Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 11.
Unzucht
rechnet die
H. Schrift
zu den ab-
scheulich-
sten Sün-
den.

Aus der Wichtigkeit der Absichten,
welche der weiseste Schöpfer und Regierer
der Welt durch eine ordentliche und unzer-
trennliche Ehe zu erhalten suchet, lässet
sich auch begreifen, warum Gott so gar
scharfe Gesetze wider alle diejenigen Ver-
gnügungen eines gewissen starken natürli-
chen Triebes, die keine ordentliche Ehe
zum Grunde haben, gegeben, und so sehr
oft darwider geeifert. Jch will davon ei-
nige recht deutliche Stellen, erstlich aus dem
Alten und dann aus dem Neuen Testa-
mente anführen. So saget der Herr:
Du sollt deine Tochter nicht zur Hure-
rey halten
*). Jngleichen: es soll keine
Hure seyn unter den Töchtern Jsrael, und
kein Hurer unter den Söhnen Jsrael
**).

Und
*) 3 B. Mos. C. 19. v. 29.
**) 5 B. Mos. C. 23. v. 17.
Jch weiß gar wohl, daß einige der größ-
ten Ausleger der Schrift diese Stellen vor-
nehmlich auf die höchst schändlichen Götzen-
dienste ziehen, da man zu Ehren gewisser
Gottheiten eine erstaunende Menge unzüch-
tiger Personen hatte, von deren unheiligen
Gewerbe man Opfer anschafte, und der
Gottheit brachte. Allein ich meyne wichti-
ge Ursache zu haben, die mich bewegen,
hier die Spur so grosser Männer zu verlas-
sen. Jch kann mich nicht überreden, daß
diese gar schändlichen Götzendienste an die
Zeiten des Moses reichen. Die Welt ist
nicht
§. 11.
Unzucht
rechnet die
H. Schrift
zu den ab-
ſcheulich-
ſten Suͤn-
den.

Aus der Wichtigkeit der Abſichten,
welche der weiſeſte Schoͤpfer und Regierer
der Welt durch eine ordentliche und unzer-
trennliche Ehe zu erhalten ſuchet, laͤſſet
ſich auch begreifen, warum Gott ſo gar
ſcharfe Geſetze wider alle diejenigen Ver-
gnuͤgungen eines gewiſſen ſtarken natuͤrli-
chen Triebes, die keine ordentliche Ehe
zum Grunde haben, gegeben, und ſo ſehr
oft darwider geeifert. Jch will davon ei-
nige recht deutliche Stellen, erſtlich aus dem
Alten und dann aus dem Neuen Teſta-
mente anfuͤhren. So ſaget der Herr:
Du ſollt deine Tochter nicht zur Hure-
rey halten
*). Jngleichen: es ſoll keine
Hure ſeyn unter den Toͤchtern Jſrael, und
kein Hurer unter den Soͤhnen Jſrael
**).

Und
*) 3 B. Moſ. C. 19. v. 29.
**) 5 B. Moſ. C. 23. v. 17.
Jch weiß gar wohl, daß einige der groͤß-
ten Ausleger der Schrift dieſe Stellen vor-
nehmlich auf die hoͤchſt ſchaͤndlichen Goͤtzen-
dienſte ziehen, da man zu Ehren gewiſſer
Gottheiten eine erſtaunende Menge unzuͤch-
tiger Perſonen hatte, von deren unheiligen
Gewerbe man Opfer anſchafte, und der
Gottheit brachte. Allein ich meyne wichti-
ge Urſache zu haben, die mich bewegen,
hier die Spur ſo groſſer Maͤnner zu verlaſ-
ſen. Jch kann mich nicht uͤberreden, daß
dieſe gar ſchaͤndlichen Goͤtzendienſte an die
Zeiten des Moſes reichen. Die Welt iſt
nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0288" n="268"/>
        <div n="2">
          <head>§. 11.</head><lb/>
          <note place="left">Unzucht<lb/>
rechnet die<lb/>
H. Schrift<lb/>
zu den ab-<lb/>
&#x017F;cheulich-<lb/>
&#x017F;ten Su&#x0364;n-<lb/>
den.</note>
          <p>Aus der Wichtigkeit der Ab&#x017F;ichten,<lb/>
welche der wei&#x017F;e&#x017F;te Scho&#x0364;pfer und Regierer<lb/>
der Welt durch eine ordentliche und unzer-<lb/>
trennliche Ehe zu erhalten &#x017F;uchet, la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
&#x017F;ich auch begreifen, warum Gott &#x017F;o gar<lb/>
&#x017F;charfe Ge&#x017F;etze wider alle diejenigen Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gungen eines gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tarken natu&#x0364;rli-<lb/>
chen Triebes, die keine ordentliche Ehe<lb/>
zum Grunde haben, gegeben, und &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
oft darwider geeifert. Jch will davon ei-<lb/>
nige recht deutliche Stellen, er&#x017F;tlich aus dem<lb/>
Alten und dann aus dem Neuen Te&#x017F;ta-<lb/>
mente anfu&#x0364;hren. So &#x017F;aget der Herr:<lb/><hi rendition="#fr">Du &#x017F;ollt deine Tochter nicht zur Hure-<lb/>
rey halten</hi> <note place="foot" n="*)">3 B. Mo&#x017F;. C. 19. v. 29.</note>. Jngleichen: <hi rendition="#fr">es &#x017F;oll keine<lb/>
Hure &#x017F;eyn unter den To&#x0364;chtern J&#x017F;rael, und<lb/>
kein Hurer unter den So&#x0364;hnen J&#x017F;rael</hi> <note xml:id="a34" next="#a35" place="foot" n="**)">5 B. Mo&#x017F;. C. 23. v. 17.<lb/>
Jch weiß gar wohl, daß einige der gro&#x0364;ß-<lb/>
ten Ausleger der Schrift die&#x017F;e Stellen vor-<lb/>
nehmlich auf die ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Go&#x0364;tzen-<lb/>
dien&#x017F;te ziehen, da man zu Ehren gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Gottheiten eine er&#x017F;taunende Menge unzu&#x0364;ch-<lb/>
tiger Per&#x017F;onen hatte, von deren unheiligen<lb/>
Gewerbe man Opfer an&#x017F;chafte, und der<lb/>
Gottheit brachte. Allein ich meyne wichti-<lb/>
ge Ur&#x017F;ache zu haben, die mich bewegen,<lb/>
hier die Spur &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Ma&#x0364;nner zu verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Jch kann mich nicht u&#x0364;berreden, daß<lb/>
die&#x017F;e gar &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Go&#x0364;tzendien&#x017F;te an die<lb/>
Zeiten des Mo&#x017F;es reichen. Die Welt i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw></note>.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0288] §. 11. Aus der Wichtigkeit der Abſichten, welche der weiſeſte Schoͤpfer und Regierer der Welt durch eine ordentliche und unzer- trennliche Ehe zu erhalten ſuchet, laͤſſet ſich auch begreifen, warum Gott ſo gar ſcharfe Geſetze wider alle diejenigen Ver- gnuͤgungen eines gewiſſen ſtarken natuͤrli- chen Triebes, die keine ordentliche Ehe zum Grunde haben, gegeben, und ſo ſehr oft darwider geeifert. Jch will davon ei- nige recht deutliche Stellen, erſtlich aus dem Alten und dann aus dem Neuen Teſta- mente anfuͤhren. So ſaget der Herr: Du ſollt deine Tochter nicht zur Hure- rey halten *). Jngleichen: es ſoll keine Hure ſeyn unter den Toͤchtern Jſrael, und kein Hurer unter den Soͤhnen Jſrael **). Und *) 3 B. Moſ. C. 19. v. 29. **) 5 B. Moſ. C. 23. v. 17. Jch weiß gar wohl, daß einige der groͤß- ten Ausleger der Schrift dieſe Stellen vor- nehmlich auf die hoͤchſt ſchaͤndlichen Goͤtzen- dienſte ziehen, da man zu Ehren gewiſſer Gottheiten eine erſtaunende Menge unzuͤch- tiger Perſonen hatte, von deren unheiligen Gewerbe man Opfer anſchafte, und der Gottheit brachte. Allein ich meyne wichti- ge Urſache zu haben, die mich bewegen, hier die Spur ſo groſſer Maͤnner zu verlaſ- ſen. Jch kann mich nicht uͤberreden, daß dieſe gar ſchaͤndlichen Goͤtzendienſte an die Zeiten des Moſes reichen. Die Welt iſt nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/288
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/288>, abgerufen am 22.11.2024.