Gott zugeeignet wird. Das erste, so ihn mehr verhärtete, war der Befehl Gottes die Jsraeliten ziehen zu lassen, welchen er ihm durch ein Paar niedrige Männer, den Moses und Aaron hinterbringen ließ. Wer die Menschen, und besonders die Natur eines von einer grossen Macht unterstützten Hochmuths kennet, wird gar leicht begrei- fen, daß dieses eine Gelegenheit gewesen, wobey der Hochmuth den Pharao sogleich in Wuth und in die härteste Verstockung gesetzet. Er antwortete daher auch: wer ist der Herr, des Stimme ich hören müsse? und ließ sogleich die Jsraeliten noch mehr ängstigen *). Moses mußte hierauf allerhand Wunder vor Pharao verrichten. Hier trat aber eine neue Ursa- che der Verstockung ein. Es gaben sich Leute an, welche die Wunder Moses auf eine uns unbekannte Art in etwas nach- ahmeten, und dadurch den Pharao verhär- teten **), und Gott ließ dieses zu. Fer- ner suchte Gott den Pharao und sein Land mit allerhand fürchterlichen Plagen heim, um ihn zu beweisen, daß er der Allmäch- tige, und ein König aller Könige sey. Da- mit es aber desto deutlicher in die Augen fallen möchte, daß diese Verhängnisse nicht von ohngefähr gekommen, so beliebete es dem
Wei-
*) 1 B. Mos. C. 5. v. 2. u. f.
**) 2 B. Mos. C. 7. v. 22.
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Gott zugeeignet wird. Das erſte, ſo ihn mehr verhaͤrtete, war der Befehl Gottes die Jſraeliten ziehen zu laſſen, welchen er ihm durch ein Paar niedrige Maͤnner, den Moſes und Aaron hinterbringen ließ. Wer die Menſchen, und beſonders die Natur eines von einer groſſen Macht unterſtuͤtzten Hochmuths kennet, wird gar leicht begrei- fen, daß dieſes eine Gelegenheit geweſen, wobey der Hochmuth den Pharao ſogleich in Wuth und in die haͤrteſte Verſtockung geſetzet. Er antwortete daher auch: wer iſt der Herr, des Stimme ich hoͤren muͤſſe? und ließ ſogleich die Jſraeliten noch mehr aͤngſtigen *). Moſes mußte hierauf allerhand Wunder vor Pharao verrichten. Hier trat aber eine neue Urſa- che der Verſtockung ein. Es gaben ſich Leute an, welche die Wunder Moſes auf eine uns unbekannte Art in etwas nach- ahmeten, und dadurch den Pharao verhaͤr- teten **), und Gott ließ dieſes zu. Fer- ner ſuchte Gott den Pharao und ſein Land mit allerhand fuͤrchterlichen Plagen heim, um ihn zu beweiſen, daß er der Allmaͤch- tige, und ein Koͤnig aller Koͤnige ſey. Da- mit es aber deſto deutlicher in die Augen fallen moͤchte, daß dieſe Verhaͤngniſſe nicht von ohngefaͤhr gekommen, ſo beliebete es dem
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*) 1 B. Moſ. C. 5. v. 2. u. f.
**) 2 B. Moſ. C. 7. v. 22.
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Gott zugeeignet wird. Das erſte, ſo ihn
mehr verhaͤrtete, war der Befehl Gottes
die Jſraeliten ziehen zu laſſen, welchen er
ihm durch ein Paar niedrige Maͤnner, den
Moſes und Aaron hinterbringen ließ. Wer
die Menſchen, und beſonders die Natur
eines von einer groſſen Macht unterſtuͤtzten
Hochmuths kennet, wird gar leicht begrei-
fen, daß dieſes eine Gelegenheit geweſen,
wobey der Hochmuth den Pharao ſogleich
in Wuth und in die haͤrteſte Verſtockung
geſetzet. Er antwortete daher auch: wer
iſt der Herr, des Stimme ich hoͤren
muͤſſe? und ließ ſogleich die Jſraeliten
noch mehr aͤngſtigen *). Moſes mußte
hierauf allerhand Wunder vor Pharao
verrichten. Hier trat aber eine neue Urſa-
che der Verſtockung ein. Es gaben ſich
Leute an, welche die Wunder Moſes auf
eine uns unbekannte Art in etwas nach-
ahmeten, und dadurch den Pharao verhaͤr-
teten **), und Gott ließ dieſes zu. Fer-
ner ſuchte Gott den Pharao und ſein Land
mit allerhand fuͤrchterlichen Plagen heim,
um ihn zu beweiſen, daß er der Allmaͤch-
tige, und ein Koͤnig aller Koͤnige ſey. Da-
mit es aber deſto deutlicher in die Augen
fallen moͤchte, daß dieſe Verhaͤngniſſe nicht
von ohngefaͤhr gekommen, ſo beliebete es dem
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*) 1 B. Moſ. C. 5. v. 2. u. f.
**) 2 B. Moſ. C. 7. v. 22.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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