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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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Weisesten, daß selbige zu einer von dem
Pharao bestimmten Zeit wieder aufhöre-
ten. Die Nachrichten des Moses melden
ausdrücklich, daß auch dieses den Pharao
verstocket *). Und wenn es an einigen
Stellen **), gleich nach der Aufhebung ei-
ner Plage heisset: aber der Herr verstock-
te das Herz Pharao, daß er sie nicht
lassen wollte,
so ist meiner Einsicht nach
klar, daß der Sinn dieser sey: Der Herr
verstockte eben dadurch, daß er dem
Könige allezeit wieder Luft verschafte,
sein Herz, daß er sie nicht lassen wollte.

Jch halte auch die vielen und schweren
Plagen, so über Pharao und sein Land
verhänget worden, für eine starke Ursache
seiner weitern Verhärtung. Verschiedene
Erfahrungen haben mich belehret, daß sich
Menschen durch widrige Verhängnisse Got-
tes zu dem größten Widerwillen gegen ih-
ren Schöpfer haben brauchen lassen, und
geglaubet, dergleichen müsse ihnen nicht
wiederfahren, und einige stossen in solchen
Umständen recht harte Reden wider den
Heiligsten aus. Besonders sind diesen
Vergehungen solche Personen ausgesetzet,
welche eine grosse Gewalt gehabt, und mit
einem gebieterischen Eigensinne andere be-

herr-
*) 2 B. Mos. C. 8. v. 15. 19. 32. C. 9. v. 34. 35.
**) 2 B. Mos. C. 10. v. 20. 27.

Weiſeſten, daß ſelbige zu einer von dem
Pharao beſtimmten Zeit wieder aufhoͤre-
ten. Die Nachrichten des Moſes melden
ausdruͤcklich, daß auch dieſes den Pharao
verſtocket *). Und wenn es an einigen
Stellen **), gleich nach der Aufhebung ei-
ner Plage heiſſet: aber der Herr verſtock-
te das Herz Pharao, daß er ſie nicht
laſſen wollte,
ſo iſt meiner Einſicht nach
klar, daß der Sinn dieſer ſey: Der Herr
verſtockte eben dadurch, daß er dem
Koͤnige allezeit wieder Luft verſchafte,
ſein Herz, daß er ſie nicht laſſen wollte.

Jch halte auch die vielen und ſchweren
Plagen, ſo uͤber Pharao und ſein Land
verhaͤnget worden, fuͤr eine ſtarke Urſache
ſeiner weitern Verhaͤrtung. Verſchiedene
Erfahrungen haben mich belehret, daß ſich
Menſchen durch widrige Verhaͤngniſſe Got-
tes zu dem groͤßten Widerwillen gegen ih-
ren Schoͤpfer haben brauchen laſſen, und
geglaubet, dergleichen muͤſſe ihnen nicht
wiederfahren, und einige ſtoſſen in ſolchen
Umſtaͤnden recht harte Reden wider den
Heiligſten aus. Beſonders ſind dieſen
Vergehungen ſolche Perſonen ausgeſetzet,
welche eine groſſe Gewalt gehabt, und mit
einem gebieteriſchen Eigenſinne andere be-

herr-
*) 2 B. Moſ. C. 8. v. 15. 19. 32. C. 9. v. 34. 35.
**) 2 B. Moſ. C. 10. v. 20. 27.
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[232/0252] Weiſeſten, daß ſelbige zu einer von dem Pharao beſtimmten Zeit wieder aufhoͤre- ten. Die Nachrichten des Moſes melden ausdruͤcklich, daß auch dieſes den Pharao verſtocket *). Und wenn es an einigen Stellen **), gleich nach der Aufhebung ei- ner Plage heiſſet: aber der Herr verſtock- te das Herz Pharao, daß er ſie nicht laſſen wollte, ſo iſt meiner Einſicht nach klar, daß der Sinn dieſer ſey: Der Herr verſtockte eben dadurch, daß er dem Koͤnige allezeit wieder Luft verſchafte, ſein Herz, daß er ſie nicht laſſen wollte. Jch halte auch die vielen und ſchweren Plagen, ſo uͤber Pharao und ſein Land verhaͤnget worden, fuͤr eine ſtarke Urſache ſeiner weitern Verhaͤrtung. Verſchiedene Erfahrungen haben mich belehret, daß ſich Menſchen durch widrige Verhaͤngniſſe Got- tes zu dem groͤßten Widerwillen gegen ih- ren Schoͤpfer haben brauchen laſſen, und geglaubet, dergleichen muͤſſe ihnen nicht wiederfahren, und einige ſtoſſen in ſolchen Umſtaͤnden recht harte Reden wider den Heiligſten aus. Beſonders ſind dieſen Vergehungen ſolche Perſonen ausgeſetzet, welche eine groſſe Gewalt gehabt, und mit einem gebieteriſchen Eigenſinne andere be- herr- *) 2 B. Moſ. C. 8. v. 15. 19. 32. C. 9. v. 34. 35. **) 2 B. Moſ. C. 10. v. 20. 27.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/252>, abgerufen am 18.05.2024.