohn nahe ſich zu ſeiner Mutter ihr
beyzuwohnen. Wer nur das geringſte vom
Hebraͤiſchen verſtehet, weiß, daß dieſes
Geſetz koͤnne alſo uͤberſetzet werden: du ſollſt
deines Vaters, das iſt deiner Mutter
Bloͤſſe nicht aufdecken:
und werden Zu-
ſatz betrachtet: denn es iſt deine Mutter,
der wird uͤberzeuget werden, daß es muͤſſe

alſo
Y 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0363" n="343"/>
mit einer Heidin zeugte, nicht fu&#x0364;r Kinder<lb/>
geachtet. Gott wollte aber, daß &#x017F;ich auch<lb/>
mit &#x017F;olchen Kindern, die &#x017F;ie nicht unter ih-<lb/>
re Erben za&#x0364;hleten, niemand flei&#x017F;chlich ver-<lb/>
mi&#x017F;chen &#x017F;ollte. Derowegen faßte er die&#x017F;es<lb/>
Ge&#x017F;etz mit &#x017F;olchen Worten ab, welche alle<lb/>
diejenigen auf das deutlich&#x017F;te bezeichneten,<lb/>
die von jemanden unmittelbar ab-<lb/>
&#x017F;tammeten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 4.</head><lb/>
          <p>Nimmt man an, daß in dem ange-<note place="right">Mehrere<lb/>
Be&#x017F;ta&#x0364;ti-<lb/>
gung des<lb/>
vorigen.</note><lb/>
fu&#x0364;hrten Ge&#x017F;etze die Ehen und flei&#x017F;chlichen<lb/>
Vermi&#x017F;chungen der Eltern mit den Kindern<lb/>
oder eigentlicher, da alle die&#x017F;e Ge&#x017F;etze an<lb/>
das ma&#x0364;nnliche Ge&#x017F;chlecht gerichtet &#x017F;ind, die<lb/>
Ehen der Va&#x0364;ter mit ihren leiblichen To&#x0364;ch-<lb/>
tern verbothen worden; &#x017F;o ergiebet es &#x017F;ich,<lb/>
daß keines von den er&#x017F;ten und wichtig&#x017F;ten<lb/>
Ge&#x017F;etzen die&#x017F;er Art ausgela&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey, und es<lb/>
zeiget &#x017F;ich alsdenn die genaue&#x017F;te Ordnung<lb/>
in den&#x017F;elben. Das er&#x017F;te Ge&#x017F;etz i&#x017F;t als-<lb/>
denn: kein Vater nahe &#x017F;ich zu &#x017F;einer Toch-<lb/>
ter ihr beyzuwohnen. Das zweyte i&#x017F;t:<lb/>
kein Sohn nahe &#x017F;ich zu &#x017F;einer Mutter ihr<lb/>
beyzuwohnen. Wer nur das gering&#x017F;te vom<lb/>
Hebra&#x0364;i&#x017F;chen ver&#x017F;tehet, weiß, daß die&#x017F;es<lb/>
Ge&#x017F;etz ko&#x0364;nne al&#x017F;o u&#x0364;ber&#x017F;etzet werden: <hi rendition="#fr">du &#x017F;oll&#x017F;t<lb/>
deines Vaters, das i&#x017F;t deiner Mutter<lb/>
Blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht aufdecken:</hi> und werden Zu-<lb/>
&#x017F;atz betrachtet: <hi rendition="#fr">denn es i&#x017F;t deine Mutter,</hi><lb/>
der wird u&#x0364;berzeuget werden, daß es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 4</fw><fw place="bottom" type="catch">al&#x017F;o</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0363] mit einer Heidin zeugte, nicht fuͤr Kinder geachtet. Gott wollte aber, daß ſich auch mit ſolchen Kindern, die ſie nicht unter ih- re Erben zaͤhleten, niemand fleiſchlich ver- miſchen ſollte. Derowegen faßte er dieſes Geſetz mit ſolchen Worten ab, welche alle diejenigen auf das deutlichſte bezeichneten, die von jemanden unmittelbar ab- ſtammeten. §. 4. Nimmt man an, daß in dem ange- fuͤhrten Geſetze die Ehen und fleiſchlichen Vermiſchungen der Eltern mit den Kindern oder eigentlicher, da alle dieſe Geſetze an das maͤnnliche Geſchlecht gerichtet ſind, die Ehen der Vaͤter mit ihren leiblichen Toͤch- tern verbothen worden; ſo ergiebet es ſich, daß keines von den erſten und wichtigſten Geſetzen dieſer Art ausgelaſſen ſey, und es zeiget ſich alsdenn die genaueſte Ordnung in denſelben. Das erſte Geſetz iſt als- denn: kein Vater nahe ſich zu ſeiner Toch- ter ihr beyzuwohnen. Das zweyte iſt: kein Sohn nahe ſich zu ſeiner Mutter ihr beyzuwohnen. Wer nur das geringſte vom Hebraͤiſchen verſtehet, weiß, daß dieſes Geſetz koͤnne alſo uͤberſetzet werden: du ſollſt deines Vaters, das iſt deiner Mutter Bloͤſſe nicht aufdecken: und werden Zu- ſatz betrachtet: denn es iſt deine Mutter, der wird uͤberzeuget werden, daß es muͤſſe alſo Mehrere Beſtaͤti- gung des vorigen. Y 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/363
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/363>, abgerufen am 23.11.2024.