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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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keit zu steuren, und schafte besonders auch
die unzüchtigen Frauenspersonen von der
Armee hinweg, wie er denn derselben, da
er wider die Numantiner zu Felde gieng,
zwey tausend fortgejaget, und sein Heer
davon zu reinigen gesuchet hat. Und da-
mit die Niedrigern sich dieser scharfen
Zucht desto williger unterwerfen möchten,
gieng er ihnen selber mit dem besten Exem-
pel vor *). Man kann mir zwar entge-
gen setzen, daß Joritomo, Kaiser zu Ja-
pan gerade das Gegentheil gebraucht, um
seine Armee in Ordnung zu erhalten.
Denn es wird erzählet, daß er bey seinen
langwierigen Feldzügen befürchtet, seine
Soldaten möchten aus Liebe zu ihren
Frauen das Heimweh bekommen, und
hätte ihnen daher unzüchtige Personen ver-
schaffet, und dadurch das Ausreissen nach
Hause verhindert **). Es kann dieses
gar wol seyn: allein sollte eine so weibische
Armee wol wider die Kriegesvölker eines
Scipio viel ausgerichtet haben? Wie
vortheilhaft einem Staate ordentliche Ehen
seyn, und was für Nachtheil derselbe von
der Unzucht habe, kann folgende Rede be-

weisen,
*) Man lese hiervon Historie Romaine par
Mr. Rollin Tom. VIII. p.
276. 380.
**) Man findet dieses in Kämpfers Beschrei-
bung des Japonischen Reichs Th. V. C. 5.
S. 372.

keit zu ſteuren, und ſchafte beſonders auch
die unzuͤchtigen Frauensperſonen von der
Armee hinweg, wie er denn derſelben, da
er wider die Numantiner zu Felde gieng,
zwey tauſend fortgejaget, und ſein Heer
davon zu reinigen geſuchet hat. Und da-
mit die Niedrigern ſich dieſer ſcharfen
Zucht deſto williger unterwerfen moͤchten,
gieng er ihnen ſelber mit dem beſten Exem-
pel vor *). Man kann mir zwar entge-
gen ſetzen, daß Joritomo, Kaiſer zu Ja-
pan gerade das Gegentheil gebraucht, um
ſeine Armee in Ordnung zu erhalten.
Denn es wird erzaͤhlet, daß er bey ſeinen
langwierigen Feldzuͤgen befuͤrchtet, ſeine
Soldaten moͤchten aus Liebe zu ihren
Frauen das Heimweh bekommen, und
haͤtte ihnen daher unzuͤchtige Perſonen ver-
ſchaffet, und dadurch das Ausreiſſen nach
Hauſe verhindert **). Es kann dieſes
gar wol ſeyn: allein ſollte eine ſo weibiſche
Armee wol wider die Kriegesvoͤlker eines
Scipio viel ausgerichtet haben? Wie
vortheilhaft einem Staate ordentliche Ehen
ſeyn, und was fuͤr Nachtheil derſelbe von
der Unzucht habe, kann folgende Rede be-

weiſen,
*) Man leſe hiervon Hiſtorie Romaine par
Mr. Rollin Tom. VIII. p.
276. 380.
**) Man findet dieſes in Kaͤmpfers Beſchrei-
bung des Japoniſchen Reichs Th. V. C. 5.
S. 372.
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[282/0302] keit zu ſteuren, und ſchafte beſonders auch die unzuͤchtigen Frauensperſonen von der Armee hinweg, wie er denn derſelben, da er wider die Numantiner zu Felde gieng, zwey tauſend fortgejaget, und ſein Heer davon zu reinigen geſuchet hat. Und da- mit die Niedrigern ſich dieſer ſcharfen Zucht deſto williger unterwerfen moͤchten, gieng er ihnen ſelber mit dem beſten Exem- pel vor *). Man kann mir zwar entge- gen ſetzen, daß Joritomo, Kaiſer zu Ja- pan gerade das Gegentheil gebraucht, um ſeine Armee in Ordnung zu erhalten. Denn es wird erzaͤhlet, daß er bey ſeinen langwierigen Feldzuͤgen befuͤrchtet, ſeine Soldaten moͤchten aus Liebe zu ihren Frauen das Heimweh bekommen, und haͤtte ihnen daher unzuͤchtige Perſonen ver- ſchaffet, und dadurch das Ausreiſſen nach Hauſe verhindert **). Es kann dieſes gar wol ſeyn: allein ſollte eine ſo weibiſche Armee wol wider die Kriegesvoͤlker eines Scipio viel ausgerichtet haben? Wie vortheilhaft einem Staate ordentliche Ehen ſeyn, und was fuͤr Nachtheil derſelbe von der Unzucht habe, kann folgende Rede be- weiſen, *) Man leſe hiervon Hiſtorie Romaine par Mr. Rollin Tom. VIII. p. 276. 380. **) Man findet dieſes in Kaͤmpfers Beſchrei- bung des Japoniſchen Reichs Th. V. C. 5. S. 372.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/302>, abgerufen am 22.11.2024.