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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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Schranken zu halten. Sie führet in der
Gemeinschaft mit einem andern Triebe zu
einer Verzweifelung, welche auch die
größte Gefahr nicht achtet, und sich zu den
verwegensten Unternehmungen entschlies-
set *). Plutarch schreibet daher **):
Wer eine Frau von den Vergnügungen
zurückhält, deren er selber geniesset, han-
delt eben so, als wenn jemand einer Frau
befehlen wollte, wider einen Feind zu strei-
ten, dem man sich doch selber ergeben hät-
te. Und kurz vorher saget er: Es ist keine
Einigkeit zwischen einer Frau und einem
Manne, der seine Magd liebet. Sollte
ich derowegen wol irren, wenn ich diesen
Trieb der Natur für ein Mittel halte, der
zu einer ordentlichen Ehe führet, und einer
ungebundenen Wollust entgegen gesetzet ist?
Ein jeder wird ferner von Natur dazu ge-
trieben, auf eine Nachkommenschaft zu
gedenken. Es ist dieser Trieb ungemein
stark und äussert sich, wenn er nicht durch
andere wichtige Bewegungsgründe zurück
gehalten wird. Und zwar will dieser
Trieb solche Nachkommen haben, die un-
ser Geschlecht und Stand fortsetzen, und
unser Vermögen erben. Ein Abraham

hatte
*) Man lese Les Moeurs et les Usages das
Turcs.
**) Conf. PIutarchi Praecepta Conjugialia pag.
144. 145. Edit. Xylandri.

Schranken zu halten. Sie fuͤhret in der
Gemeinſchaft mit einem andern Triebe zu
einer Verzweifelung, welche auch die
groͤßte Gefahr nicht achtet, und ſich zu den
verwegenſten Unternehmungen entſchlieſ-
ſet *). Plutarch ſchreibet daher **):
Wer eine Frau von den Vergnuͤgungen
zuruͤckhaͤlt, deren er ſelber genieſſet, han-
delt eben ſo, als wenn jemand einer Frau
befehlen wollte, wider einen Feind zu ſtrei-
ten, dem man ſich doch ſelber ergeben haͤt-
te. Und kurz vorher ſaget er: Es iſt keine
Einigkeit zwiſchen einer Frau und einem
Manne, der ſeine Magd liebet. Sollte
ich derowegen wol irren, wenn ich dieſen
Trieb der Natur fuͤr ein Mittel halte, der
zu einer ordentlichen Ehe fuͤhret, und einer
ungebundenen Wolluſt entgegen geſetzet iſt?
Ein jeder wird ferner von Natur dazu ge-
trieben, auf eine Nachkommenſchaft zu
gedenken. Es iſt dieſer Trieb ungemein
ſtark und aͤuſſert ſich, wenn er nicht durch
andere wichtige Bewegungsgruͤnde zuruͤck
gehalten wird. Und zwar will dieſer
Trieb ſolche Nachkommen haben, die un-
ſer Geſchlecht und Stand fortſetzen, und
unſer Vermoͤgen erben. Ein Abraham

hatte
*) Man leſe Les Moeurs et les Uſages das
Turcs.
**) Conf. PIutarchi Praecepta Conjugialia pag.
144. 145. Edit. Xylandri.
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[300/0320] Schranken zu halten. Sie fuͤhret in der Gemeinſchaft mit einem andern Triebe zu einer Verzweifelung, welche auch die groͤßte Gefahr nicht achtet, und ſich zu den verwegenſten Unternehmungen entſchlieſ- ſet *). Plutarch ſchreibet daher **): Wer eine Frau von den Vergnuͤgungen zuruͤckhaͤlt, deren er ſelber genieſſet, han- delt eben ſo, als wenn jemand einer Frau befehlen wollte, wider einen Feind zu ſtrei- ten, dem man ſich doch ſelber ergeben haͤt- te. Und kurz vorher ſaget er: Es iſt keine Einigkeit zwiſchen einer Frau und einem Manne, der ſeine Magd liebet. Sollte ich derowegen wol irren, wenn ich dieſen Trieb der Natur fuͤr ein Mittel halte, der zu einer ordentlichen Ehe fuͤhret, und einer ungebundenen Wolluſt entgegen geſetzet iſt? Ein jeder wird ferner von Natur dazu ge- trieben, auf eine Nachkommenſchaft zu gedenken. Es iſt dieſer Trieb ungemein ſtark und aͤuſſert ſich, wenn er nicht durch andere wichtige Bewegungsgruͤnde zuruͤck gehalten wird. Und zwar will dieſer Trieb ſolche Nachkommen haben, die un- ſer Geſchlecht und Stand fortſetzen, und unſer Vermoͤgen erben. Ein Abraham hatte *) Man leſe Les Moeurs et les Uſages das Turcs. **) Conf. PIutarchi Praecepta Conjugialia pag. 144. 145. Edit. Xylandri.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/320>, abgerufen am 25.11.2024.